Der Agrimport-Konkurs
Die Anklage fordert im Prozess zum Konkurs der Firma Agrimport vier Jahre Haft für den Anwalt und Ex-Etschwerke-Präsidenten Giuseppe Avolio.
Von Thomas Vikoler
Es geht nicht allein um Spritzmittel-Patente. Die sind für die Anklage lediglich ein Teil des finanziellen Schadens, den die beiden Angeklagten angerichtet haben.
Über die Firma Orcus GmbH, im Jahre 2012 von Matteo Sordi, einem früheren Angestellten der Firma Agrimport, und dem Rechtsanwalt Giuseppe Avolio, vormals Rechtsberater von Agrimport, gegründet worden war.
Kurze Zeit nachdem Agrimport in Konkurs gegangen war.
In einem langwierigen und umkämpften Hauptverfahren zum Vorwurf des betrügerischen Bankrotts gegen Sordi und Avolio wurden gestern am Landesgericht die Plädoyers gehalten. Die Staatsanwaltschaft beantragte jeweils vier Jahre Haft für die beiden Angeklagten, die Verteidigung einen Freispruch.
Das Urteil wird vom Richtersenat unter Vorsitz von Carlo Busato am 12. Juli verlesen.
Gestern fasste Ankläger Axel Bisignano die Vorhaltungen gegen Sordi und Avolio, dem früheren Etschwerke-Präsidenten, noch einmal zusammen: Die beiden 50-Prozent-Eigentümer der Firma Orcus hätten sich nicht nur – um die beschiedene Summe von 5.000 Euro – 58 Patentrechte für Spritzmittel unter den Nagel gerissen, sondern gleich einen ganzen Betriebszweig von Agrimport, die Spritzmittel-Sparte. An Orcus gingen – diesmal ohne finanzielle Gegenleistung – auch ein Teil des Kundenstocks von Agrimport und sogar eine Sekretärin.
Dies, nachdem ein Plan Avolios, den Betriebszweig zu verkaufen um damit Geld für die Agrimport-Gläubiger zu beschaffen, nicht umgesetzt worden war. Also hätten sich Sordi und Avolio, quasi zum Nulltarif, die Spritzmittel-Sparte aus der Konkursmasse abgezwackt, betonte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer.
Die Verteidigung, vertreten u.a. durch den aus dem SEL-Prozess bekannten Rechtsprofessor Alessandro Melchionda, hält die Vorwürfe der Anklage für unbegründet. Der Wert der Patente sei äußerst gering gewesen. „Agrimport sah die Orcus GmbH als eine Art Joint Venture, damit die Patentrechte weitergeführt werden konnten“, erklärt Melchionda, „allein Matteo Sordi hatte die rechtlichen Voraussetzungen, dies zu tun“. Eine Veräußerung der Patentrechte sei anders nicht möglich gewesen.
In den Prozess haben sich die Erben des früheren Agrimport-Chefs Franco Signori eingelassen.
Solle Giuseppe Avolio wegen betrügerischen Bankrotts rechtskräftig verurteilt werden, würde er mit Sicherheit seine Zulassung als Anwalt verlieren. Aber zunächst muss erst einmal das erstinstanzliche Urteil gesprochen werden.
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