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„Bei uns daheim schaffen wir“

Mehr Kameras, mehr Geld für die Stadt Bozen und viel resoluter auftretende Sicherheitskräfte: LH Arno Kompatscher erklärt, was sich in Südtirol nach dem brutalen Vergewaltigungsfall in Bozen ändern wird.

TAGESZEITUNG Online: Herr Landeshauptmann, nach der Vergewaltigung des 15-jährigen Mädchens stellen sich viele Menschen die Frage, wie so etwas in Südtirol passieren konnte. Ist die Politik ohnmächtig?

Arno Kompatscher: Dieses Verbrechen hat die Gesellschaft als Ganzes getroffen. Alle stehen unter Schock, das ist eine Tatsache, das empfinde auch ich so. Das besonders Schwerwiegende an diesem Fall ist, dass das Verbrechen am helllichten Tag passiert ist, und noch dazu an einem Ort, der als relativ sicher galt. Also nicht irgendwo nach Mitternacht in einem dunklen Hinterhof, was ebenfalls dramatisch wäre. Die Leute sagen sich: Entschuldigung, so etwas bei uns! Das kann nicht sein! Mein Antwort lautet: Das darf nicht sein!

Was lernt die Politik aus diesem krassen Fall?

Wir müssen alles tun, damit sich so ein Fall nicht wiederholt, wobei die Thematik komplex ist. Da ist zum einen das schreckliche Verbrechen, wo wir alle hoffen, dass die Täter so schnell wie möglich gefasst und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Dann geht es um die Frage der Gewalt der Frauen generell. Und drittens geht es darum, was die Gesellschaft und die Polizeikräfte tun können, damit wir die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen wieder herstellen können, wobei dies – das muss man ehrlicherweise sagen – auch mit dem Thema Migration zu hat.

Wie kann man Südtirol wieder sicherer machen?

Neben der Verbrechensaufklärung geht es um Abschreckung und um eine stärkere Überwachung. Jene Personen, die keine Aufenthaltsgenehmigung haben, die keine Arbeit haben und mit Drogen handeln, müssen in ihre Heimat zurückgeführt werden. Wir als Land werden diesbezüglich noch mehr Druck machen, damit mehr Plätze in den Abschiebezentren geschaffen werden. Weiters brauchen wir mehr Polizeipräsenz.

Das sind Losungen, die von der Politik x-mal verkündet worden sind …

Den Tenor auf demSicherheitsgipfel könnte man so zusammenfassen: Wir müssen den Respekt wiederherstellen!

Das bedeutet konkret?

Das beginnt damit, dass die Personen, die die Regeln brechen, wissen, dass es Konsequenzen gibt, und zwar nicht nur bei schweren Verbrechen. Das gilt fürs Niederschiffen in der Öffentlichkeit gleich wie für Drogendealer. Wir werden nicht mehr nach dem Motto handeln: Ist eh alles nichts so tragisch. Sondern die Ordnungshüter – das wurde beschlossen – werden klarer auftreten bei ihren Kontrollen …

Resoluter? Rabiater?

Es geht darum, dass die wir und die Ordnungskräfte rüberbringen: Moment! Da schaffen wir! Moment! Bei uns daheim entscheiden wir!

Warum sollen wir glauben, dass es sich bei den Sachen, die Sie jetzt sagen, nicht – wie schon so oft – um Ankündigungen handelt, die unter dem Eindruck des soeben geschehenen Verbrechens gemacht werden?

Es ist schon klar, dass wir alle unter dem Eindruck dieses entsetzlichen Verbrechens stehen. In Südtirol herrscht eine große Verunsicherung. Und es ist der Wunsch der Bevölkerung, wieder ein Sicherheitsgefühl zu bekommen. Es nützt mir und den Menschen im Lande nichts, wenn die Verbrechensstatistik nicht schlecht ausschaut, also wenn bestimmte Straftaten zurückgehen, wenn gleichzeitig das Sicherheitsgefühl der Menschen im Lande schwindet.

Also?

Also müssen wir dieses Sicherheitsgefühl, an das die Menschen gewöhnt sich, wieder herstellen.

Wie das machen, ohne das Heer aufmarschieren zu lassen?

Wir haben beschlossen, die Überwachung mit Videokameras zu potenzieren. Und auch die Präsenz der Ordnungskräfte wird verstärkt, auch durch die Stadtpolizei. Ich bin bereit, die Stadt Bozen zusätzlich finanziell zu unterstützen, wenn dies erforderlich ist. Denn auch die Stadtpolizei kann – gerade im Kleinen – viel tun.

Gut, mehr Kameras, mehr Polizei. Ist das alles?

Nein, es wird sich auch etwas in Bezug auf das Verhalten bzw. Auftreten der Sicherheitskräfte tun.

Sie wollen resoluter auftreten?

Sagen wir es so: Die verschiedenen Kommandanten haben erklärt, die Sicherheitskräften würden künftig so auftreten, dass man versteht, wer in diesem Land das Heft in der Hand hat.

Interview: Artur Oberhofer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (43)

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  • andreas

    Die Mittel der Ordnungskräfte sind begrenzt und dunkelhäutig bedeutet nicht zwingend, dass der Täter illegal hier ist.
    Die neuralgischen Punkte von Bozen sind bekannt, es wäre sicher sinnvoll, dort mehr Präsenz zu zeigen.

    Ein Überwachungsstaat mit Kameras an jeder Ecke, wie in China, und bewaffnete und schießwütige Rambos, wie in den USA, kann nicht die Lösung sein.

    Die Frage, wie so etwas in Südtirol passieren kann, ist in Anbetracht der Morde in letzter Zeit, wohl nicht ernst gemeint. So zu tun als gebe es manche Verbrechen in Südtirol nicht, ist mehr als zynisch den Opfern gegenüber.

  • heinz

    Manchen hier wäre am liebsten, wenn bei uns ein Polizeistaat errichtet würde. Bei aller Tragik des Geschehenen- und die Täter gehören auf jeden Fall hart bestraft- möchte ich daran erinnern, dass die meisten Frauenmorde in den letzten Jahren von Einheimischen verübt wurden.

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