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„Nicht zielführend“

Brauchen Lehrer wirklich die Empfehlungen des Schulamtes oder kann man viele Probleme mit etwas Hausverstand lösen?

von Lisi Lang

Die neue Broschüre „Muslimische Kinder und Jugendliche in der Schule“ hat in Südtirol ordentlich Staub aufgewirbelt. Auch an den Schulen wird intensiv über die Inhalte und Tipps der Broschüre diskutiert. Keine Prüfungen im Ramadan, geschlechtergetrennter Sport- und Schwimmunterricht usw. werden dort als Empfehlungen angeführt.

Aber wie sieht die Situation an Südtirols Schulen aus? Brauchen die Lehrer wirklich eine Broschüre mit derartigen Empfehlungen? Oder kann man viele dieser Situationen mit etwas Hausverstand lösen?

„Die Statistiken zeigen ganz deutlich, dass immer mehr muslimische Kinder oder Kinder ausländischer Herkunft unsere Schulen besuchen“, erklärt Christoph Buratti, Vorsitzender des Arbeitskreis Südtiroler Mittel-, Ober- und Berufschullehrer. An den Oberschulen sei das Thema aktuell noch nicht so präsent, aber vor allem an den Grundschulen bemerke man diese Veränderung.

Christoph Buratti

„Diese Veränderung bedeutet aber nicht“, unterstreicht Buratti, „dass wir plötzlich alles auf den Kopf stellen müssen.“ Es sei beispielsweise schon gar nicht möglich, den Schulkalender so umzugestalten, dass während des Ramadans keine Prüfungen abgehalten werden dürfen.

„Wir handeln oft im vorauseilenden Gehorsam: wir diskutieren über die Kreuze in unseren Klassenzimmern, über kirchliche Feiertage usw. Diese Diskussionen gehen im Normalfall aber nicht von den Muslimen aus, sondern von uns“, so Buratti. Genau in diesem Sinne sei diese Broschüre erstellt worden.

Der Vorsitzende des Arbeitskreis Südtiroler Mittel-, Ober- und Berufschullehrer plädiert dafür, dass individuelle Lösungen von den Klassenräten in Absprache mit den betroffenen Eltern gefunden werden. „Wo es Schwierigkeiten oder Probleme gibt, wird man sicher passende Lösungen finden“, erklärt Christoph Buratti.

Vorgaben von oben seien ohnehin nicht zielführend, da die Situationen viel zu verschieden sind. „Ein Muslim aus Marokko lebt seine Religion anders als ein Muslim aus Pakistan – einfache, allgemeine Lösungen sind daher nicht zielführend“, so Christoph Buratti.

Sinnvoll sei hingegen, so Buratti, den Lehrern genügend Informationsmaterial an die Hand zu geben. „Auch wir Lehrer müssen uns mit diesen neuen Kulturen auseinandersetzen, aber Entscheidungen sollten vom Klassenrat und mit Hausverstand getroffen werden“, unterstreicht der ASM-Vorsitzende.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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