Laurins Trick
Am Dienstag wird der Welschnofner Gemeinderat über die Bauleitplan-Änderung zum umstrittenen Glasturm Laurins Kristall abstimmen, eine Mehrheit scheint sich. Der Dreh: Die „zurückgebaute“ Kölner Hütte wird in das Projekt einbezogen.
Von Thomas Vikoler
Ob das Gutachten der UNESCO-Stiftung vom 6. Februar dieses Jahres positiv oder negativ war, darüber lässt sich streiten.
Auf jedem Fall wurden an dem Projekt TTD (Touch The Dolomites), vorangetrieben von der Liftgesellschaft Latemar-Karersee, zahlreiche Punkte bemängelt. „Im Hinblick auf die Integrität der Landschaft stellen das Glasgebäude und die Bergstation ohne Zweifel ein Element der Störung dar, weil sie zueinander und zum bestehenden Schutzhaus nicht passen“, hieß es u.a. in dem Gutachten. Kritisiert wurde auch die Nicht-Einbeziehung der landeseigenen Kölner Hütte in das Projekt.
Die Liftgesellschaft glaubt nun, den Einwänden der UNESCO-Stiftung entsprochen zu haben. Am Mittwoch stimmt der Gemeinderat von Welschnofen über die Eintragung einer Zone für öffentliche Einrichtung (mit Verwirklichung mit Privatinitiative) im Bereich der Bergstation des Lifts zur Kölner Hütte ab.
Im Zentrum steht dabei die Errichtung des Glasturms Laurin Kristall, über den im Februar südtirolweit heftig diskutiert wurde. Umweltorganisationen und die Alpin-Verbände CAI und AVS stellten sich massiv gegen den geplanten Bau. Tenor: Der Rosengarten brauche keinen Aussichtsturm vor der Nase.
Doch nach Informationen der TAGESZEITUNG wird der Welschnofner Gemeinderat mehrheitlich für die Bauleitplan-Änderung stimmen: Die SVP-Fraktion ist – mit zwei Ausnahmen – geschlossen dafür, die oppositionelle Bürgerliste (drei Sitze) wird bei der Abstimmung nicht vollzählig vertreten sein. Sicher ist, dass es keinen einstimmigen Beschluss im Gemeinderat geben wird. Was bestätigt, wie umkämpft das Vorhaben ist.
Was ist neu an dem Projekt?
Die Liftgesellschaft hat insbesondere das Konzept für TTD überarbeitet und auch am Bauprojekt Änderungen vorgenommen. Laurins Kristall nach einem Entwurf des Vinschger Architekts Werner Tscholl wird nun – jedenfalls was die oberirdische Kubatur betrifft – niedriger ausfallen als bisher geplant. Dank Aufschüttungen. Anstatt 18 Meter wird der Glasturm nunmehr 13 Meter aus dem Boden ragen, drei bzw. zwei Stockwerke werden unterirdisch verbaut.
Die UNESCO-Stiftung hatte im Gutachten das fehlende Nutzungskonzept für die öffentliche Einrichtung mit Privatinitiative bemängelt. Nun ist näher definiert, was wo stattfinden soll: Im ersten Tiefgeschoß gibt es die Möglichkeit, die Dolomiten zu berühren, in Gestalt von „Wänden aus Fels“. Das zweite Stockwerk ist für die virtuelle Darstellung der Laurin-Sage reserviert, das dritte für die Geologie und Geschichte des Rosengartens.
Die beiden obersten Stockwerke mit freier Glas-Sicht in alle Richtungen sollen hingegen für Wechselausstellungen zu den Themen Berg, Fotografie, Alpinismus, UNESCO-Weltwerbe bzw. für Veranstaltungen genutzt werden. Angeblich auch für private Hochzeiten (mit Catering-Service). Die Besucher sollen auf der 5. Ebene zudem das „Alpenglühen erleben“ können, wie es im neuen Nutzungskonzept heißt.
Die Frage ist freilich, ob dies dem öffentlichen Charakter der auszuweisenden Bauzone entspricht.
Der eigentliche Dreh, den Vorgaben der UNESCO-Stiftung zu entsprechen, ist aber ein anderer: Die landeseigene Kölner Hütte wird in das Gesamtkonzept mit einbezogen. Hier stützen sich die Einbringer auf ein Schreiben der Landesregierung vom 26. Februar, wo es heißt: „Im Sinne der Empfehlung des Wissenschaftlichen Beirates der UNESCO-Stiftung spricht sich die Landesregierung für die konzeptionelle Miteinbeziehung der bestehenden Strukturen in das neue Besucherzentrum aus. Dafür soll auch die im Landesbesitz befindliche Kölner Hütte zur Verfügung gestellt werden, als Teil eines Gesamtkonzepts wie auch als baulich anzupassende Immobilie für das Besucherzentrum“.
Laurins Kristall wird solcherart zu einer Art Nebengebäude der historischen Schutzhütte, die direkt mit der neuen unterirdischen Bergstation verbunden werden soll. „Dazu wird auf der Ebene des Ausgangs zur Lounge ein steinsichtiger Stollen unter das Erdgeschoss des Querbaus der Kölner Hütte errichtet, durch welchen die Besucher über einen Aufzug direkt in das Erdgeschoss der Kölner Hütte gelangen. Mit dem vorgelegten Konzept wird die Möglichkeit geschaffen, diese ganzjährig und unabhängig von den Wetterbedingungen zugänglich zu machen“, heißt es im neuen Gesamtkonzept.
„Durch die Verlegung aller technischen Zweckbauten unter die Erde, dem Rückbau der Kölner Hütte und der Errichtung des TTD mit Laurins Kristall entsteht ein gänzlich neues Ensemble, in welchem alle störenden Elemente aus dem Blickfeld des Betrachters verschwinden und ein zeitgemäßes Bild von Neu und Alt entsteht. Die Kölner Hütte bleibt aufgrund ihrer höheren Position und ihrer massiven weißen Form dominant, somit weiterhin als Schutzhaus sichtbar und der gläserne Kristall ordnet sich durch seine Transparenz demütig unter.“
Angesprochen wird auch ein „Rückbau“ der Kölner Hütte, womit der Abbruch der später hinzugekommenen Nebengebäude gemeint ist. Aber darüber müsste eigentlich die Landesregierung entscheiden.
Diese hat dem veränderten Gesamtprojekt, dem Vernehmen nach, bereits ihren Segen erteilt. Zuletzt fanden Treffen der Projektbetreiber mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Urbanistik-Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer statt. Letztere dürfte (wiederum) die Einzige sein, die zum Glasturm dagegen stimmt.
Auch wenn kein negatives Gutachten der Raumordnungskommission vorliegt. Diese verlässt sich auf die UNESCO-Einwände und wird sich nicht mehr mit der Bauleitplan-Änderung befassen.
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Kommentare (14)
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andreas
Gut so und alle Kritiker können ja eventuell selbst ein paar Millionen in die Hand nehmen, um die Anlagen am Karerpass zu erhalten und rentabel zu machen.
Ein Teil der Anlagen stand jahrelang still und hätte nicht einer, entgegen jeder wirtschaftlichen Vernunft, x Millionen in die Hand genommen, würde jetzt dort kein einziger Lift mehr laufen.
Mit Sozialromantik allein, bekommt man nun mal die Betten der Hotels nicht voll.
besserwisser
und was ist wenn die turis nicht mehr da hinwollen weil sie den rosengarten und keinen technotempel sehen wollen?
erst wenn alles zubetoniert ist werdet ihr es merken dass die gäste weiterziehen wo sie noch natur finden…
george
So kindisch sind sie ob ihrer Geschäftsgier schon geworden, diese angeblichen Progressisten und tun so, als ob man dort die „natürlichen Felsen“ ohne Glasturm nicht noch viel besser berühren und bewundern könnte. Lächerlich!