Brief ohne Träger
Der Postdienst funktioniert in Südtirol mehr schlecht als recht. Sexten leidet ganz besonders unter diesem Problem. Briefe und Zeitungen bleiben tagelang im Postamt von Toblach liegen.
von Silke Hinterwaldner
Im Postamt von Toblach stapeln sich Zeitungen, Zeitschriften und Briefe. Die meisten von ihnen sind nach Sexten adressiert, aber es scheint niemanden zu geben, der sich der Aufgabe annimmt und diese Briefe und Postwurfsendungen austrägt.
Das Problem ist nicht neu: Seit vor Monaten der Postdienst in Südtirol umstrukturiert wurde, mehren sich die Klagen darüber, dass der Service nicht mehr funktioniert: Die Post kommt spät, an manchen Tagen gar nicht. So bleiben nicht nur mitunter wichtige Briefe, sondern auch die Zeitungen liegen. Bisher hat der Aufschrei und das Engagement der Politik aber offenbar gar nichts gebracht – wie sich in Sexten eindrucksvoll zeigt.
„Es gibt ständig neue Briefträger“, sagt der Bürgermeister, „deshalb wird alles immer wieder falsch zugestellt. Manchmal kommt die Zeitung erst am Nachmittag, manchmal kommt sie gar nicht.“ Fritz Egarter hat in den vergangenen Wochen und Monaten allerhand Klagen von Seiten der Bevölkerung bekommen, der Bürgermeister von Sexten hat dann auch versucht bei den zuständigen Stellen zu intervenieren. Leider ohne Erfolg. Man werde sich bemühen, hieß es immer wieder, aber es gebe eben zu wenig Personal. Zumindest für die Zustellung der Post in die Gemeindeämter hat man eine Lösung gefunden: Weil sich das Postamt im untersten Stock des Rathauses befindet, geht man Briefe, Zeitungen und Pakete dort jeden Tag selbst abholen.
„Viele wagen schon gar nicht mehr zu hoffen, dass es wieder besser wird“, sagt Bürgermeister Egarter, „deshalb kann man wohl nur empfehlen, zumindest die Zeitung am Kiosk zu holen. Zu Hause wartet man oft vergeblich auf den Briefträger.“
Im Postamt von Toblach sammeln sich Tag für Tag Briefe und Zeitungen für den Großraum zwischen Gsies und Sexten. Dort wird die Post dann sortiert und die Briefträger sollten – im Normalfall – dafür sorgen, dass alles am selben Tag seinen Empfänger erreicht. Bereits in den vergangenen Monaten ist das zusehend schwieriger geworden. Jetzt im Sommer, wo viele der Angestellten im Urlaub sind, spitzt sich die Situation zu. Fällt einer der ortskundigen Briefträger aus, gibt es manchmal gar keinen Ersatz. In Toblach sind aber mittlerweile einige Angestellte oder über Kurzzeitverträge Engagierte im Einsatz, die sich offensichtlich schwer tun mit der Auslieferung. Sie wissen nicht wohin mit der Post und nicht alle nehmen die Aufgabe ernst. Während andere auch Überstunden einschieben, um den Service zu garantieren, bleibt derzeit vor allem die Post nach Sexten in Toblach liegen (siehe nebenstehendes Bild). Das ist auch der Arbeitsmoral der anderen 15 Angestellten nicht zuträglich. „Keiner tut etwas gegen diese Zustände“, sagt ein Briefträger, „alle sagen nur, ihnen seien die Hände gebunden.“ Deshalb tue man sich auch immer schwerer einheimisches, zweisprachiges Personal zu finden. Niemand will mehr zu Post. Als vor zwei Tagen ein hochrangiger Postbediensteter aus Mestre nach Toblach gekommen war, hatte man anfangs noch die Hoffnung, dass er wichtige Entscheidungen treffen könnte, um den Dienst zu verbessern. Aber auch dieser Besuch brachte nichts.
Und auf Ester Demetz, Chefin der Post in Südtirol, hat man in Toblach bislang vergeblich gewartet. Die TAGESZEITUNG hat die Postchefin telefonisch erreicht. Aber Ester Demetz darf nicht Auskunft geben. Dafür ist die Presseabteilung der Post zuständig.
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Kommentare (3)
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meinemeinung
nicht nur in Toblach oder Sexten ,überall im Lande Südtirol (von Nord ,Süd ,West und Osten) fehlt es gewaltig mit der Zustellung der Post und diese Frau Dementz sollte Ihre Arbeit wechseln und als Lehrling arbeiten ,damit Sie lernen kann wie solche Sachen zu organisieren sind.
Ihr Lohn past sicher