Jazziges Literaturwunderwerk
Begeistert zeigen sich Leserschaft und Presse von „Tram 83“, dem 2017 erschienen Roman vom kongolesischen Schriftsteller Fiston Mwanza Mujika. Als neue Weltliteratur, als frische literarische Perspektive für eine globalisierte Welt, als Roman von einmaliger Musikalität, beschreibt die Kritik das Werk. Am 23. April – zum internationalen Tag des Buches – performt der Autor „Tram 83“ live in der Dekadenz in Brixen.
Worum geht’s im Buch?
Eine heruntergekommene Großstadt in Afrika, wer hierher kommt, hat ein Ziel: Geld zu machen, egal wie. Das „Tram 83“ ist der einzige Nachtclub der Stadt, ihr pulsierendes Zentrum. Verlierer und Gewinner, Profiteure und Prostituierte, Ex-Kindersoldaten und Studenten, sie alle treffen in dieser Höhle aufeinander, um sich zu vergessen. Hier, an diesem von Kriegen, Korruption und Globalisierung gezeichneten Ort, sehen sich auch zwei ungleiche Freunde wieder: Lucien, der Schriftsteller, findet auf der Flucht vor Erpressung und Zensur Schutz bei Requiem, der sich durch das Leben gaunert. Rhythmisch und rau erzählt Mwanza Mujila ihre Geschichte, mit einem Drive, der an die Musik von John Coltrane erinnert.
Musikalität und Text
„Ich arbeite wie ein Jazzmusiker, wie ein Saxophonist. Ich war immer von diesem Instrument fasziniert. Ich finde es ist ein angesehenes und nobles Instrument. Ich habe diesen Text wie eine Partitur komponiert.“, sagt der Autor im Interview. Miston Mwanza Mujila wollte immer Saxophonist werden, aber bekam die Gelegenheit dazu nicht. Jetzt schreibt er Texte wie Jazzpartituren, rhythmisch-verspielte Meisterwerke, die von brodelnden Abgründen über zyklische Wiederholungen in steile Höhen führen. Live performt er seinen Roman regelmäßig begleitet vom tollen Grazer Saxophonist Patrick Dunst. Es ist eine rauschige Seance, die die Musikalität des Romans aufgreift.
Preisgekrönte Übersetzung
Zu bemerken ist nicht nur die Übersetzung vom Geschriebenen in die Live-Performance, sondern auch vom französischen Original. Der Autor Fiston Mwanza Mujila und die Übersetzerinnen Katharina Meyer und Lena Müller wurden für den Roman „Tram 83“ und dessen deutsche Übertragung aus dem Französischen mit dem 9. Internationalen Literaturpreis 2017 für übersetzte Gegenwartsliteraturen ausgezeichnet. Über die Übersetzung aus dem Französischen von Katharina Meyer und Lena Müller urteilt die Jury, die Übersetzerinnen „haben für diesen ins Performative drängenden Text eine mitreißende Sprache gefunden“.
Die Jazz-Lesung findet am 23. April, um 20:30 Uhr im Rahmen der 2. Brixner Tage des Buches statt.
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