Mehrsprachige Schule
Die Grünen habe einen Gesetzentwurf präsentiert, der die Einführung von mehrsprachigen Klassen in Schulen und Kindergärten als Zusatzangebot vorsieht. Kritik an diesem Vorhaben kommt von der Süd-Tiroler Freiheit.
von Lisi Lang
Die Grünen starten einen zweiten Anlauf: Gestern haben Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler einen Gesetzentwurf präsentiert, der die Einführung von mehrsprachigen Abteilungen in Schulen und Kindergärten als Zusatzangebot vorsieht. „Auch heuer war das Thema der Einschreibungen von Kindern der jeweils anderen Sprachgruppe in die deutschen bzw. italienischen Schulen und Kindergärten ein großes Thema – immer wieder wurde es auch politisch verzerrt und missbraucht“, so die Grünen. Und genau diese diese endlose Diskussion wollen die Grünen nun endlich beenden. „Die Einführung von mehrsprachigen Schulen als Zusatzangebot wurde in den letzten Jahren totgeschwiegen und tabuisiert“, erklärt die Fraktionssprecherin der Grünen, Brigitte Foppa. Die Zeit sei aber reif, für die mehrsprachige Schule als Zusatzangebot. „Und das ist auch ein großer Wunsch vieler Familien“, weiß Foppa.
Bereits in der letzten Legislaturperiode haben die Grünen zu diesem Thema einen Landesgesetzentwurf ausgearbeitet. „Er wurde von der Mehrheit SVP-PD abgelehnt, mit der Begründung, dass dies zu Unterschiedlichkeiten in der Wahl des Bildungsangebotes führen würde“, erinnern die Grünen.
Nun hat die Landtagsfraktion erneut einen Gesetzentwurf vorgelegt und in diesem Dokument bereits klare Voraussetzungen für die mehrsprachige Schule definiert. „Die Einschreibung in zweisprachige Abteilungen basiert auf Freiwilligkeit und ersetzt nicht das bestehende Kindergarten- und Schulangebot“, unterstreicht Brigitte Foppa.
Der Gesetzentwurf sieht hingegen vor, dass eine mehrsprachige Abteilung bzw. Klasse eingerichtet werden kann, wenn die Anzahl der Kindergartenkinder bzw. der Schüler pro Jahrgang ausreicht, um Parallelklassen einzurichten. Auch müssen sich pro Jahrgang mindestens 14 Kindergartenkinder bzw. 15 Schüler in die entsprechende Klasse einschreiben, damit diese gebildet wird. In diesen Klassen setzt sich das Personal aus Kindergärtnern oder Lehrpersonen beider Sprachgruppen zusammen, so der Vorschlag der Grünen.
Der Fachunterricht soll in diesen Klassen in beiden Landessprachen erfolgen. „Um einen ausreichenden Fachwortschatz zu garantieren, wird die Sprache im Laufe der Schulkarriere gewechselt“, erläutert die Landtagsfraktion den Gesetzentwurf. Wann und wie oft dieser Wechsel stattfindet, kann von den autonomen Schulen festgelegt werden. In den Bewertungsbögen der Schüler soll auch vermerkt werden, in welcher Sprache der Unterricht jeweils stattgefunden hat.
Kritik an diesem Vorschlag kommt bereits kurz nach der Präsentation von der Süd-Tiroler Freiheit: „Die Grünen wollen die deutsche Schule zerstören“, warnt die STF. Die Landtagsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit unterstreicht zwar die Wichtigkeit des Erlernens mehrerer Sprachen, warnt jedoch gleichzeitig vor einer erneuten Aufweichung des Autonomiestatutes. Gemischtsprachige Schulen führen nicht zu einer mehrsprachigen Gesellschaft, sondern gehen immer auf Kosten der Muttersprache“, so Myriam Atz Tammerle. Bereits die Vorverlegung des Italienischunterrichts auf die erste Klasse und die Durchführung von Sprachexperimenten durch den CLIL-Unterricht würden das Erlernen der deutschen Sprache immer mehr verdrängen.
Atz Tammerle verweist in diesem Zusammenhang auf das Aostatal, wo es seit Jahren gemischtsprachige Schulen gibt: „Anstatt die Sprachkompetenzen der Schüler in der französischen und italienischen Sprache zu stärken, hat die gemischtsprachige Schule dort zu einer zunehmenden italienischen Einsprachigkeit geführt.“
Der Gesetzentwurf der Grünen wird in der nächsten Sitzung des 1. Gesetzgebungsausschusses behandelt. „Wir hoffen natürlich, dass die Mehrsprachigkeitsbeschwörungen vieler Parteien während des Wahlkampfs nun in eine breite Zustimmung münden. Die Gesellschaft wünscht sich diesen Schritt seit Langem und die Zeit ist reif.“
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