Neues Schulfach
Ab September soll in ganz Italien Bürgerkunde unterrichtet werden. Was die Regierung in Rom plant und
was diese Neuerungen für Südtirol bedeuten.
von Lisi Lang
Südtirols Schulen steht die nächste Neuerung bevor: Nach der neuen Matura und der neuen Abschlussprüfung an der Mittelschule, steht im kommenden Schuljahr die nächste Änderung an. Ab September soll nämlich auf dem Stundenplan der Grund-, Mittel-, und Oberschulen in ganz Italien auch Bürgerkunde stehen. So sieht es ein neues Gesetz vor, welches kürzlich von der zuständigen Kommission in Rom genehmigt wurde.
Die Lega um Innenminister Matteo Salvini will das Fach Bürgerkunde an den Schulen verankern, um die politische Bildung der Schüler zu verbessern und so mündige und verantwortungsbewusste Bürger auszubilden. 33 Schulstunden pro Jahr sind laut Gesetzentwurf für das neue Fach vorgesehen, zudem soll das Schulfach auch im Zeugnis mit einer eigenen Note ausgewiesen werden.
„Wir haben noch keine detaillierten Infos vom Unterrichtsministerium erhalten, da das Gesetz erst von der zuständigen Kommission verabschiedet wurde und nun noch von der Kammer und vom Senat genehmigt werden muss“, erklärt Werner Sporer, Schulinspektor für die Oberstufe. Da sich in Rom aber bereits gezeigt hat, dass sich neben der Lega und der 5-Sterne-Bewegung auch Parteien aus der Opposition für das neue Gesetz aussprechen werden, dürfte einer Genehmigung im Senat und in der Kammer nichts mehr im Wege stehen.
„Das Land Südtirol hat im Schulbereich sekundäre Gesetzgebungsbefugnis und demnach dann auch noch innerhalb von sechs Monaten die Möglichkeit, dieses staatliche Gesetz auf Landesebene anzupassen“, erklärt Werner Sporer. Gewisse Aspekte können demnach von der Landespolitik im Detail lokalspezifisch geregelt werden.
Der Gesetzentwurf ist sehr umfassend formuliert. Neben politischer Bildung und Bürgerkunde im engeren Sinne sollen im Rahmen dieser 33 Schulstunden auch Umweltbildung bzw. digitale Bildung vermittelt werden. In Südtirol kann man zudem davon ausgehen, dass im Rahmen dieses Schulfachs auch Themen wie die Südtirol Autonomie vermittelt werden.
Der Bereich politische Bildung ist für die Schulen in Südtirol aber nicht neu. Schon im Jahr 2008 wurde die grundsätzliche Verpflichtung für Schulen verankert, diesen Bereich ins schulische Curriculum einzubauen. „Neu ist nun, dass es eine eigene Stundenzahl sowie eine eigene Note im Zeugnis geben soll“, erläutert Werner Sporer.
Für das neue Schulfach soll aber weder die wöchentliche Stundenzahl erhöht, noch sollen andere Schulstunden gekürzt werden. „Im neuen Gesetzvorschlag steht ausdrücklich, dass dieser Bereich fächerübergreifend unterrichtet werden soll“, erläutert der Schulinspektor für die Oberstufe.
Für die Schulen dürfte diese Neuerung daher keine allzu großen organisatorischen Schwierigkeiten oder Herausforderungen mit sich bringen. „Man wird vor Ort schauen, in welchen Bereichen es Anknüpfungspunkte gibt oder ob es schon Initiativen gibt, die in diesen Bereich fallen“, so Sporer.
Im Schulamt selbst will man jetzt erst die Entwicklungen in Rom genau verfolgen und dann das weitere Vorgehen mit dem Bildungslandesrat abstimmen.
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