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Das Racheporno-Projekt

Wissenschaftler der Uni Bozen starten das italienweit erste Forschungsprojekt zum Phänomen der Rachepornos und erhoffen sich Daten und Antworten auf zentrale Fragen.

von Lisi Lang

Obwohl die Fälle von Rachepornos zunehmen und das Phänomen medial sehr präsent ist, gibt es dazu kaum wissenschaftliche Untersuchungen oder Statistiken. „Diese Forschungslücke möchten wir nun füllen“, erklärt Kolis Summerer, Professorin für Strafrecht der unibz.

In Bozen wurde am Dienstag das italienweit erste wissenschaftliche Projekt zum Phänomen der Rachepornos, also der Verbreitung von intimen Bildern oder Videos im Internet ohne Einwilligung der betroffenen Personen, vorgestellt. „Es geht darum, das Phänomen zu verstehen und einzuordnen“, erläutert die Professorin, die das Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Postpolizei Bozen und Trient und mit internationalen Experten der Universität Innsbruck, der University of Cambridge (UK) und der Flinders University (Australien) in die Wege geleitet hat.

Hauptziel der Forschungsteams ist es, das Phänomen der Rachepornografie aus rechtlicher Sicht zu analysieren, um festzustellen, ob es in diesem Bereich einer neuen Regelung bedarf. „Im Speziellen werden wir prüfen, ob es möglich ist, bei solchen Delikten auf bestehende Strafrechtsbestimmungen – wie jene zu Sexualdelikten, Kinderpornografie und Verletzungen der Privatsphäre – zurückzugreifen“, so Kolis Summerer.

Da in Italien in der Zwischenzeit von der Abgeordnetenkammer ein Gesetzentwurf zum Thema verabschiedet wurde (siehe Kasten), wollen sich die Forscher auch diesen Gesetzentwurf im Rahmen der Forschung genauer ansehen. „Die Forscherteams werden den aktuellen Gesetzesentwurf auf seine Angemessenheit überprüfen und ihn mit bestehenden Normen in anderen Ländern vergleichen“, so Summerer.

Neben dem strafrechtlichen Aspekt werden die elf verschiedenen Forschergruppen mit Experten aus verschiedenen Disziplinen wie Strafrecht, Informatik und Psychologie das Phänomen aber auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. „Die Psychologen wollen beispielsweise das Profil von Opfern und Tätern studieren und so auch den Fragen nach dem Warum nachgehen“, erläutert Kolis Summerer.

Eine andere Forschungsgruppe der Fakultät für Bildungswissenschaften erhebt Daten auf lokaler und nationaler Ebene, um besser einschätzen zu können, wie stark die Verbreitung von Rachepornos in Italien bzw. in Südtirol und dem Trentino ist.

Der Oberinspektor der Post- und Kommunikationspolizei erhofft sich vom Forschungsprojekt Antworten auf zentrale Fragen. „Wir können bisher nur vermuten, warum ein Mensch ein Nacktfoto macht, warum er es weiterschickt und warum dieser es in einem zweiten Moment veröffentlicht. Aber ich glaube, dass uns diese Erhebungen diesbezüglich sehr interessante Antworten liefern werden“, ist Ivo Plotegher überzeugt.

Lesen Sie in der heutigen Print-Ausgabe wie Ivo Plotegher, Oberinspektor der Post- und Kommunikationspolizei, die Situation in Südtirol einschätzt. 

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