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Keine Kronplatz-Millionen

Das Land wird für das Museum am Kronplatz nicht wie geplant die äußerst umstrittenen drei Millionen Euro an Förderbeitrag ausbezahlen. Hintergrund des unerwarteten Rückziehers ist wohl die Angst vor dem Rechnungshof.

von Silke Hinterwaldner

Dieses Thema behagt Werner Schönhuber gar nicht. Wenn es um die Diskussion rund um den Förderbeitrag von drei Millionen Euro für das Museum in der alten Bergstation am Kronplatz geht, dann wird der Präsident der Kronplatz Seilbahn AG etwas wortkarg.

Dabei ist in diesem heftig umstrittenen Fall von Museumsförderung nun eine radikale Kehrtwende vollzogen worden: Der Beitrag wird nicht ausbezahlt.

„Wir haben schlussendlich erst gar nicht darum angesucht“, sagt Präsident Schönhuber. Aber wie kann das sein? Wie ist es möglich, dass eine Gesellschaft auf so viel Geld verzichtet? Was steckt hinter diesem Rückzug?

Der Reihe nach: Nachdem einige Monate zuvor die ersten Gespräche gestartet waren, hat das Land Südtirol am 7. Februar 2017 das Gesetz zur Förderung von Museen abgeändert. Erst später wurde klar, welche Absicht dahinter steckte. Bis dahin war es nicht möglich einer privaten, gewinnorientierten Gesellschaft derlei Fördermittel zukommen zu lassen. Aber mit der Neuregelung konnte auch die Kronplatz AG um einen Beitrag beim Land ansuchen, schließlich war man im Begriff ein Museum für Bergfotografie entstehen zu lassen. „Wir haben einen Beitrag gewährt“, sagte der damals zuständige Landesrat Florian Mussner gegenüber der TAGESZEITUNG,  „weil die Landesregierung der Meinung ist, dass dieses kulturelle Projekt förderungswürdig ist.“

Aber diese großzügige Förderpolitik für ein Museum am Kronplatz erschütterte die Kulturszene. Denn während andere Projekte nur mühsam an Beiträge kommen, lief das Projekt am Kronplatz offenbar über eine Vorzugsschiene. Eigefädelt hat das Ganze Christian Tschurtchenthaler, damals Landtagsabgeordneter und einer jener Männer, die die zündende Idee für die Nachnutzung der mittlerweile 23 Jahre leer stehenden Bergstation hatte.

Ende Februar 2017 hatten die Gemeinderäte von Bruneck einstimmig beschlossen, dass für den Bau des Museums am Kronplatz ein Beitrag über den Haushalt der Gemeinde ausbezahlt werden kann. Damals aber wusste wohl noch kaum jemand Bescheid darüber, wie hoch die Finanzspritze ausfallen sollte und unter welchen Umständen die Vergabe vor sich gehen sollte.

Nach dem Protest vieler Kulturschaffender im Land, mussten sich zumindest einige Mitglieder im Gemeinderat vorgeführt fühlen. Aber erst sehr viel später, als eigentlich alles schon unter Dach und Fach war, wagten einige Gemeinderäte der Opposition einen großen Schritt. Am 31. August 2018 haben Cornelia Brugger,
Walter Huber,
Christina Niederkofler Cont, Hans Peter Niederkofler,
Claudia Renzler
und Johanna Schmiedhofer Ganthaler einen Brief an den Rechnungshof aufgesetzt. Darin heißt es: „Wir melden angesichts der Höhe des Beitrags sowie der Begleitumstände Zweifel an der Wahrung des öffentlichen Interesses an.“ Und weiter:

„Die Landesregierung hat im Nachtragshaushalt 2018 einen Beitrag im Ausmaß von drei Millionen Euro für das derzeit im Bau befindliche Museum für Bergfotografie auf dem Gipfel des Kronplatzes vorgesehen. Der Beitrag soll an die Gemeinde Bruneck ausgezahlt werden, die ihn an die Kronplatz Seilbahn AG weitergibt, auf der Grundlage des Gemeinderatsbeschlusses vom 22.02.2017.“

Dieses Schreiben an den Rechnungshof hat noch die allernetzten schlafenden Löwen geweckt. Es ist anzunehmen, dass die Kronplatz Seilbahn AG nicht ganz freiwillig auf so viel Geld verzichtete. Vielmehr soll von höchster Stelle in der Landesregierung die Weisung gekommen sein, doch nicht die noch fehlenden Unterlagen einzureichen, um den Beitrag über drei Millionen Euro ausbezahlt zu bekommen.

Der Hintergrund: Beim Land hatte man große Sorge, dass der Rechnungshof der Argumentation der Gemeinderäte folgen könnte und das Land verurteilt würde.

Wohl schweren Herzens hatte man bei den Seilbahnen dieser Weisung Folge geleistet: Schließlich hatten die Macher des Museums am Kronplatz stets betont, dass die Einrichtung nur dann realisiert werden könnte, wenn das Land drei Millionen beisteure.

Ganz ohne Gegenleistung ist der Verzicht auf so viel Geld wohl nicht vonstatten gegangen: Das auf diese Weise verloren gegangene Geld soll über eine andere Schiene doch noch ausbezahlt werden – zumindest teilweise. Die Museumsstruktur am Kronplatz soll nun in eine Stiftung umgewandelt werden. „Damit hoffen wir um einen jährlichen Führungsbeitrag beim Land ansuchen zu können“, sagt Werner Schönhuber, „so wie es viele andere Stiftungen im Land auch tun.“ Voraussetzung, um in den Genuss eines solchen Führungsbeitrages zu kommen, ist allerdings, dass die Stiftung Verluste schreibt. Wird am Ende eines Geschäftsjahres kein Verlust ausgewiesen, gibt es auch keinen Führungsbeitrag vom Land – insofern gilt es abzuwarten, welche Abschlussrechnung das Museum heuer vorlegt.

„Es ist leider nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten“, sagt Werner Schönhuber. Und: „Wir wollten nicht auf Konfrontation gehen. Schließlich haben wir auch den guten Ruf der Gesellschaft zu verteidigen.“

 

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