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„Lug und Trug“

Frächter-Obmann Elmar Morandell wettert gegen die Verschärfung der Tiroler Fahrverbote und sagt, die Bahn als Alternative funktioniere nicht. Warum er die Aufhebung des Nachtfahrverbotes als Lösung sieht.

von Heinrich Schwarz

Nachdem die Tiroler Landesregierung die Lkw-Fahrverbote auf den Autobahnen noch einmal drastisch verschärfte (wir berichteten), brennt bei den Transportunternehmen einmal mehr der Hut. „Die Tiroler lassen nicht mit sich verhandeln. Sie meinen, sie haben Recht“, ärgert sich Elmar Morandell, Obmann der Frächter im Wirtschaftsverband lvh, auch hinsichtlich des wenig erfolgreichen Krisengipfels in Brüssel am Montag.

Und er schüttelt den Kopf: „Wenn die Tiroler zumindest soweit vorgesorgt hätten, dass die Bahn funktioniert.“

Aber dem sei nicht so. Auch die rollende Landstraße sei stark rückläufig, weil die Bürokratie zu groß sei. „Von März bis Mai hat die RoLa – abgesehen davon, dass sie keine Lösung ist, sondern vom Steuerzahler querfinanziert wird – so schleppend funktioniert, dass sie nicht mehr tragbar ist. Und auch die Kosten der RoLa übersteigen bei weitem die Transitgebühr durch Tirol“, erklärt der Frächter-Chef.

Schon vor einigen Jahren habe man den Wunsch deponiert, dass die RoLa 24 Stunden täglich an sieben Tagen der Woche funktioniert.

Welche Lösung sieht der lvh im aktuellen Transit-Dilemma? „Das Nachtfahrverbot in Tirol muss weg, damit der Warenverkehr wie in ganz Europa in der Nacht zirkulieren kann und es somit zu verringerten oder keinen Stausituationen am Tag kommt. Das fordern auch die Industrie und die Handelskammern“, sagt Elmar Morandell.

Und warum sehen das die Tiroler nicht genauso? „Sie beharren auf das Anrecht“, so Morandell, „in der Nacht ruhig zu schlafen. Aber der Lärmpegel eines fahrenden Lkw ist heute nicht mehr nennenswert im Vergleich zur Bahn, die durch Tirol und Südtirol fährt. Auch einen Pkw, der mit 110 oder 120 Stundenkilometern auf der Autobahn fährt, hört man eher als einen Lkw. Das ist alles Lug und Trug – die Eisenbahn ist bei weitem lärmbelastender als der restliche Verkehr.“

Tirol habe immer nur auf sich geschaut, behauptet Morandell, „und wenn sie Maßnahmen ergreifen, dass Pkw-Touristen nicht mehr von der Autobahn ausfahren dürfen, wird der nordeuropäische Gast, der allein durch Tirol mehrere Stunden braucht, bald sicherlich nicht mehr nach Italien, sondern nach Spanien fahren, wo er ungehindert ist.“ Der Gästerückgang sei aber ein Problem von HGV und hds, bringt der Frächter-Obmann die anderen Verbände ins Spiel.

Ob Elmar Morandell auch das wenig konkrete Verhalten von Italien und Deutschland kritisiert? „Wir sind mit Deutschland, Bayern, Italien dahingehend konform, dass wir das Problem gemeinsam lösen müssen. Auch Landesrat Alfreider und die Verkehrskommission unter dem Vorsitz von EU-Kommissarin Bulc sind derselben Meinung. Aber damit ist man auf Granit gestoßen: Die Tiroler interessiert das nicht – sie ziehen ihre Verbote durch, weil sie das dem Wähler versprochen haben.“

Tatsache ist aber auch, dass gemeinsam bisher wenig Konkretes vorzuweisen ist, um das Transitproblem bald in den Griff zu bekommen. Morandell meint: „Ich frage mich, wofür es die Euregio gibt, wenn Tirol dann alleine Maßnahmen ergreift, die wirtschaftshemmend für die gesamte EU sind. Die meisten Güter aus Italien gehen nämlich über den Brenner nach Norden.“

Groß ist der Ärger der Frächter auch über die Ausnahmeregelungen für Tiroler Transportunternehmen: „Ein Tiroler Frächter holt die Waren am gleichen Ort wie der Südtiroler, aber der Südtiroler muss auf der Autobahn stehen und der Tiroler überholt, fährt heim, startet am nächsten Tag mit ein paar Stunden Vorsprung und hat keinen Stau“, erklärt Elmar Morandell.

Sein Fazit: „Wir sind nicht mehr Fernfahrer, sondern Fernsteher geworden. Der Zweitwohnsitz unserer Fahrzeuge ist der Pannen- bzw. der Standstreifen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • andreas

    Letztes Wochenende hätte das verkehrsintensivste des Jahres werden sollen.
    Ist es aber nicht und die Tiroler standen blöd da, weil gar nicht mal so viele zu ihnen wollten, wie sie erhofft hatten.
    Dann wünsche ich den Tiroler mal, dass keiner mehr von der Autobahn abfährt und sie, wie gewünscht, unter sich bleiben können.

    • george

      Sie standen durchaus nicht blöd da – die Tiroler jedenfalls nicht, sondern haben sich gefreut, dass ihre Maßnahmen schneller griffen als die meisten der südlichen und nördlichen „freie Fahrt-Anbeter“ es zu denken gewagt hätten.
      ‚andreas‘, sei nicht immer so verbissen in Dinge und Vorstellungen, die ohnehin häufig anders laufen als du denkst.

  • exodus

    @paulus-1-2-3 Sind Sie noch zu retten? Inzwischen gehen Sie allen Lesern auf den Keks, nur Sie mit Ihrer beschränkten Intelligenz, haben das noch nicht mitbekommen. Sie sind eindeutig ein Fall für
    die Psychiatrie, nebenbei müssen Sie auch sehr dumm und ungebildet sein. Mein Urteil ist das Ergebnis Ihres unmöglichen Benehmens! Schade, dass die TZ Ihre Schreiberei nicht unterbindet.

  • exodus

    @paulus Bezüglich Hungerlohn, muss ich Sie leider enttäuschen, aber das geht Sie überhaupt nichts an! Nebenbei erwähnt, ich habe Ihnen nicht das Du angeboten, Sie Tölpel!!

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