Drehkreuz vor der Kirche
Das Kirchlein in Ranui in St. Magdalena/Villnöß wird von Touristen überrannt. Die Besitzer des Ranuihofes haben nun ein Drehkreuz aufgestellt, um sich gegen die Turbo-Touristen zu wehren.
von Markus Rufin
Das Kirchlein in Ranui in der Fraktion St. Magdalena/Villnöß ist eine mittlerweile berühmt gewordene Touristenattraktion. Die Kirche zählt nämlich zu den beliebtesten Fotomotiven in Südtirol. Fotografiert man die Kirche von der richtigen Seite aus, sind dahinter die Geisler zu sehen. Ohne Frage ein beeindruckendes Bild.
Doch es gibt ein Problem: Die Kirche gehört dem Ranuihof, ist also im Privatbesitz. Die Besitzer des Kirchleins, die Familie Runggatscher, hatten in den letzten Jahren aber eher unter den Touristenstrom zu leiden, als dass sie davon profitierte.
Denn viele der Touristen waren nur auf ein Foto aus. Touristen, die in der Hochsaison in Scharen ankamen, zeigten wenig Respekt. Sie liesen Müll liegen, zertrampelten die Wiesen und parkten Zufahrten zu. Vor allem bei Asiaten scheint die Kirche sehr beliebt zu sein. Das ist schon alleine daran zu erkennen, dass sofort asiatische Schriftzeichen aufscheinen, wenn man Ranui in die Suchmaschine Google eingibt.
Die Familie Runggatscher hat bereits viel versucht: Durchfahrtsverbote, Warnschilder, sogar ein Besucherpfad mit einem Elektrozaun als Absperrung wurde angelegt. Doch das alles half offensichtlich nur wenig.
Denn jetzt steht in Ranui plötzlich ein großes Drehkreuz, wie man es aus U-Bahn-Stationen in Metropolen oder Fußballstadien kennt (siehe Foto). Es handelt sich dabei offensichtlich um ein Drehkreuz, dass nur gegen Bezahlung passiert werden kann.
Da die Kirche und auch der Weg in Privatbesitzsind, wussten weder Bürgermeister Peter Pernthaler noch der Tourismusverein etwas von dem Drehkreuz, dass erst vor zwei Tagen aufgestellt wurde. Das müssen sie freilich auch nicht. Alleine die Familie darf entscheiden, wie sie mit den Touristen umgeht.
Wie viel das Passieren des Drehkreuzes kostet, oder was mit dem Geld getan wird, ist nicht bekannt. Die Familie war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die TAGESZEITUNG hat aber erfahren, dass es die Familie war, die das Drehkreuz aufstellen lies. Eines scheint aber klar: Die Familie Runggatscher hat endgültig genug von den Turbo-Touristen, die scheinbar keine Privatsphäre kennen und Privateigentum nicht respektieren.
In Villnöß trifft die Maßnahme auf viel Zustimmung. Viele der Einheimischen, wissen darüber Bescheid, wie es in Ranui abläuft und sahen darin die einzig verbliebene Maßnahme.
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Kommentare (16)
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esmeralda
Ich finde es gerechtfertigt, dass die Besitzer versuchen, den massiven Andrang mit einem Eintrittsgeld zu limitieren. Wird überall so gemacht, auch für Venedig ist es gerechtfertigt. Das Drehkreuz, wie es die Tageszeitung nennt, schaut zwar nicht besonders schön aus, aber sonst gibt es keine Handhabe.
kritiker
Reine Selbstverteidigung
george
Zuerst groß mit solchen Objekten für „Naturerbe“ bzw. 10 Jahre lang intensiv für „Weltnaturerbe“ werben und gleichzeitig die Natur zertrampeln lassen. Ökologie (Biodiversität, Vielfältigkeit usw.) respektieren und die Naturvielfalt vor die Ökonomie setzen, das ist die Devise, dann funktioniert die Wirtschaft (Ökonomie) in Verknüpfung mit der Ökologie ohne weiteres recht gut. Aber wenn man darunter am Ende immer nur „Geldbeutel“ versteht, dann funktioniert das auf die Dauer nicht.