Trabi am Berg

Fotos: Facebook/ Der Hüttentrabbi
Eine Jubiläumsaktion anlässlich 120 Jahre Zwickauer Hütte sorgt für Stunk: Ein Trabi wurde per Hubschrauber auf die Zwickauer Hütte geflogen.
von Karin Gamper
Großer Bahnhof herrschte am Samstag in Pfelders in Hinterpasseier. Per Hubschrauber wurde ein Trabant, Kultauto der Ex-DDR, auf die knapp 3.000 Meter hoch gelegene Zwickauer Hütte geflogen. Sogar ein Fernsehteam des TV Westsachsen war vor Ort, um die Aktion filmisch zu dokumentieren.
Der Hintergrund ist bald erklärt: die landeseigene Zwickauer Hütte, vor 120 Jahren vom Alpenverein Zwickau errichtet, feiert heuer Jubiläum. Im Juli findet ein großer Festakt statt, zu dem sich eine Delegation aus Sachsen angekündigt hat. Möglicherweise wird sogar der Ministerpräsident erscheinen. Die Stadt Zwickau und Pächter Heinz Leitner haben sich deshalb eine besondere Jubiläumsaktion ausgedacht. Ein Trabi, Wahrzeichen der einstigen Automobilhochburg des Ostens, soll über den Sommer am Schutzhaus ausgestellt werden. Die Motorhaube wurde von einem Künstler gestaltet. Nach Saisonsende soll das Fahrzeug wieder zu Tal geflogen und für einen guten Zweck versteigert werden.
So weit die gut gemeinte Idee hinter der Trabi-Aktion, die jetzt allerdings für einigen Wirbel sorgt. Die Zwickauer Hütte steht nämlich im Naturschutzgebiet Texel und in der Gemeinde Moos in Passeier, die sich als „Alpine Pearl“ dem sanften Tourismus verschrieben hat. Vermögenslandesrat Massimo Bessone verurteilt denn auch mit deutlichen Worten den Heli-Transport des Pkw. „Das ist nicht die Vision, die die Landesregierung von den Schutzhäusern und den Bergen im allgemeinen hat“, ließ er per Pressemitteilung wissen. Als Jubiläumsbotschaft sei die Auto-Aktion „vollkommen falsch“. Bessone: „Die Berge sind kein Luna Park, man muss ihnen mit Respekt und Achtung begegnen“.
Hüttenwirt Heinz Leitner kann die Aufregung nicht verstehen. Er erklärt, wie die Idee zu der Trabi-Aktion entstanden ist: „Im vergangenen Jahr habe ich mit einigen Gästen aus Zwickau über das 120-Jahr-Jubiläum gesprochen und daraus hat sich die Idee mit dem Trabi entwickelt“. Die Stadt Zwickau sei begeistert davon gewesen und habe die Kosten übernommen. In den sächsischen Medien sei um die Jubiläumsaktion viel Aufhebens gemacht worden. „Es sind alle mit großer Begeisterung dabei“, versichert Leitner. Dass nun in Südtirol daraus eine Polemik entstehe, habe er sich nicht erwartet: „Das Auto fährt ja nicht herum und verschmutzt die Berge, sondern es wird für einen guten Zweck ausgestellt“, wundert er sich und verweist auf mehrere Hütten in Gröden, die als Schauraum für Luxusautos dienten. Darüber rege sich niemand auf. Der Trabi dagegen stelle einen Bezug zwischen der Zwickauer Hütte und Zwickau her.
Argumente, die Landesrat Massimo Bessone nicht gelten lässt. Er lädt Südtirols Hüttenwirte generell dazu ein, von solchen Aktionen Abstand zu nehmen. Im konkreten Fall lässt der Lega-Landesrat nun prüfen, ob der Passeirer Hüttenwirt vom Land zur Entfernung des Pkw verpflichtet werden kann.
Kommentare (23)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.