Land der Artenvielfalt
„Die Natur gehört uns nicht, wir sind ein Teil davon“, fasst Landeshauptmann Arno Kompatscher den Beweggrund zusammen, wieso das Land Südtirol weiterhin und künftig noch stärker auf das Thema Artenvielfalt setzt. Es gelte, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, die unterschiedlichen Ebenen von Politik, Forschung und Bildung noch stärker zu vernetzen, um Lebensräume zu erhalten und diese auch für kommende Generationen in ihrer Vielfalt abzusichern.
Für dieses Ziel findet der Landeshauptmannzahlreiche Unterstützer, allen voran Landeshauptmannstellvertreter und Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler sowie die zuständige Landesrätin für Landschaftsschutz Maria Hochgruber Kuenzer. Gemeinsam gaben die drei Landesregierungsmitglieder einen umfassenden Überblick, über die bisherigen und künftigen Bemühungen, um Artenvielfalt in Südtirol weiter zu festigen und auszubauen.
Ein wesentlicher Schritt zur systematischen Erforschung und Beobachtung der Artenvielfalt in Südtirol ist mit dem Biodiversitäts-Monitoring im Vorjahr geschaffen worden, welches federführend vom Institut für Alpine Umwelt von Eurac Research gemeinsam mit anderen lokalen Forschungseinrichtungen durchgeführt wird. „Anhand des Monitorings sollen Handlungsanleitungen an Akteure aller Ebenen erarbeitet werden. Wir wollen herausragende Voraussetzungen schaffen, um uns in diesem Bereich im Spitzenfeld zu positionieren“, hob Landeshauptmann Arno Kompatscher hervor.
Südtirol dürfe und wolle nicht nur für einen Slogan das Land der Artenvielfalt sein, sondern dies müsse langfristig und allumfassend gefestigt werden. Gerade darum sei die Vernetzung aller thematischen und Entscheidungsebenen von großer Bedeutung, sagte der Landeshauptmann.
Sichtbar wurde die Vernetzung auch anhand der zahlreichen Bilder und Daten, welche die beiden Landesräte Hochgruber Kuenzer und Schuler präsentierten. Diese umfassten unter anderem den Bereich der Renaturierung der Fließgewässer: Einerseits wird damit der Hochwasserschutz gewährleistet, andererseits wird dabei dem ökologischen Gedanken der Wiederansiedelung unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten Rechnung getragen.
Das Land habe bisher 41 Millionen Euro für insgesamt 118 umgesetzte und 43 in Umsetzung befindliche Projekte investiert, weiter Projekte dieser Art seien bereits genehmigt und über 300 als Projektideen deponiert. „Wir schaffen wichtige Voraussetzungen, damit autochthone Arten wieder gezüchtet und schließlich ausgebracht werden können“, erklärte Landesrat Schuler. Dies erfolge beispielsweise in der ehemaligen Landesfischzucht, welche zum aquatischen Artenschutzzentrum umstrukturiert wird.
Ein wichtiger Bereich ist zudem der Wald, der immerhin die Hälfte der Landesfläche ausmacht. Auch hier setze man vermehrt auf naturnahen Waldbau, berichtete Schuler, der zudem die Entwicklung der Wildtiere und damit einhergehend die Landschaftsentwicklung aufzeigte. In diesem Zusammenhang sei auch die Wiederansiedelungsprojekte des Steinwilds zu nennen, wobei die Jägerschaft eine wichtige Rolle einnehme. Die Land- und die Forstwirtschaft, die gemeinsam über 80 Prozent der Landesfläche ausmachen, werde auch zukünftig bei der Förderung der Artenvielfalt eine wichtige Rolle einnehmen.
Der Mensch müsse sich immer als Teil der Natur wahrnehmen, wenngleich man auch in und mit ihr arbeiten dürfe oder sogar solle, betonte auch Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer. Die Landesrätin erinnerte daran, dass in Südtirol rund 25 Prozent der gesamten Naturfläche unter Schutz stehen. Diese Fläche teile sich auf in Naturparke, Nationalparke, Biotope und Naturdenkmäler. „Vor allem die Naturparke sind Orte, an denen Naturlandschaft, Biodiversität und Artenvielfalt kennengelernt werden können. Dort geschieht ein wichtiger Prozess, nämlich jener der Bewusstseinsbildung für die Natur – denn was ich nicht kenne, kann ich nicht lieben“, hob die Landesrätin hervor.
Landschaftsschutz müsse stärker als Wert, als Besonderheit wahrgenommen werden, rief Landesrätin Hochgruber Kuenzer auf. Durch das Kennen der Arten ist Wertschätzung möglich und durch das Vernetzen der Lebensräume könne Artenvielfalt abgesichert und dauerhaft bewahrt werden. Dies betreffe auch den Bereich der Landwirtschaft, der sich in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten ständig verändert habe, erinnerte Landesrat Arnold Schuler.
Doch genau darin liege eine Stärke der Landwirtschaft, wobei auch die Bewahrung der Vielfalt für die Südtiroler Landwirtschaft von großer Bedeutung sei. Landesrat Schuler kündigte in diesem Zusammenhang die Vorstellung des Konzepts „Südtirols Landwirtschaft 2020 – 2030“ an, in dem einige wesentliche Neuerungen in der Weiterentwicklung vorgesehen sind.
Landwirtschaft, Gewässer, Forstwirtschaft, Wildtiere, geschützte Lebensräume, Gemeinden – diese Bereiche, aber auch weitere mehr, sind Kernbereiche der Artenvielfalt. Man sei sich der Verantwortung und der Herausforderungen dieses umfassenden Themas bewusst, doch man müsse und vor allem wolle man die Artenvielfalt auf breiter Front angehen und das Thema aktiv besetzen, sagte Landeshauptmann Kompatscher.
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