„Todesstoß fürs Energiesparen“
Die Gemeinde Meran schafft das Energiesparen durch den Bau von Wintergärten ab – und erntet dafür scharfe Kritik.
Als „Wintergarten des kleinen Mannes“ wird der energetische Wintergarten mit einer Fläche unter 9 m² (oder 8% der Wohnungsfläche) auch bezeichnet, weil er im Einklang mit den Vorgaben des Landesraumordnungsgesetzes vielen Privathaushalten helfen würde, im Winter kalte Außenfassaden passiv aufzuwärmen, und so effektiv teure Energiekosten einzusparen, ohne dabei neue Baukubatur zu bilden.
Eine Maßnahme also, die einerseits vom Land angeregt, und andererseits vom Staat über Steuerabschreibungen sogar weitreichend gefördert wird.
Doch ausgerechnet jene Stadt, die sich immer als besonders umweltbewusst gibt, hat einigen ihrer Bürger seit Winterbeginn ein Ei gelegt: Meran.
Dies kritisiert Christian Peintner vom ASGB.
Das Bauamt mache nämlich keine Unterschiede:
Kleine Wintergärten werden bei dem Antrag um eine Baugenehmigung kurzerhand wie große Neubauten behandelt, obwohl sie weder neue Kubatur bilden noch die Ansicht des Gebäudes beeinträchtigen. Eine Regelung der Ästhetik ist aber bereits in der Bauordnung geregelt, und darf zusammen mit der Energieeinsparung nicht dem einstimmigen Urteil der Nachbarn unterworfen werden, kritisiert Peintner.
Wer also einen energiesparenden Wintergarten beantragen möchte, bekommt vom Bauamt der Gemeinde Meran auf mehrere Anfragen hin ein Buch mit sieben Siegeln in die Hand gedrückt. Neben der Finanzierung, den Auflagen laut Raumordnungsgesetz über die Wärmedämmung, den Richtlinien des Landes über die Eigenschaften, ist auch die Meraner Gemeindebauordnung über die Ästhetik einzuhalten. So weit so gut.
Doch als ob das nicht genug wäre, ist – immer laut Christian Peintner vom ASGB – eine neue ebenso rigide wie unverständliche Regelung dazugekommen, die wohl kaum jemand einhalten kann, und den Wintergarten des kleinen Mannes in Zukunft praktisch unmöglich macht:
Vorab verlangt die Gemeinde – und NUR die Gemeinde Meran – die Zustimmung aller Miteigentümer (1000 Tausendstel des Kondominiums), was den Todesstoß für das Energiesparen bedeutet. Was für das Bauamt sicher bequem ist, ist für die Umweltbelastung eine Katastrophe, da sich viele Bürger diesen Spießrutenlauf verständlicherweise nicht antun wollen.
Das bedeutet: Auch der letzte der Nachbarn bzw. Hausbewohner des ganzen Kondominiums – sogar jeder Garagenbesitzer muss vorab seine schriftliche Zustimmung zum Bau eines einzigen Wintergartens bzw. Veranda erteilt haben, ansonsten wird die Baugenehmigung und damit auch das Energiesparen strikt abgelehnt. Wer tut sich das noch an? Auch die Techniker sind befremdet. Die Gemeinde unterscheidet nicht einmal, ob die vordere Fassade betroffen ist, oder eine der Straße abgewandte Seite.
Christian Peintner vom ASGB dazu: „Die Gemeinde soll beratend für den Umweltschutz arbeiten, und nicht ständig neue Hürden erfinden, um weniger Anträge bearbeiten zu müssen.“
Der ASGB verlangt nun von Seiten des Meraner Gemeinderates eine Begründung, ob die Stadtregierung sich des Schadens (CO2-Ausstoss) an der Umwelt bewusst ist, wenn Energiesparen durch Wintergärten in Zukunft nur mehr von wenigen Villenbesitzern und Hotels realisiert werden kann, da das neu geschaffene Buch mit sieben Siegeln ja „nur“ den kleinen Mann betrifft.
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Kommentare (2)
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meintag
Und da die Anfragen für den Bau von Wintergärten bei den Gemeinden online für Jeden einsehbar sind, ist der Vertreter hierfür nicht weit. Ein Freund konnte über die vielfachen Anfragen nur staunen.
semperoper
Dass auch nur eine/r, der einen Wintergarten baut, dies aus Energíespargründen tut, gehört ins Reich der Märchen. Es geht ausschließlich um eine de-facto-Erweiterung des Wohnbereiches. Ob man dies als öffentliche Verwaltung will oder nicht, ist eine rein politische Entscheidung. Und dazu kann man natürliche stehen wie man will.
Im Übrigen sind Energieeinsparungen mittels Wintergärten nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen zu erzielen. Meist geht die gewonnene Energie durch die Wärmeverluste über die Verglasung außerhalb der Sonnenstunden wieder verloren.