Der Apfelwickler
Während der Apfelwickler einer der Hauptschädlinge im Apfelanbau ist, tritt der Pfirsichwickler nur unregelmäßig und punktuell auf.
Wenn Männchen auf Weibchen treffen, passiert, was passieren muss: Sie pflanzen sich fort. Dies gilt auch für Apfel- und Pfirsichwickler – aber: Des einen Freud ist des anderen Leid. Und die Leidtragenden in diesem Fall sind Apfelbauern, die sich mit Apfel- und Pfirsichwicklern abplagen müssen. Was tun? Um nicht den Schädling selbst bekämpfen zu müssen – etwa mittels Pflanzenschutzmittel – packen die Bauern das Problem an der Wurzel: Sie versuchen, die Fortpflanzung der schädlichen Raupen zu unterbinden, berichten Robert Wiedmer, Leiter des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau und Alois Oberrauch vom Plonerhof in St. Michael.
Kaum wird es Frühjahr, treiben die Blüten der Apfelbäume und auch die Schädlinge erwachen wieder mit in den Obstwiesen – so zum Beispiel die Apfel- und Pfirsichwickler.
Um Männchen zur Befruchtung anzulocken, setzen die Weibchen einen eigenen Duftstoff (Sexualpheromon) frei. Im Frühjahr fliegen die Weibchen in der Abenddämmerung und legen auf den jungen Früchten die Eier ab, aus denen die Raupen schlüpfen. Diese bohren sich fressend in Äpfel und Pfirsiche und vernichten so die Ernte.
Die Obstbauern versuchen die Fortpflanzung der Apfel- und Pfirsichwickler zu verhindern.
Wie genau kann dies gelingen? Die Antwort ist einfach: Bauern verwirren die Schädlinge, z.B. mit so genannten Aerosoldispensern – dabei setzen sie heuer erstmals kombinierte Aerosoldispenser ein, die sowohl Apfel- als auch Pfirsichwickler gleichzeitig verwirren.
Aerosoldispenser sind Behälter, die synthetisch hergestellte Duftstoffe enthalten. Diese Duftstoffe sind dem Lockstoff der Weibchen nachempfunden. Die Behälter mit den Duftstoffen werden in den Apfelanlagen aufgehängt, um in periodischen Abständen in den Nacht- und Abendstunden die Duftstoffe zu versprühen. Die Männchen verlieren so die Orientierung und haben keine Möglichkeit, die Weibchen zu finden. Somit gibt es keine Paarung, keine Fortpflanzung, keine Fruchtschäden.
Positive Erfahrungen mit den Aerosoldispensern macht auch Alois Oberrauch vom Plonerhof in St. Michael Eppan. „Die Dispenser sind sehr schnell angebracht und der Duftstoff verteilt sich gleichmäßig. Das ist wichtig, um diese Schädlinge zu bekämpfen“, so der Apfelbauer, der seit 20 Jahren mit dieser Verwirrungsmethode arbeitet und seinen Hof entsprechend den Richtlinien der AGRIOS (Arbeitsgruppe für den integrierten Anbau) bewirtschaftet.
Unterstützt werden die Bauern von den Experten des Beratungsringes für Obst- und Weinbau. „Wie jedes Jahr bemühen wir uns darum, unsere Bauern über die aktuellen Techniken zu informieren, um diese beiden Schädlinge einzudämmen. Mit der kombinierten Form der Verwirrung schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Damit können die Bauern qualitativ hochwertige Äpfel produzieren und verringern eventuelle Ernteausfälle“, erklärt Robert Wiedmer, Obstbaubereichsleiter und Koordinator des Südtiroler Beratungsringes für Obst- und Weinbau. Dies vor allem deshalb, weil damit der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert wird: Wenn sich Schädlinge erst gar nicht vermehren, müssen sie später nicht mehr bekämpft werden. Auf über 3.000 Hektar werden die kombinierten Aerosoldispenser heuer eingesetzt. In ganz Südtirol werden insgesamt mehr als 15.000 Hektar Obstwiesen verwirrt. Mithilfe dieser Methode sparen Bauern jährlich mehrere Insektizid-Spritzungen ein.
Während der Apfelwickler einer der Hauptschädlinge im Apfelanbau ist, tritt der Pfirsichwickler nur unregelmäßig und punktuell auf – das letzte Mal 2018 im Raum Leifers und Unterland. Wo er allerdings auftaucht, wütet er hemmungslos: In stark befallenen Anlagen führte er letztes Jahr zu sehr hohem Ernteausfall.
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