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Der Friedhof, der keiner ist

Welsberg diskutiert über die Platzgestaltung vor dem Büro des Tourismusvereins: Warum sieht es dort aus wie auf dem Friedhof? Ist das Kunst oder einfach nur peinlich?

von Silke Hinterwaldner 

Karl Bachmann ist Kunsterzieher an der Mittelschule und Künstler. Fast jeden Tag geht er in Welsberg am Büro des Tourismusvereins vorbei, insofern hat er mit Erstaunen beobachten können, wie der gepflasterte kleine Platz vor dem Haus umgestaltet wurde.

Kurzerhand hat Karl Bachmann die neue Platzgestaltung zu einem Kunstwerk deklariert. Seine Provokation fasste er in Worte: „Ein Künstlerkollektiv aus Welsberg hat im Dorfzentrum vor dem Tourismusbüro eine Friedhofssituation geschaffen. Die Aktion ist ein Protest gegen den Massenansturm der Touristen.“ Das wiederum hat viele Gastwirte wohl sehr verärgert. Für andere allerdings scheint der Vergleich mit einem Friedhof und den beiden liegenden Holzkreuzen auf dem grünen Rasen als gesellschaftskritisches Werk durchaus passend.

„Ich habe das Ganze mit einem neuen Inhalt verbunden“, sagt Karl Bachmann heute, „aus diesem neuen Blickwinkel halte ich die Platzgestaltung für durchaus gelungen. Lässt man die Interpretation weg, dann ist der neue Platz einfach nur peinlich.“ Aber beim Tourismusverein hatte man keine Kunstinstallation und schon gar keine Kritik am Massentourismus im Sinn, als man einer Gärtnerei den Auftrag erteilte, vor dem Büro für etwas Grün und Sitzgelegenheiten zu sorgen. Erst im Nachhinein wurde man gewahr, dass der neue Platz tatsächlich etwas Friedhöfliches hat.

„Ich habe die Diskussion anstoßen und einen Impuls zum Nachdenken liefern wollen“, sagt Karl Bachmann, „ich wollte weder gehässig sein noch jemanden bloßstellen.“ Nachdenken über den Massenansturm der Touristen in einigen Ortschaften des Oberpustertales: Das scheint nur zum gelungen zu sein. Diskutiert wird tatsächlich weniger über die Grenzen des Erträglichen im Tourismus als vielmehr darüber, ob man den Platz zur Kunst erheben sollte und darüber, warum der Platz tatsächlich an einen Friedhof erinnert.

Reinhold Oberstaller, Referent in der Gemeinde Welsberg Taisten, versucht der Diskussion etwas Wind aus den Segeln zu nehmen. „Hier wollte man etwas Neues schaffen“, sagt er, „und immer dann, wenn etwas Neues in einem Dorf dazukommt, dann wird zunächst kritisiert und diskutiert. Aber das Ganze ist eigentlich gar nichts Besonderes.“  Der Tourismusverein hat lediglich den Platz vor seinem Büro verschönern wollen – mit ein bisschen Grün und Sitzgelegenheiten in Holz, ganz traditionell und ohne den Hintergedanken an eine Selbstkritik.

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