Bischof singt unter der Dusche
Am Sonntag feierte der Chorverband im Bozner Waltherhaus seinen 70. Geburtstag mit einem Festakt.
Aus einer Handvoll Chöre wurden es im Laufe von 70 Jahren mehr als 400 – dass Südtirol heute eine blühende Chorlandschaft ist, ist auch der kontinuierlichen Arbeit des Südtiroler Chorverbandes zu verdanken, der vor 70 Jahren gegründet wurde und heute für rund 10.400 Sänger und Sängerinnen im ganzen Land zahlreiche Dienste vor allem im Fortbildungsbereich anbietet.
Am Sonntag feierte der Chorverband im Bozner Waltherhaus seinen Geburtstag mit einem Festakt, bei dem Verbandsobmann Erich Deltedesco jenen dankte, die „den Chorverband vor 70 Jahren gegründet haben sowie allen, die auch heute noch ehrenamtliche Führungsaufgaben übernehmen“.
Im Mittelpunkt des Festaktes standen so auch die Ehrenamtlichen: In einem „Couch-Gespräch“, das von Sigrun Falkensteiner moderiert wurde, unterhielten sich vier Vertreter der Südtiroler Chorlandschaft darüber, was sie am Chorleben fasziniert, was ihre Ziele und Hoffnungen sind.
So betonte Chorleiter Markus Federer, dass das Schöne an der Chorleitung die Harmonie sei, die man im Chor erzeugt und dann wieder zurückbekommt. Als Chorleiter müsse man „das Instrument Stimme erst zum Klingen bringen“, das sei die besondere Herausforderung.
Chorobfrau Elisabeth Thöni hat ihr Amt seit 23 Jahren inne: „Obfrau zu sein gibt mir ganz viel, wichtig ist, zu wissen, dass man nicht alles allein machen muss, sondern auf einen Ausschuss zählen kann, der dich unterstützt.“ An die Anfänge des Südtiroler Chorverbandes – bzw. Sängerbundes, wie er damals noch hieß – erinnerte sich der langjährige Verbandsfunktionär Raimund Perkmann: „1965 waren elf Männerchöre beim Südtiroler Sängerbund, bei der Vollversammlung im Gasthaus wurde der Landesbeitrag verteilt und dann noch ein Glasl getrunken.“ Damals war sogar die Rede davon, den Sängerbund aufzulösen.
Doch Bundeschorleiter Siegfried Tappeiner regte an neue Wege zu gehen und organisierte die erste Schulungswoche. Das sei der Auslöser für die Vergrößerung des Chorverbands und eine neue Blüte des Chorlebens gewesen. Neue Chöre wurden gegründet, Schul- und Kirchenchöre wurden Mitglied des Sängerbundes. Die Fortbildung ist bis heute ein Schwerpunkt des Chorverbandes geblieben. Den Standpunkt der Jugend vertrat Chorleiter und Sänger Michael Braun.
Nicht die Art der Musik sei entscheidend, sondern dass man als jugendlicher Sänger Text und Musik versteht – dann könne man auch magische Momente erleben, ob Volkslied oder Pop sei dann zweitrangig.
Alle Redner waren sich einig, dass die Förderung des Gesangs bei Kindern und Jugendlichen ein ganz wichtiges Ziel des Chorverbandes sein müsse, wobei gerade in diesem Bereich der Chorverband seinen Schwerpunkt setzt, etwa mit der Förderung des Singens in der Schule (Projekt „klang“) oder mit zahlreichen Schulungen für Kinder und Jugendliche.
Neben den Vertretern der Chöre waren zahlreiche Ehrengäste zum Festakt erschienen: Landeshauptmann Arno Kompatscher verriet, dass er bei einer Rockband gesungen hat und Bischof Ivo Muser betonte zuhause nicht nur unter der Dusche zu singen.
Der Landeshauptmann erinnerte an den Wert des Chorgesangs für eine sprachliche Minderheit, deshalb würde die Landesregierung trotz knapper Mittel das Chorwesen weiterhin unterstützen. Der Bischof sagte, dass das Singen im Gottesdienst nicht bloße Umrahmung, sondern Verkündigung sei, und ergänzte: „Vergessen wir, wenn wir vom Gesang reden, nicht den Schöpfer alles Schönen und Guten“.
Konrad Bergmeister, der die Stiftung Südtiroler Sparkasse als Sponsor des Chorverbandes vertrat, sagte, dass man mit der finanziellen Förderung des Chorwesens den sozialen Kitt der Gesellschaft stärken wolle, denn durch das Vereinswesen würden die Jugendlichen zu Persönlichkeiten erzogen.
Der Festakt wurde von der Maschl-Musig umrahmt und mit einem Konzert des Landesjugendchors Südtirol unter der Leitung von Johannes van der Sandt abgeschlossen. „Wir können positiv in die Zukunft blicken. Ich wünsche uns allen neue Impulse für unser gemeinsames Ziel, nämlich das Chorleben lebendig zu erhalten“, sagte der Obmann abschließend und lud alle Gäste zu einem gemütlichen Beisammensein, um „auf die Zukunft des Südtiroler Chorverbandes anzustoßen“.
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