Verlorenes Vertrauen
Misstrauensantrag gegen die Führung des Tourismusvereins in Prags: Wie die Suche nach der besten Verkehrsregelung die Gastwirte und Hoteliers im Tal spalten könnte.
von Silke Hinterwaldner
Über derlei Angelegenheiten wird grundsätzlich nicht gern gesprochen. „Ich kann mich dazu nicht äußern“, sagt etwa Christian Ploner, Präsident des Tourismusvereins in Prags. Er sieht seine Aufgabe darin, den Zugang für die Gäste zu den Hotels zu ermöglichen und für eine reibungslose touristische Hochsaison zu sorgen.
Aber das wird in Prags von Jahr zu Jahr schwieriger. Weil tausende Touristen zum Pragser Wildsee pilgern, musste man nach Verkehrslösungen suchen. Land, Gemeinde und Arbeitsgruppen tüfteln an einer akzeptablen Regelung – diese besteht in der Hauptsache darin, im Hochsommer die Straße zum See für einige Stunden zu sperren.
Aber damit ist eine Gruppe von Gastwirten und Hoteliers in Prags nicht einverstanden. Sie hat am Dienstag vergangener Woche bereits ein eigenes Verkehrskonzept vorgelegt, das darauf fußt die Straße für den Verkehr offen zu lassen und mehr Parkplätze nahe des Sees zu errichten. Dies deshalb, weil sie Geschäftseinbußen fürchten müssen, wenn die Betriebe und Strukturen nicht mehr mit dem Auto erreichbar sind. Aber dieses „alternative Konzept“ ist bei der Bevölkerung nicht gut angekommen.
Der Streit um die Zukunft von Prags ist deshalb jedoch längst nicht beigelegt. Die Gruppe rund um die Hoteliers Josef Ploner und Jürgen Santer hat einen Misstrauensantrag gegen die Führungsspitze beim Tourismusverein Prags vorgelegt. Dieser Antrag wird am Donnerstag in einer außerordentlichen Vollversammlung behandelt. Aber in dieser Angelegenheit halten sich die Protagonisten vorerst noch zurück. Erst nach der Versammlung, sagt Jürgen Santer, gebe es Auskunft über die Hintergründe zu diesem Misstrauensantrag.
Die Kräfteverhältnisse sind derweil recht klar. 16 Mitglieder des Tourismusvereins haben den Antrag unterzeichnet, aber insgesamt sind 46 Betriebe Teil des Tourismusvereins. Eine Mehrheit für den Misstrauensantrag ist deshalb kaum zu erwarten.
„Aber“, sagt Erwin Steiner, im Gemeindeausschuss zuständig für den Bereich Tourismus, „hier liegen die Dinge komplizierter als bei der Bürgerversammlung.“ Denn: Obwohl unzählige Touristen den Pragser Wildsee fluten, profitiert die Wirtschaft vor Ort immer noch kaum von diesem Ansturm. Das ist alles andere als hilfreich für ein friedliches Dorfleben. Erwin Steiner sorgt sich vor allem vor einer Spaltung der Touristiker in seiner Gemeinde – ähnlich wie es in Toblach im Zuge des Baus der Langlaufarena der Fall war. „Es ist extrem schade“, sagt er, „dass solche Sachen passieren. Man hätte die Dinge auch ganz einfach offen ansprechen können, bevor man einen Misstrauensantrag vorlegt.“
Die Entscheidung, welches Verkehrskonzept Prags verfolgt, liegt denn auch gar nicht beim Tourismusverein. In erster Linie das Land in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Strukturen vor Ort erarbeitet die Lösungsansätze für die Regelung im Hochsommer. Heuer soll die Straße ab Schmieden zwischen dem 10. Juli und dem 10. September über die Mittagszeit gesperrt bleiben. Geplant ist außerdem ein Auffangparkplatz beim Militärareal in Welsberg.
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