Winnetous Rückkehr
Seit acht Tagen ist Harry Oberlechner wieder Häuptling in seinem Indianerdorf in Gais. Welche Lösung gefunden wurde.
von Eva Maria Gapp und Silke Hinterwaldner
Im Grunde müsste Harry Oberlechner jetzt überglücklich sein. Aber die Odyssee der vergangenen Jahre wirkt noch nach – sowohl emotional als auch finanziell. Denn: Im August 2017 musste der Häuptling aus Gais sein Indianerdorf von einem Tag auf den anderen zusperren. Seitdem hat er mit Unterstützung seiner Anhänger und der Gemeindeverwalter dafür gekämpft das Dorf wieder eröffnen zu dürfen. So ein Kampf kostet viel Energie und auch viel Geld: Zum einen musste Harry Oberlechner trotz des Geschäftsausfalls immer den Wirtschaftsberater oder die Architekten und Geometer bezahlen. Zum anderen war nie klar, wie es weitergehen soll und kann.
So ein Kampf kostet viel Energie und auch viel Geld: Zum einen musste Harry Oberlechner trotz des Geschäftsausfalls immer den Wirtschaftsberater oder die Architekten und Geometer bezahlen. Zum anderen war nie klar, wie es weitergehen soll und kann. „Mein Wunsch“, sagt Harry Oberlechner, „wäre es freilich, wenn ich bis zu meiner Pensionierung hier bleiben könnte. Ob das gelingt, kann wohl noch niemand sagen. Das liegt auch an der vielen Bürokratie.“ Mittlerweile ist der Indianerhäuptling umgezogen. Seine Zelte – oder vielmehr sein Zelt – hat er nun rund 50 Meter weiter im Norden aufgestellt. Aber noch immer sind nicht alle bürokratischen Hürden genommen. Oberlechner muss noch den Pachtvertrag abschließen, aber zumindest hat er seit acht Tagen die Genehmigung für seinen kleinen Betrieb in der Tasche.
Jetzt darf er wieder mit Familien Bootsfahrten auf der Ahr machen und auf den Spuren Winnetous mit den Kindern durch die Wälder streifen. Aber ganz leicht ist es nicht. „Wenn man zwei Jahre lang nichts tun konnte“, sagt er, „dann muss man wieder beinahe bei Null anfangen. Alles aufbauen, ein bisschen Werbung machen und hoffen, dass es sich herumspricht.“ Oberlechner hat mittlerweile zwar einige Anfragen, aber noch herrscht nicht Hochbetrieb im Indianerdorf von Gais. Dabei war der Abenteuerpark Winnetou immer ein Herzensprojekt des Häuptlings Oberlechner. „Dafür lebe ich“, sagt er.
An die Zeit unmittelbar nach der Schließung im August 2017 erinnert sich Oberlechner ungern zurück: „Es war wirklich keine schöne Zeit für mich. Ich habe finanzielle Probleme bekommen“, sagt er. Nach der Schließung kehrte er deshalb wieder in seinem alten Job zurück, den er eigentlich hinter sich lassen wollte. Oberlechner arbeitete jahrelang als Seilbahnmonteur. Er kämpfte währenddessen aber weiter und gab seinen Traum nicht auf: „Ich habe immer an das Indianerdorf geglaubt und nie aufgegeben. Ich liebe die Natur und das Arbeiten mit Erwachsenen und Kindern. Deshalb stecke ich auch so viel Herz, Arbeit, Mühe und Leidenschaft in dieses Projekt hinein“, sagt er.
Der Bürgermeister von Gais Christian Gartner ist erfreut: „Nun sind alle bürokratischen Hürden, die damals ein Problem waren, aus dem Weg geräumt. Ich bin froh, dass Herr Oberlechner entschieden hat, weiterzumachen und umzusiedeln.“ Das zentrale Problem vor mehr als zwei Jahren war, dass ihm die Gemeinde Gais zwar eine mündliche Aufenthaltsgenehmigung für das Indianderdorf nahe der Ahr gegeben hatte, aber dann das Veto des Landes kam. Weil die Zone in das Außenschutzgebiet fällt, gab es keine Genehmigung für den Abenteuerpark. Die Konsequenz: Das Indianerdorf musste wieder abgebaut werden. Die neue Version ist etwas kleiner ausgefallen. Das hat auch damit zu tun, dass Harry Oberlechner immer noch ein wenig Sorge hat, dass alle Mühe umsonst gewesen sein könnte. Er sagt aber auch: „Ich brauche nicht so viel.
Schließlich möchte ich vor allem mit den Menschen in die Natur hinausgehen.“ Er blickt nun positiv in die Zukunft: „Es waren bereits Familien bei mir, ganz liebe Menschen, die mir tolles Feedback gegeben haben. Ich bin unendlich dankbar, dass ich meinen Traum weiter verfolgen kann.“ Und der Bürgermeister erklärt: „Uns ist das Projekt immer schon am Herzen gelegen. Denn wir sehen einfach, mit wie viel Gefühl er an die Sache herangeht und wie viel im die Natur bedeutet.“
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