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„Uns laufen die Arbeiter davon“

construction worker on construction site

Für Ex-Obmann Richard Theiner ist das Konzept der SVP-Arbeitnehmer „seit Jahrzehnten überholt“. In den Augen der Menschen sei das Edelweiß mittlerweile zu einer „Bauern-und Wirtschaftspartei“ verkommen.

von Matthias Kofler

Richard Theiner ist überzeugt: „Wäre Südtirol nicht bei Italien, wären die Arbeitnehmer schon längst aus der SVP ausgetreten und hätten eine eigene Partei gegründet. Doch als Minderheit in diesem Staat ist der Zusammenhalt aller Gruppierungen innerhalb der Sammelpartei von fundamentaler Wichtigkeit.“
Der langjährige SVP-Obmann, Landesrat und Arbeitnehmervertreter bezeichnet die nach dem Abgang der beiden Vorsitzenden Helmuth Renzler und Magdalena Amhof angestoßene Strukturreform innerhalb des SVP-Sozialflügels als überfällig. Theiner sagt:

„Das Konzept der SVP-Arbeitnehmer ist nicht erst seit gestern, sondern schon seit zwei Jahrzehnten völlig überholt. Wer heute noch an den Klassenkampf und an den Antagonismus zwischen den Arbeitern und der Wirtschaft glaubt, der verschließt die Augen vor der Realität. Ich will die Vergangenheit nicht idealisieren, auch damals lief nicht alles perfekt für die SVP-Arbeitnehmer. Tatsache ist, dass die Gesellschaft heute viel heterogener als früher ist. Unsere Strukturen sind angesichts des gesellschaftlichen Wandels hoffnungslos veraltet. Uns laufen die Angestellten und Arbeiter in Scharen davon. Wenn wir jetzt nicht reagieren und die notwendigen Reformen vornehmen, dann wird die SVP die 40 Prozent nicht mehr erreichen.“

Richard Theiner bezweifelt, dass die heutigen Probleme der ArbeitnehmerInnen auf das Fehlen einer charismatischen Führungspersönlichkeit zurückzuführen sind. Vielmehr sei es so, dass die SVP in den Augen vieler Bürger mittlerweile zu einer „Bauern- und Wirtschaftspartei“ verkommen sei. Theiner schildert das Dilemma der ArbeitnehmerInnen:

„Südtirol hat zweifelsohne einen hohen Sozialstandard erreicht. Und das ist auch gut so. Die Menschen haben dennoch das Gefühl, dass es in Südtirol nicht mehr gerecht zugeht. Die Probleme der Arbeiter und Angestellten müssen ernstgenommen und angegangen werden. Das ist eine Aufgabe der gesamten Partei, nicht nur des Arbeitnehmerflügels. Die Menschen glauben, dass die SVP heute von ein, zwei Lobbys beherrscht wird und die Anliegen der Arbeiter und Angestellten deshalb nicht mehr genügend berücksichtigt werden. Sie haben das Gefühl, dass diese Lobbys – ohne Rücksicht auf Verluste – einfach so anschaffen können und all das bekommen, was sie fordern.“

Die SVP müsse, so der langjährige Edelweißobmann, wieder eine Partei der Kompromisse werden. Dafür sei es dringend notwendig, auch Nichtmitglieder sowie die Gewerkschaftsvertreter stärker in die Arbeiten miteinzubinden. Derzeit kämen die sozialen Anliegen zu kurz.

Theiner verweist auf die SVP-Fraktion im Landtag, wo mittlerweile drei Arbeitnehmer sieben Bauernvertretern gegenübersitzen: Die Fraktion sei in dieser Form „kein Spiegelbild der Gesellschaft“, auch wenn Theiner das den einzelnen Abgeordneten nicht zum Vorwurf machen will. Diese würden nur ihre Arbeit machen. „Hier ist die gesamte Partei gefordert. Die Menschen müssen wieder den Eindruck bekommen, dass es in Südtirol halbwegs gerecht zugeht“, unterstreicht der Ex-Landesrat.

Richard Theiner ist seit seinem Ausscheiden aus dem Landtag im Herbst des vergangenen Jahres in keinem Parteigremium mehr vertreten. Im Gegensatz zu anderen Parteigranden wie Luis Durnwalder oder Siegfried Brugger hält sich der Ex-Politiker mit öffentlichen Belehrungen in Richtung der neuen Parteivertreter sehr zurück. Im Gegenteil: Theiner ist darum bemüht, die junge Generation in ihren Bemühungen zu stärken. Er sagt:

„Ich bin überhaupt nicht pessimistisch und glaube daran, dass es den Jungen gelingen wird, die notwendigen Reformen anzustoßen und umzusetzen. Aus den persönlichen Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern habe ich den Eindruck gewonnen, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und sehen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Ich finde es richtig, dass sie sich für die Reformen die notwendige Zeit nehmen und bin bereit zu helfen, wenn ich um Rat und Tat gefragt werde. Ich glaube weiterhin fest an das Konzept der Sammelpartei.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (38)

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  • erich

    Die SVP ist eine Links Partei geworden, es ist nur zu hoffen, dass sie in der Koalition mit der Lega wieder ihren Stamplatz findet.

    • leser

      Erich
      ja so wie kurz es gemacht hat bediente sich der FPÖ um seinen rechtsruck vorzunehmen konnte und seine populistischen themen in sein programm selbstlos einführen und obendrein als lobbyst der alten diktatufen fungieren
      Kurz hat kein problem sich mit wirtschaftsbossen due seine bewegung unterstützen òffentlich ablichten zu lassen schliesslich gilt er als wunderkind
      Unsere granaten haben da noch etwas mehr berührungsängste man muss abet auch sagen dass der einfluss auf achammer und dezenter und erst auf den zweiten blick sichtbar ist
      Theiner war doch jahrelang in der führungsriege wieso hat er nicht damals mehr für die arbeitnehmer getan während pürgstaller der schirsch und andere granaten den arbeitnehmer erfolgreich umdisponiert und ausgehebelt haben

    • asterix

      Also ich weis nicht wo bei dir links ist. Aber die SVP ist alles andere als eine „Links Partei“. Die SVP ist eine Kapitalisten – Lobby und die sind nicht am linken Flügel zuhause Erich. Die Kapitalisten sind eher rechts zu finden.

  • stanislaus

    Schlaue und vor allem wahre Worte Herr Theiner. Die SVP ist für einen Arbeitnehmer nicht mehr wählbar. Eine Frage: Sie waren Jahrzehnte an den Schalthebeln Herr Theiner, wieso haben sie nicht mehr gemacht um die Arbeitnehmer zu stärken??

    • pingoballino1955

      Jetzt ist er weg und bescheisst sich selber mit seiner Wahrheit,denn er war ja dran am Futtertrog ,hat nichts unternommen,und dies viel zu lange. Vonwegen Sammelpartei,dass ich nicht lache-Chaotenpartei würde es besser treffen.Weiter so,dann sinkt ihr unter 30%,die Arbeitnehmer werden es euch danken,denn dann geht ein anderer Wind,aus mit S V P LOBBYS!

      • asterix

        Stimmt genau, man muss schon einen sehr beschränkten IQ haben um diese Bauernwirtschaftspartei zu wählen. Theiner wurde zwar als Arbeitnehmervertreter gewählt, aber geleistet hat er für uns schon rein gar nichts. Vor Jahren wollten die Arbeitnehmer ein eigenes Listenzeiche (kleines Edelweiß), das haben die Herren gefürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Es ist höchst an der Zeit das jetzt nachzuholen. Die Arbeitnehmer brauchen eine eigene Partei. In dem Lobbyverein wird das nix mehr. Da kann der LH und Achammer noch so salbungsvoll aber inhaltlos labbern. Hinter den zwei Figuren ziehen ganz andere die Fäden.

  • meintag

    Und passend dazu die Millionenverteilung von der EU an die Industrielandwirtschaft. Ein Grund mehr Dorfmann nicht zu wählen.

  • andreas

    Liegt vielleicht auch daran, dass Leute wie Theiner, Pardeller oder Unterberger für einen vernünftigen Mensch nicht wählbar waren.
    So langsam muss die SVP aber Farbe bekennen und sich klarer positionieren, sonst wird auch in Zukunft jeder Dahergelaufene der SVP Stimmen kosten. Das Glück der SVP ist die schwache Opposition.

    Die Fundis der Grünen haben nur ein sehr niedriges Potential, Foppa seht einem besseren Wahlergebnis im Weg.
    STF bemüht sich nur noch darum, dass Knoll mit seiner Karre mit ausländischen Kennzeichen fahren darf.
    Die Freiheitlichen sind auf Selbstfindungskurs.
    TK kommt nicht damit zurecht, dass ihr Chef dem LH nicht das Wasser reichen kann.

    Die Stärke der Rechten liegt darin, dass sie klassische Medien umgehen und über soziale Medien ungefiltert ihre strohdummen Thesen, siehe Trump, oder ihre pastasciutta, siehe Salvini, an ihre Untertanen weitergeben.
    Da deren Fähigkeit zu lesen und verstehen offensichtlich sehr eingeschränkt ist, siehe kurt, goggile oder fronz, sollte die SVP vielleicht mit Bildchen arbeiten, damit auch solche Leuchten es verstehen.

    • pingoballino1955

      andreas,ich glaube DU kommst nicht damit zurecht,dass der LH dem Herrn Köllensberger NICHT das Wasser reichen kann. Post funktioniert nicht(wurde zur Chefsache deklariert!) A22 endlich hat sich was bewegt,aber das braucht er sich nicht auf seine Fahne zu schreiben,das ging nur mit ROM,Sanität – SVP Skandale-usw. Liste Reinhold lesen! Dir wird das Kleinreden bezüglich TK schon noch vergehen,spätestens nach den nächsten Gemeinderatswahlen,freue mich.Trotzdem schönen WAHLTAG!!!

  • brutus

    …wenn immer nur Akademiker als Arbeitnehmervertreter
    gewählt wurden die in der Hierarchie ganz oben angesiedelt sind kommt der Kleine zwangsläufig unter die Räder. Südtirol hat die höchsten Lebenshaltungskosten und im Verhältnis Löhne die jeder Beschreibung spotten!

    • meintag

      Da wo Theiner war, im Landtag, hätte der Bürgermeister von Schlanders hinwollen. Mit dem Plakatsatz, „Einer von Euch“. Er ist aber saumässig abgefahren. Auch wenn Er die gleiche Rechtsausbildung wie Theiner genossen hat. Sind Beide an der Abschlussprüfung für Rechtsanwälte gescheitert. Wenn der Bürgermeister in sechs Jahren aufgrund der Sperrklausel nicht wiedergewählt werden darf, ist Er als Bürger von Schlanders genötigt als Arbeitnehmer weiter zu machen. Dann kann Er seine Qualitäten zeigen.

      • leser

        Meintag
        Offensichtlich hat noch niemand verstanden, dass ein rechtsanwalt kein arbeitnehmer ist
        Amhof will durch und durch arbeitnehmerin sein oder deeg die bis heute noch nicht weiss was eine definition arbeitnehmer ist oder ein achammer der bis heute keinen arbeitsplatz gehabt hat ausser parteisäkretär und ferialjob bei athesia
        Es bleibt nur zu hoffen dass die alten stimmen wegsterben denn die jugend klebt nicht mehr an den parteidogmen

        • asterix

          Die Alten werden wegsterben, abe genauso muss das Athesia – Monopol gebrochen werden. Die berichten und erzählen uns immer genau das was der SVP zugute kommt. Und vergesst die katholische Kirche nicht. Die mischt auch mit, auch bei der Athesia.

  • sabine

    Theiner hat vollkommen recht. Für die SVP ist das der langsame aber sichere Weg zum Abgrund. Es ist wie Andreas sagt, dass das einzige was sie rettet die schwache Opposition ist.
    STF kümmert sich ausschliesslich ums Volkstumspolitische und deckt somit nur einen Bruchteil des Thmensprektrums welches eine Partei angehen sollte ab; und die Freiheitlichen kommen irgendwie aus den Skandalen nicht mehr raus. Sollte mal eine starke Alternative kommen (evtl TK?) ist es aus für die SVP.

  • morgenstern

    Da fällt mir gerade ein urtypisches Vinschger Wort ein: „Dompfploderer“

  • sepp

    Die gonzen legislaturen nix geleisten und nix geton und sich wichtig moch pappen holten gscheider

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