Zu sich selbst finden

Der Unbedingt-Anschauen-Film des BFFB 2019 von Martine De Biasi ist noch zu sehen.

von Renate Mumelter

„Becoming me“ ist ein Dokumentarfilm, der nur durch den Mut von Hauptdarsteller Marian und das Durchhaltevermögen von Regisseurin Martine möglich wurde. Es braucht nämlich Courage, sich zu trauen, zu dem zu stehen, was viel häufiger ist, als öffentlich zugegeben wird. Denn es gibt sie, die Transidentität, bei der sich Menschen in ihrem männlichen oder weiblichen Körper nicht wirklich zu Hause fühlen. Genauso wie es Menschen gibt, die sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Auch das ist trotz geänderter gesetzlicher Bestimmungen noch immer ein Tabu, das viel zu oft Anlass für Getuschel hinter vorgehaltener Hand ist. 

Marian hat jetzt ein bisschen mit dem Getuschel aufgeräumt. Er hatte den Mut, sich auf seinem schwierigen Weg in jene Identität, die ihm näher ist, von der Kamera begleiten zu lassen. Er hatte den Mut, von seinen Ängsten und Zweifeln zu erzählen, und er hatte beim Filmfestival den Mut, sich auf die Bühne zu stellen und sich mit dem Team über den gelungenen Film zu freuen. Und im Anschluss an die Premiere gab es unter dem Festivalpublikum ungewöhnlich offene Gespräche über Themen, über die sonst lieber verschwiegen werden. Weil man ja nie weiß. 

Die Festivaljury hat sich „einstimmig für die Kraft der Geschichte und die filmische Qualität, die über 10 Jahre aufrechterhalten wurde“, entschieden. „Eine zugleich persönliche und politische Geschichte ohne Voyeurismus und Vorurteile“. Das Festivalpublikum hat sich genauso entschieden.

Becoming me (IT 2019), 70 Min, Regie Martine De Biasi. Bewertung: Bewegend