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„Habe keine Nummer von Biancofiore“

Der EU-Kandidat der SVP grenzt sich jetzt dezidiert von Micaela Biancofiore ab und erklärt, warum die SVP den gefährlichen Weg mit Forza Italia Italia gegangen ist – und warum die Wiese noch nicht gemäht ist.

TAGESZEITUNG Online: Herr Dorfmann, Ihre Verbündete im EU-Wahlkampf, Micaela Biancofiore, verbittet sich in Sachen Doppelpass die Einmischung Österreichs in inneritalienische Angelegenheit und prägt neuerdings den Slogan: „Kurz raus – Südtirol ist Italien“. Damit werden Sie keine große Freude haben?

Herbert Dorfmann: Schauen Sie, ich habe die Frau Biancofiore vor drei Jahren das letzte Mal gesehen. Ich wüsste nicht einmal, wie ich sie erreichen kann, weil ich keine Telefonnummer von ihr habe. Sie hat sich damit gebrüstet, eine wichtige Rolle beim Zustandekommen des Abkommens zwischen uns und Forza Italia gespielt zu haben. Ich persönlich hatte eine wichtige Rolle, und daher kann ich sagen: Die Frau Biancofiore hat überhaupt keine Rolle gespielt, denn da bewegen wir uns auf einer höheren Ebene, wir haben uns nicht auf die Niedrigkeiten einer Frau Biancofiore herabgelassen.

Wie ist es für Sie, sich ständig und überall für die Zweckehe mit Micaela Biancofiore und Forza Italia verteidigen zu müssen?

Mir geht es bald ein bisschen auf die Nerven, vor allem, wenn die politische Konkurrenz ständig mit diesem Thema kommt. Wir waren halt imstande, eine Südtiroler Liste auf die Beine zu stellen. Mit der Lega wollten wir nicht, obwohl dies der bei weitem einfachste Weg gewesen wäre. Der Max Bessone hat erst vor kurzem gesagt, wie blöd wir gewesen sind, denn die Lega habe uns ein Abkommen auf dem Silbertablett angeboten …

Glauben Sie im Nachhinein auch, dass Sie und Ihre Partei blöd waren?

Nein, weil wir fest davon überzeugt sind, dass die EU-Politik der Lega mit uns nichts zu tun hat. Wir haben daher den gefährlichsten Weg gewählt. Selbst der Weg mit dem PD wäre weniger gefährlich gewesen.

Und warum ist der Weg mit Forza Italia so gefährlich?

Weil es keineswegs so hundertprozentig sicher ist, dass am Ende ein Mandat herausschaut.

Warum glauben Sie das?

Es stimmt, dass ich – um gewählt zu werden – 50.000 Vorzugsstimmen brauche, aber immer unter der Voraussetzung, dass wir mit Forza Italia und dem UDC in unserem Wahlkreis ein Mandat bekommen. Dazu braucht es ungefähr 400.000 Stimmen …

Die bekommen Sie nicht?

Diese 400.000 Stimmen waren in der Vergangenheit nie ein Thema. Wenn ich mit der Lega kandidiert hätte, dann könnte man effektiv sagen: Der Dorfmann braucht 50.000 Vorzugsstimmen, dann ist er gewählt. In der jetzigen Konstellation aber ist es schwieriger, die 400.000 Stimmen, die es für das Mandat braucht, zu erreichen. Deswegen habe ich vorhin vom gefährlicheren Weg gesprochen. Wir hätten den einfacheren Weg gehen können, wollten dies aber nicht. Wir wollten mit unserem Listenzeichen antreten, und damit wir das können, brauchte es eine technische Listenverbindung …

Eben mit Forza Italia, der politischen Kraft, die den Südtirolern so schwer als Helferin in der Not vermittelbar ist …

Wir machen das, damit Manfred Weber EU-Kommissionspräsident wird – und weil wir uns in der Europäischen Volkspartei daheimfühlen.

Vor wem fürchten Sie sich mehr: Vor Renate Holzeisen oder vor Norbert Lantschner?

Ich fürchte mich vor gar niemanden. Die Demokratie besteht darin, dass verschiedene Kandidaten antreten. Ich finde es schade, dass nicht mehr Südtiroler Parteien zur EU-Wahl antreten. Zum demokratischen Grundverständnis einer Partei gehört eigentlich, sich einer Wahl zu stellen. Am Ende werden die WählerInnen entscheiden. Für mich wäre es unangenehmer, wenn ich keine Gegenkandidaten hätte.

Glauben Sie, dass Sie die Stimmen der Freiheitlichen und der STF bekommen werden?

Das weiß ich nicht. Wir werden als SVP auch nicht sagen: Wir gehen offensiv auf die Wähler der Freiheitlichen zu, weil sie selbst nicht kandidieren. Ich hoffe, dass diese WählerInnen wählen gehen. Schlimm wäre es, wenn diese Parteien ihre Leute dazu aufrufen würden, nicht zur Wahl zu gehen. Aber dafür gibt es keine Hinweise.

Wie nehmen Sie die Grünen wahr?

Wir hatten jetzt mehrere Diskussionen in Schulen, in denen wir uns objektiv duelliert haben. Das ist das, was ich mir wünsche! Bis jetzt ist eigentlich nur darüber diskutiert worden, warum wir mit Forza Italia antreten und die anderen mit rein italienischen Listen. Es wäre nicht sinnvoll, jetzt noch drei Wochen darüber zu diskutieren, wer welche Chancen hat, sondern wir sollten den Menschen langsam erklären, für was wir stehen. Das versuche ich zu tun.

Interview: Artur Oberhofer

 

 

 

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Kommentare (29)

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  • criticus

    „Nein, weil wir fest davon überzeugt sind, dass die EU-Politik der Lega mit uns nichts zu tun hat.“ Aber Herr Dorfmann, lt. Achammer hat die Lega ja das Pro-Memorandum für die EU vor den Koalitionsverhandlungen unterzeichnet, Oder existiert das Schreiben mit Unterschrift nicht? Sicherlich ist das der Fall, denn bis heute wurde es den SüdtirolerInnen nie vorgezeigt. Da sieht man für wie blöd man die Wähler hält! Sie Herr Dorfmann wollten die Forza Italia. Blauäugig wie Sie waren, haben Sie sich die Liste dieser Partei nie angeschaut. Hauptsache ich komm nach Brüssel. Aber Sie sind ja in bester Gesellschaft, denn lt. Presse flirtet ihr zukünftiger Kommissar und Werbehelfer Weber ja mit den Franco-Faschisten.

  • sepp

    Der herr isch nett wählbar reiner lobbist für glysofat gestimpt und solche leute soll man wählen gscheider koaner in brüssel

  • carlotta

    oooohhhh, do kriag jemand gscheid auf die Ohren…
    kurze Frage und man verzeihe mir mein Unwissen..
    wie gross ist der „Wahlkreis“? na , lai weil men sem 400.000 (!) Stimmen braucht..reden mir do von Trentino-Südtirol oder Triveneto?

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