Eingeschneiter Beitrag
Obwohl der Volkslauf Toblach-Cortina heuer Anfang Februar wegen Schneefall abgesagt werden musste, zahlt die Gemeinde den Veranstaltern den Beitrag über 10.000 Euro aus. Das ärgert die Bürgerliste.
von Silke Hinterwaldner
„Das ist nicht richtig“, sagt Walter Baur rundheraus. Der Gemeinderat der Bürgerliste Toblach spricht damit einen Beitrag an, der für den Volkslauf Toblach-Cortina gewährt worden ist. Das Problem dabei: Das Rennen konnte heuer im Februar nicht stattfinden, weil es just an diesem Wochenende so viel geschneit hatte, dass es kurzfristig abgesagt werden musste.
Die Gemeinde Toblach aber gewährt dem Organisationskomitee trotzdem wie jedes Jahr den Beitrag von 10.000 Euro. „Wir waren bereits im Vorfeld des Rennens skeptisch“, erklärt Walter Baur, „der Volkslanglauf hat mittlerweile eine Dimension erreicht, sodass wir grundsätzlich den Beitrag der Gemeinde in Frage stellten. Nachdem das Rennen gar nicht stattfand, ist es umso unverständlicher, dass die 10.000 Euro trotzdem ausbezahlt wurden.“
Der Reihe nach: Der Volkslauf Toblach-Cortina ist eines der traditionsreichsten Rennen Italiens und findet seid 1977 statt. Nach der Marcialonga ist er der zweitgrößte Volkslanglauf Italiens. Seid 2016 gehört das Rennen in der klassischen Technik der Rennserie Visma Ski Classics an. Für die Ausgabe heuer Anfang Februar hatten sich bereits über 2.000 Sportler angemeldet. Sie alle hatten für die Anmeldung ein Startgeld von zwischen 55 und 100 Euro entrichtet. Dieses Startgeld wurde nicht rückerstattet. Aber jene Sportler, die sich frühzeitig für das Rennen im nächsten Winter anmelden, bekommen eine Ermäßigung als Ausgleich für den Ausfall in diesem Jahr.
Der Volkslauf Toblach-Cortina war heuer im Winter nicht das einzige Rennen, das wetterbedingt abgesagt werden musste. Anfang Jänner fiel der Pustertaler Skimarathon aus, weil zu wenig Schnee vorhanden war. In diesem Fall aber war die Startgebühr den Angemeldeten rückerstattet worden.
„Die Regelung ist eindeutig“, sagt Herbert Santer, Präsident des OK beim Volkslauf, „muss ein Rennen wegen höherer Gewalt abgesagt werden, wird die Startgebühr nicht rückerstattet. Das war nach den übermäßigen Schneefällen dieses Jahr der Fall.“ Er erklärt außerdem, dass die Spesen trotz Absage hoch sind. Für Werbemaßnahmen, Chips, Verträge, Nummern müsse der Veranstalter bereits im Vorfeld aufkommen. Zum Teil steigen die Ausgaben durch eine Absage sogar, weil umgekehrt weniger Einnahmen, etwa durch TV-Rechte, hereinkommen. Herbert Santer hat deshalb kein Verständnis für das Aufbegehren der Bürgerliste.
Die Gemeindeverwalter in Toblach stehen auf der Seite des Organisationskomitees. Als das Thema am Montag bei der Sitzung des Gemeinderates angesprochen wurde, sagte Bürgermeister Guido Bocher klipp und klar, dass der Beitrag genehmigt und bereits ausbezahlt sei. Der Volkslauf wird jedes Jahr durch die Gemeinde mit 10.000 Euro unterstützt. Die Tour de Ski bekommt sogar 35.000 Euro. Unabhängig davon, ob die Rennen dann auch tatsächlich stattfinden können. „Dabei könnte Toblach dieses Geld für andere Dinge gut gebrauchen“, sagt Gemeinderat Baur, „in unseren Augen läuft das alles zu wenig transparent ab. Wir möchten gern eine Aufstellung von Spesen und Einnahmen einsehen. Schließlich kommt durch die Startgelder eine große Summe zusammen.“
Im Gemeindeausschuss hatte dies bereits für Diskussionen gesorgt. Während Greta Serani als Vertreterin der Bürgerliste gegen die Gewährung des Beitrages für den ausgefallenen Volkslauf stimmte, hatten Bürgermeister Bocher und die drei SVP-Vertreter nichts dagegen einzuwenden. Nach diesem Beschluss wurde das Geld überwiesen.
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