Der Impf-Antrag
Ab Herbst gilt auch in Südtirol die Impfpflicht: Nicht geimpfte Kinder werden dann vom Besuch der Kindergärten und Kindertagesstätten ausgeschlossen. Wie die SVP-Hinterbänkler das Land „impf-fit“ machen wollen.
von Matthias Kofler
Vor einigen Wochen haben vor dem Landtag auf dem Silvius-Magnago-Platz einige Dutzend Impfgegner gegen die staatliche Impfregelung protestiert. Die SVP-Abgeordnete und Präsidentin der 4. Gesetzgebungskommission Jasmin Ladurner gestellte sich zu den Protestierenden und hörte sich deren Forderungen an. Hintergrund der Demo ist das italienische Impfdekret, das ab Herbst auch in Südtirol zur Anwendung kommen soll. Nicht geimpfte Kinder werden dann vom Besuch der Kindergärten und Kindertagesstätten ausgeschlossen. Impfgegner sprechen von „Impfzwang”, Impfbefürworter begrüßen das Gesetz und sprechen von „Impfschutz“.
„Die Debatte rund um die Impfpflicht ist sehr delikat, es macht betroffen“, meint Jasmin Ladurner. Die SVP-Abgeordnete hat gemeinsam mit ihren „Hinterbänkler“-Kollegen Gert Lanz, Helmut Tauber und Magdalena Amhof einen Beschlussantrag erarbeitet, der bereits in der kommenden Woche im Landtag behandelt wird. Damit wollen Ladurner und Co. das Land für die im Herbst anstehenden Neuerungen rüsten und „impf-fit“ machen.
„In Madagaskar sind jüngst 1.200 Menschen an einer Masernepidemie gestorben. Nur eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent gewährleistet den Schutz der gesamten Bevölkerung und davon ist Südtirol noch weit entfernt“, betonen die vier SVP-Abgeordneten. Sie haben von Kindern gehört, die aufgrund einer Immunschwäche oder einer Therapie nicht geimpft werden dürfen. Diese Kinder können die Schule nicht besuchen, wenn ungeimpfte Kinder in ihrer Klasse sind. Die Gefahr einer möglichen Ansteckung wäre zu groß und könnte für sie tödlich sein. „Wir hören jedoch auch von Kindern, die sterbenskrank sind, weil sie geimpft wurden“, betonen Ladurner und Co. Hier geht es um große Werte wie Verantwortung und Freiheit. Doch eines wüssten sowohl Impfbefürworter, als auch Impfgegner: „Je höher die Durchimpfungsrate ist, desto geringer ist das Risiko für die Bevölkerung an Masern, Röteln, Mumps, Keuchhusten, Hepatitis B usw. zu erkranken – und das gilt besonders für die Kinder“, so die Einbringer des Impf-Beschlussantrages.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO rufe deshalb zum Impfen auf und setze auf Überzeugung. Auch in Südtirol sollte auf Überzeugung und Sicherheit gesetzt werden, wenn Bürger zum Impfen motiviert werden sollen. Denn der Streit um den Schutz der Kinder werde wieder entfachen, wenn in einigen Monaten die Türen der Kindergärten für nicht geimpfte Kinder geschlossen bleiben, warnen die SVP-Abgeordneten. Sie machen sich in ihrem Beschlussantrag dafür stark, die Bevölkerung kontinuierlich und verstärkt zum Thema Impfen zu informieren, um damit die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen sowohl der Impfung als auch der Impfunterlassung aufzuzeigen und mit Zahlen zu belegen.
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