Die sanfte Rache
Dorfposse in Reischach: Weil die Seilbahnen nicht mit der Politik von Fraktionsvorsteher Walter Huber einverstanden sind, muss die Feuerwehr mit weniger Geld auskommen.
von Silke Hinterwaldner
Ein Dorf ist immer ein sehr sensibles Gefüge: Da gibt es Leute, die viel zu sagen haben und solche, die auf die Gutmütigkeit dieser mehr oder weniger Mächtigen angewiesen sind. Sobald jemand dieses fragile Gleichgewicht allerdings ins Wanken bringt, kann das schnell unangenehm werden.
So wie in Reischach: Dort gibt es die Seilbahnen und sehr viele Betriebe und Menschen, die für die Bahnen arbeiten oder davon profitieren. Gleichzeitig ist Reischach auch ein ganz normales Dorf mit ganz normalen Bedürfnissen und Strukturen. Dazu gehört auch die Feuerwehr.
Alle paar Jahre muss die Feuerwehr sich auf die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten machen, um etwa ein neues Fahrzeug anzuschaffen. Die Feuerwehr Reischach fährt derzeit ein 31 Jahre altes Tanklöschfahrzeug und findet es höchst an der Zeit, sich ein modernes Gefährt anzuschaffen. Eine solche Anschaffung aber kostet Geld. Viel Geld.
Um das neue Tanklöschfahrzeug anschaffen zu können, muss die Feuerwehr Reischach 340.000 Euro zusammenkratzen. Von der öffentlichen Hand als Verantwortliche für den Zivilschutz kommt allerdings nur ein Beitrag von 155.000 Euro. Fehlen immer noch 185.000 Euro. So viel Geld müssen die Feuerwehrleute in Eigenregie aufbringen: über private Spenden, Einnahmen von Festen oder ähnliches. Das ist freilich eine enorme Herausforderung für einen Rettungsverein.
Einer der ersten Wege führte die Verantwortlichen bei der Feuerwehr zu Werner Schönhuber. Er ist Präsident der Kronplatz Seilbahn AG, also jener Gesellschaft, die viel Wertschöpfung in das Dorf bringt, aber gleichzeitig auch von der ehrenamtlichen Arbeit der Feuerwehr profitiert: sobald am Berg eine Suchaktion läuft, sobald ein Brand zu löschen ist oder sobald es technische Probleme bei den Anlagen gibt.
Für Schönhuber stellte sich gar nicht die Frage, ob die Bahnen eine Spende für das neue Feuerwehrauto geben sollten oder nicht. Umgehend sagte er den Feuerwehrleuten 5.000 Euro zu (wie Schönhuber gegenüber der TAGESZEITUNG bestätigte, Anm. d. Red.). Genauso viel wie vor fünf Jahren als die Feuerwehr Reischach ein neues Mannschaftsauto kaufen musste, das allerdings weit weniger Kosten verursacht als ein neues Tanklöschfahrzeug. Deshalb folgte die Bitte auf dem Fuß, doch noch etwas draufzulegen.
Daraufhin gab es eine Aussprache zwischen Werner Schönhuber und den verantwortlichen der Feuerwehr, bei der klar wurde, dass eine Aktion von Walter Huber das Problem sei. Denn: Der Fraktionsvorsteher und Gemeinderat der Bürgerliste hatte vor einem Jahr eine Eingabe an den Rechnungshof mitunterzeichnet. Dabei geht es um den öffentlichen Förderbeitrag des Landes für den Bau des Fotomuseums Lumen am Kronplatz. Für diesen Beitrag mussten die Richtlinien für Förderungen im Kulturbereich umgeschrieben werden, viele Kulturschaffende reagierten empört darauf, dass die Seilbahnen als gewinnorientierte Gesellschaft hier so großzügig unterstützt werden.
Aber das Vorgehen von Walter Huber hat am Kronplatz für Naserümpfen gesorgt. Nicht nur das. Als Gemeinderat Huber Anfang März bei Schönhuber um eine Erklärung anfragte, warum die Feuerwehr keinen höheren Beitrag bekäme, folgte die Antwort auf dem Fuß. Im E-Mail schreibt Schönhuber:
„Sehr geehrter Herr Huber, natürlich sind wir jederzeit zu einer Aussprache bereit. Aber Sie können sich als Fraktionsvorsteher von Reischach nicht erwarten, dass wir wie bisher, großzügig Vorhaben für den Ort unterstützen, wenn der wichtigste Dorfvertreter in seiner Funktion als Gemeinderat eine Eingabe beim Rechnungshof, gegen bereits gewährte Landesbeiträge, mitunterzeichnet. Und so die Einschränkung der verfügbaren Eigenmittel der Kronplatz Seilbahn AG in Kauf nehmen würde, mit welchen andere Initiativen gefördert werden könnten.“
Als Walter Huber diese Zeilen las, musste er tief durchschnaufen. Er hält ein solches Vorgehen für „absolut inakzeptabel“. Deshalb hat der Gemeinderat der Bürgerliste Bruneck den Weg in die Öffentlichkeit gewagt. Er sagt: „Einen Rettungsverein dafür abzustrafen, dass der Präsident der Eigenverwaltung in seiner Eigenschaft als Gemeinderat eine Eingabe an den Rechnungshof zum fragwürdigen Beitrag des Landes für das Museum Lumen mitunterzeichnet hat, ist befremdend. Diese Entscheidung der Führungsspitze der Kronplatz Seilbahn AG ist beschämender Ausdruck dafür, wie unterwürfig die demokratische Vertretung eines ganzen Dorfes seinem großen Wirtschaftsplayer gegenüber sein muss. Die Feuerwehr soll büßen müssen dafür, dass der Eigenverwaltungspräsident Walter Huber sein Mandat als Gemeinderat wahrnimmt. Das nennt man Geißelhaft und ist ein Anschlag auf die Demokratie.“
In einer Stellungnahme erklärt Kronplatz-Präsident Werner Schönhuber: „Die Kronplatz Seilbahn AG hat die Vereine in Reischach immer unterstützt und wird es auch in Zukunft mit den betroffenen Vereinen so handhaben. Auch im heurigen Jahr wurde der Feuerwehr von Reischach ein Beitrag für den Ankauf des neuen Tanklöschfahrzeuges gewährt – dies für denselben Zweck und Ausmaß wie bereits 2014.“
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Kommentare (10)
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andreas
In einem Rechtsstaat hat jeder die Möglichkeit eine Eingabe beim Rechnungshof zu machen und wenn Herr Werner Schönhuber meint, deswegen beleidigt sein zu müssen, was durchaus verständlich ist und dies als Argument aufführt, warum er der Freiwilligen Feuerwehr nicht mehr spendet, hat er ein grandioses Eigentor geschossen.
Die Kronplatz Seilbahn AG ist nicht verpflichtet zu spenden, so vermittelt er aber den Eindruck, dass nur diejenigen etwas bekommen, welche der Kronplatz Seilbahn AG gefügig sind.
Diese Aktion der Landesregierung, um das Fotomuseum zu subventionieren, war effektiv eine bodenlose Frechheit, unabhängig davon, ob es rechtlich in Ordnung war oder nicht.
robby
Beschämendes Machtspiel des Herrn Werner Schönhuber. Fühlt sich wohl als göttlicher Übervater der seine Kinder erziehen muss
george
Ich empfehle, dass die Feuerwehr, wann die Kronplatz AG das nächste Mal ihre Hilfe braucht, einfach nicht ausrückt mit dem Hinweis: Es fehlt uns das Geld für solche Einsätze.