„Hosen runter“
Brigitte Foppa schlägt Alarm: Im Sanitätsbetrieb seien die Behandlungszeiten derart knapp bemessen, dass sich Patientinnen schon vor der gynäkologischen Visite „die Hose ausziehen“.
Von Matthias Kofler
Während der Anhörung des Generaldirektors des Sanitätsbetriebs, Florian Zerzer, im Südtiroler Landtag wies Brigitte Foppa auf einen Umstand hin, der in der öffentlichen Debatte bislang zu kurz gekommen sei: Man rede ständig über die langen Wartezeiten im Gesundheitsbetrieb, aber zu wenig über die kurzen Behandlungszeiten, sagte die Grüne und zitierte eine Gynäkologin, die vormals im deutschen Ausland gearbeitet hatte.
Diese sagte Foppa gegenüber wörtlich: „Es ist beeindruckend, dass die Frauen in Südtirol bei der gynäkologischen Visite sich schon die Hosen ausziehen, während sie zum Stuhl gehen.“
Die Grüne bemängelt, dass die Behandlungszeiten im Sanitätsbetrieb derart knapp bemessen seien, dass ein Arzt nicht mehr die Zeit finde, ausführlich mit seinen Patientinnen und Patienten zu reden. In anderen Ländern hätten Patienten noch Zeit, sich freizumachen.
„Bei uns ist die Zeit so kurz bemessen, dass die Frauen sich offenbar quasi schon ausziehen, während sie bei der Tür herein kommen. Die Ärzte werden vom System stark unter Druck gesetzt. Sie haben nicht mehr Zeit, auf die einzelne Person einzugehen. Stattdessen gehen sie rasch ihre Check-Liste durch und schicken ihre Patienten schnellstmöglich in eine andere Abteilung – etwa zum Röntgen – weiter. Ich wollte dieses Thema einmal aufs Tappet bringen, um nicht dauernd nur über die Wartezeiten zu reden. Meine war eine Reflexion, vielleicht auch eine Provokation, das Genörgel ist überhaupt nicht mein Ding“, betont die Grüne.
Von Florian Zerzer erhielt Foppa keine zufriedenstellende Antwort. Der Generaldirektor stellte klar, dass er für seine Ausführungen im Landtag nur wenig Zeit habe und daher auch nicht auf alle Wortmeldungen der Abgeordneten eingehen könne.
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Kommentare (14)
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andreas
Ich gehe mal davon aus, dass der Vergleich symbolisch gemeint war und keine Frau sich schon im Bus die Hosen auszieht, um bei der Ärztin 1 Minute schneller zu sein.
Eine Errungenschaft der Neuzeit ist es, dass man die Zeit genau definieren kann, also wie viele Minuten stehen im Ausland und wie viele bei uns zur Verfügung?
Wäre eine reine Bedarfsanalyse.
Wenn bei uns eine Untersuchung 20 Minuten dauern darf und im deutschsprachigen Ausland 30 Minuten, wobei zu klären wäre, um was es sich dort für Kliniken gehandelt hat, Privatkliniken mit hohen Stundensätzen arbeiten natürlich anders, bräuchten wir 50% mehr an Ärzte.
Pauschale Kritik mit fragwürdigen Beispielen ist nicht wirklich zielführend, eher reines Polemisieren.
george
‚andreas‘, es wäre besser wenn du in diesen Dingen still sein würdest, denn aus deiner Wortmeldung geht hervor, dass du von menschlicher Behandlung und Therapie keine Ahnung hast oder nur ein „roher Stotz“ bist, den man an den Menschen in Behandlung erst gar nicht heran lassen sollte. Mit so einer Wortmeldung blamierst du dich nur, was du allerdings dann auch wiederum anderen zuschieben würdest.
andreas
Probleme löst man nicht nicht mit emotionalen Geschwafel wie deines, sondern mit einer pragmatischen lösungsorientierten Herangehensweise.
Man summiert die zur Verfügung stehenden Stunden durch die Anzahl der Patienten und erhält die durchschnittliche Zeit, welche einem Patienten zur Verfügung steht, ist jetzt kein Hexenwerk.
Sagt ja niemand, dass eine Ärztin sich nicht auch mal eine Stunde für eine Patientin Zeit nehmen darf, nur muss sie dann halt diese Zeit bei den anderen Patientinnen wieder reinholen oder länger arbeiten.
Macht sie das nicht, entsteht ein Terminchaos und niemanden ist geholfen.
Mit Sozialromantik wie deiner kann man die Probleme der Sanität gewiss nicht lösen.
george
Mit deinem statistischen Geschwafel und theoretischen Zeitnahmen werden menschliche Gesundheitsprobleme noch weniger gelöst, im Gegenteil eher verschärft und dem rein medikamentösen Durchschleusen in die Hände gegeben. Du hast von einer bereichsübergreifenden medizinischen Behandlung wirklich nichts im Kopf, sonst würdest du in dieser Hinsicht, wie ich das dargelegt habe, nicht von Sozialromantik reden. Es ist geradezu beschämend, wie du Patienten durchreichen würdest.