Baur möchte gefragt werden
Nach der Ankündigung einer Wiederkandidatur von Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi, wird es immer wahrscheinlicher, das auch SVP-Vizebürgermeister Christoph Baur noch einmal antritt. Auch aus strategischen Gründen.
Von Thomas Vikoler
Sie mögen sich nicht unbedingt, aber sie schätzen sich gegenseitig. Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi und SVP-Vizebürgermeister Christoph Baur haben knapp drei Jahre konfliktbeladenen Regierens in der Landeshauptstadt hinter sich. Zuallererst wegen der Zukunft des Busbahnhofsareals, zuletzt wegen der Positionierung der Stadt in Sachen Ötzi auf den Virgl.
Doch nun gibt es eindeutige Anzeichen, dass Caramaschi und Baur weiter gemeinsam regieren werden bzw. wollen. Das Tandem der Über-70-Jährigen wird bei den Gemeinderatswahlen in einem Jahr wohl erneut antreten.
Die TAGESZEITUNG sagte es bereits in der Vorblick-Nummer für dieses Jahr voraus: Der amtierende Bozner Bürgermeister wird – trotz gegenteiliger Ankündigungen zu Beginn der Amtszeit und nach überstandener Hüft-Operation – ein weiteres Mal antreten. Mit einer eigenen Liste, deren Zusammenstellung nun beginnt. Diesmal würde die Amtszeit, sollte Caramaschi gewählt werden, sogar fünf anstatt diesmal vier Jahre betragen.
„Es freut mich, dass der Bürgermeister noch einmal antreten will, das ist gut für die Stadt“, sagte Baur gestern nach der Sitzung des Stadtrats.
Und er selbst? Der Anwalt, den die Bozner SVP 2016 ziemlich überraschend als Bürgermeisterkandidat aus dem Hut gezaubert hat, schließt eine Kandidatur nicht dezidiert aus. Das ist schon mal ein deutliches Zeichen. Und er bestätigt gegenüber der TAGESZEITUNG, Gefallen an seiner Rolle im Rathaus gefunden zu haben. Gestartet war Christoph Baur als eine Art Anti-Politiker, der sich den Gepflogenheiten der politischen Kommunikation widersetzte. Inzwischen zeigt er sichtlich Freude an den Auftritten auf der Pressekonferenz nach den Stadtratssitzungen. Baur ist angekommen in Stadtpolitik.
Doch der Grund, weshalb er bei den Gemeinderatswahlen 2020 erneut antreten wird, ist ein anderer. Nämlich ein strategischer. Baur ist der Kandidat der Lauben-Kaufleute, sein „Schattenassessor“ und Bürochef ist Ex-Landesrat Werner Frick. Also entschiedenen Gegnern des Benko-Projekts, das sie allerdings nicht verhindern konnten. Die Bauarbeiten am Ex-Bahnhofsareal beginnen im Mai. Die zweite Front, an der sich der SVP-Vizebürgermeister bereits eindeutig positioniert hat, ist der Kampf gegen die drohende Verlegung von Ötzi auf den Virgl, der wiederum Benko gehört.
Hier braucht es Baur, aus der Sicht seiner Unterstützer und Einsager, auch weiterhin.
Die zweite Option der SVP für eine Bürgermeisterkandidatur – Luis Walcher, Stadtrat für öffentliche Arbeiten -, kommt schon allein deshalb für sie nicht in Frage. Walcher, den Bürgermeister Caramaschi zuletzt ausdrücklich für seine gute Arbeit gelobt hat, war bereits vor der letzten Wahl als SVP-Vizebürgermeister im Gespräch und wäre eigentlich der natürliche Nachfolger für Baur.
„Unter bestimmten politischen und persönlichen Gegebenheiten könnte ich noch einmal antreten. Aber bisher hat mich noch niemand gefragt. In der SVP gab es bisher keine diesbezüglichen Diskussionen, meine Entscheidung wird mit Sicherheit im kommenden Herbst fallen“, bemerkte der SVP-Vizebürgermeister gestern.
Caramaschi rechnet damit, dass die SVP ihn zumindest im zweiten Wahlgang unterstützt. Denn die Konkurrenz der italienischen Rechts-Parteien (allen voran die Lega) wird diesmal sicherlich größer sein als beim letzten Mal.
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Kommentare (7)
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pingoballino1955
Die Stadt Bozen braucht JUNGE neue Kräfte auf dem Bürgermeistersessel nicht Pensionsberechtigte:SORRY!!!
erich
Wenn sich in Bozen etwas zum besseren gewendet hat dann ist das eindeutig Caramaschi zu zuschreiben. In der Diskussion um die Benko Projekte hat die SVP und Bauer eine jämmerliche Figur gemacht.
prof
Ich kann mannik nur zustimmen vor allem bez. W.Frick