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Warten auf den Hausarzt

Menschenschlange vor dem Sitz des Sanitätssprengels: Wieder warten

Am Montag hat sich vor dem Sitz des Sanitätssprengels in Bruneck wieder eine lange Menschenkette gebildet: Weil Hausarzt Hannes Mutschlechner seine Praxis aufgeben wird, haben sich viele aufgemacht, um einen der wenigen freien Plätze bei einem anderen Ärztin zu ergattern.

von Silke Hinterwaldner

Die Bilder wiederholen sich. Am Montag hat sich im Paternsteig in Bruneck vor dem Sitz des Sanitätssprengels eine lange Menschenschlange gebildet. Der Grund: Hunderte von Bruneckerinnen wollten eine neue Hausärztin wählen.

Denn: Ihr Hausarzt Hannes Mutschlechner hatte angekündigt, seine Praxis in Bruneck bald aufgeben zu wollen. Dazu kam, dass mit 1. Juli andere Hausärztinnen ihre Patientinnenquoten erhöhen mussten. Wer bis zu diesem Termin eine Obergrenze an Patientinnen festgelegt hatte, muss nun neue Patientinnen dazu nehmen. Aber die frei gewordenen Plätz dürften bald belegt gewesen sein.

Dabei war noch gar kein offizieller Termin für eine neue Hausarztwahl festgelegt worden. Hausarzt Mutschlechner hatte seinen Patientinnen lediglich mündlich von seinem Abschied berichtet, eine offizielle Kündigung liegt dem Sanitätsbetrieb noch nicht vor. Bislang hat Mutschlechner 1.200 Patienten in Bruneck versorgt, gestern dürften sich rund 300 bis 400 davon zum Sitz des Sanitätssprengels aufgemacht haben, um eine neue Hausärztin zu wählen.

Die Situation in Bruneck bleibt angespannt. Zur Erinnerung: Im September vergangenen Jahres hatte sich bereits in den frühen Morgenstunden eine lange Menschenkette vor dem Sanitätssprengel gebildet, nachdem Hausarzt Sebastian Gutwenger seine Tätigkeit aufgelassen hatte. Dass es nun noch einmal zu einer ähnlichen Situation kam, war so nicht vorhersehbar und auch nicht nötig, sagt Walter Amhof, Verwaltungsdirektor im Sanitätsbetrieb Bruneck. „Denn“, erklärt er, „die Menschen müssen nicht Schlange stehen, sie können eine neue Hausärztin auch per Mail wählen.“ Trotzdem bleibt es verständlich, dass die Menschen sich darauf nicht verlassen wollten, sondern lieber auf Nummer Sicher gehen und sich direkt zum Anmeldebüro aufmachten.

„Dass Hausarzt Mutschlechner aufhört, ist sehr bedauerlich“, sagt Amhof, „mit ihm verlieren wir einen jungen, sehr engagierten Hausarzt.“ Eine Nachfolgerin gibt es derweil noch nicht. Erst nachdem Hannes Mutschlechner offiziell seine Kündigung eingereicht hat, kann der Sanitätsbetrieb mit der formellen Suche nach einer neuen Hausärztin beginnen. „Das ist alles sehr kompliziert“, sagt Amhof, „wir sind an Verträge und an Vorgehensweisen gebunden, die sehr aufwändig und mühsam sind.“ Nicht nur in Bruneck gibt es ein ständiges Kommen und Gehen bei den Hausärztinnen. Grundsätzlich aber gilt, dass Allgemeinmedizinerinnen in Bruneck und Umgebung Mangelware sind und wohl auch bleiben werden. Zwar konnte man in den vergangenen Monaten mit Paul Gufler in Pfalzen einen Neuzugang verzeichnen, aber die Plätze sind und bleiben hart umkämpft. „Die Situation wird sich weiter verschlechtern“, sagt denn auch Walter Amhof, „leider fehlen uns Hausärztinnen.“ Das wissen auch die Bürgerinnen. Sie machten sich sofort auf, um nach einem Ersatz zu suchen, denn die am 1. Juli frei gewordenen Plätze sind begrenzt. Und mittlerweile wohl allesamt belegt – wie sich an der langen Schlange gestern vor dem Sitz des Sanitätssprengels gezeigt hat.

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