„Selbst ist die Bäuerin“
Was in vielen anderen Bereichen schwer fällt und die Politik mit der Quotenregelung zu lenken versucht, gelingt offenbar in der Landwirtschaft fast von allein: Eine männliche Domäne wird weiblicher.
Wer ist hier am Hof der Bauer? Diese Frage ist, speziell in den Südtiroler Obstbaugebieten, immer öfter – falsch gestellt. Denn immer mehr sind es Frauen, die eine Landwirtschaft übernehmen und somit „der Bauer“ sind oder besser: „die Bäuerin“.
Was in vielen anderen Bereichen schwer fällt und die Politik mit der Quotenregelung zu lenken versucht, gelingt offenbar in der Landwirtschaft fast von allein: Eine männliche Domäne wird weiblicher.
„Eigentlich wollte ich nie Bäuerin werden, nie im Freien arbeiten müssen. Aber in den Apfelwiesen ist es einfach nur schön“, strahlt Judith Mathà vom Grieserhof in Nals mit der Sonne um die Wette. Seit zwei Jahren ist die 27-jährige Judith Jungbäuerin und liebt ihre Arbeit über alles. Gemeinsam mit ihren Eltern bearbeitet sie 9,5 Hektar und baut ein breites Sortiment an Äpfeln an. Sie kümmert sich um den Urlaub auf dem Bauernhof, führt das digitale Betriebsheft oder als Apfelbotschafterin die Gäste über Hof und Wiesen.
Judith ist eine von 2.800 Frauen in der Südtiroler Landwirtschaft, die einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen und weiterführen. Die alteingesessene Tradition, dass der Sohn den Hof übernehmen muss, trifft vielfach nicht mehr zu. „Heutzutage ist es nicht mehr so, dass automatisch der älteste Sohn den Hof übernimmt, sondern der- oder diejenige, die die größte Begeisterung mitbringt und sich frühzeitig in den Hofbetrieb einbringt“, führt Landesbäuerin Antonia Egger aus.
Mit 27 % weiblicher Führung liegt die Landwirtschaft an der Spitzenposition. Kein anderer Sektor weist so viele Frauen in der Führungsposition auf. Warum stellen Frauen gerade in der Landwirtschaft so gerne ihre Frau? Dafür gibt es nach Meinung von Egger mehrere Gründe. „Frauen bringen genauso Begeisterung für die Landwirtschaft mit wie Männer. Sie haben ein gutes Durchhaltevermögen und sind häufig mutig genug, um etwas Neues zu beginnen. Die Mechanisierung macht es vor allem Frauen leichter, einen Hof zu führen. Zudem sind sie bereit, sich das notwendige Wissen anzueignen“, so Egger.
Dass eine landwirtschaftliche Grundausbildung wichtig ist, ist für die Wahl der Schule ausschlaggebend. „Buben und Mädchen besuchen eine landwirtschaftliche Oberschule aus denselben Gründen: Interesse für landwirtschaftliche Themenbereiche, für Naturwissenschaften oder auch künftige Berufsmöglichkeiten“, erklärt der Direktor der Wirtschaftsfachoberschule Auer Franz Tutzer. 30 % der Schüler, welche 2018/19 die Wirtschaftsfachoberschule besuchten sind weiblich. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, die Tendenz ist gleichbleibend.
Aufholbedarf in der Frauenquote besteht noch in den Gremien der Obstwirtschaft. „Wir sehen mit Genugtuung, dass immer mehr Frauen einen Hof übernehmen und sich mit ihren Ideen und ihrer Begeisterung in die Landwirtschaft einbringen. Allerdings würden wir uns auch wünschen, dass mehr Frauen bereit wären in den Gremien Verantwortung zu übernehmen“, meint Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums.
Für Judith vom Grieserhof war es die richtige Entscheidung, ihren Büro-Job gegen die Apfelwiesen einzutauschen: „Jeder Tag zwischen meinen Apfelbäumen ist ein gelungener Tag.“
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Kommentare (9)
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semperoper
Dieser Artikel ist in die Rubrik „Sommerloch“ einzuordnen. Sowas ist nun wirklich kein Thema mehr. Einen Hof mit fast 10 Hektar Obstbau vererbt zu bekommen und ihn weiterzuführen, ist nun wahrlich keine Leistung für einen Medienartikel (ohne dabei den Einsatz der Frau Mathà schmälern zu wollen – aber Einsatz zeigen müssen wir alle).
semperoper
Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich jemand durch eine simple Feststellung persönlich angegriffen fühlt. An alle, die mich nicht kennen, aber mir hier trotzdem Sozialneid oder sonst was vorwerfen: bitte sachlich bleiben und lesen, was ich geschrieben habe. Weder habe ich der Jungbäuerin meinen Respekt abgesprochen noch ihr irgendwelche Beitragsmachenschaften unterstellt (das haben andere getan). Aber ich wiederhole: sowas ist keinen Medienartikel wert. Dann müssten wir 264.000 Artikel für ebensoviele Erwerbstätige in Südtirol schreiben. Nebenbei eine Frage an die Redaktion: warum ist bei diesem Artikel kein/e Verfasser/in angegeben?
P.S: Ich weiß zwar nur ansatzweise, was es heißt, 10ha Obstwiesen in Tal- oder Hanglage zu bearbeiten, aber ich weiß genau, was es heißt, 2 ha Grünwiese in Steillage zu bearbeiten.