Geteilte Stimmung
Die Südtiroler landwirtschaftlichen Genossenschaften bewerten die im Jahr 2018 den Bauern und Bäuerinnen entrichteten Auszahlungspreise sehr positiv.
Allerdings erwarten sie eine Verschlechterung für das laufende Jahr. Die Schwierigkeiten betreffen hauptsächlich die Obstwirtschaft aufgrund der niedrigen Apfelpreise. Dies ergibt sich aus der Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Instituts für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen.
Die Auszahlungspreise an die Bauern waren im Jahr 2018 laut fast aller Genossenschaften zufriedenstellend, meistens sogar gut. Die Prognosen für 2019 sind aber verhaltener und nur zwei Drittel der Genossenschaften glauben, dass sie auch heuer den Landwirten befriedigende Auszahlungen gewährleisten können. Allerdings gibt es starke Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen.
Die beste Stimmung zeigt sich in der Weinwirtschaft. Im vergangenen Jahr konnten 90 Prozent der Kellereien ihren Umsatz steigern, mit besonders guten Verkaufszahlen in Südtirol und in Italien. Auch die Exporte entwickelten sich positiv. Alle Weingenossenschaften konnten somit befriedigende – und in 60 Prozent der Fälle gute – Auszahlungspreise an die Winzer/innen gewährleisten.
Die Ernte 2018 war im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent ertragreicher und die Qualität wird von den Kellermeister/innen als sehr gut bewertet. Dies deutet darauf hin, dass die Erzeugerpreise auch 2019 zufriedenstellend sein werden. Insbesondere werden deutliche Umsatzsteigerungen sowohl auf dem Südtiroler als auch auf dem italienischen Markt erwartet.
Das Geschäftsklima ist auch in der Milchwirtschaft positiv: Ein Viertel der Milchhöfe und Sennereien bewertet die Auszahlungspreise im Jahr 2018 als gut, fast alle anderen immerhin als befriedigend. Der italienische Markt entwickelte sich positiv und der Absatz konnte auch in Südtirol erhöht werden. Darüber hinaus konnten über 40 Prozent der Molkereien ihre Investitionen erhöhen. Die befragten Genossenschaften melden aber auch eine deutliche Zunahme der Produktionskosten, die sich negativ auf die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit auswirkte. Für 2019 wird ein weiteres Wachstum des Umsatzes, insbesondere auf den ausländischen Märkten sowie der Investitionen erwartet. Die den Landwirt/innen gezahlten Erzeugerpreise dürften weiterhin zufriedenstellend ausfallen.
In der Obstwirtschaft war das Jahr 2018 von einem Anstieg der Erzeugerpreise geprägt und mehr als 80 Prozent der Genossenschaften konnten ihren Mitgliedern gute Auszahlungen gewährleisten. Dies ist auf die europaweit bescheidene Ernte 2017 zurückzuführen. Das knappe Angebot ermöglichte den Südtiroler Genossenschaften einen schnellen Absatz der gesamten Produktion, so dass die Vermarktungssaison frühzeitig endete. Die Ernte 2018 war hingegen in ganz Europa und insbesondere in Polen ertragreich, was zu einem Rückgang der Apfelpreise um fast 40 Prozent führte. Hinzu kommt die Befürchtung, dass im Falle eines harten Brexits der britische Absatzmarkt wegfallen könnte. Dies würde das Überangebot in Europa verschärfen und die Preislage weiter verschlimmern. Fast drei Viertel der Genossenschaften sind daher der Ansicht, dass die Auszahlungspreise heuer unbefriedigend sein werden.
Handelskammerpräsident Michl Ebner betont die Bedeutung der Erschließung neuer Märkte für Südtiroler Agrarprodukte: „Um den zukünftigen Wohlstand der Südtiroler Landwirtschaft zu sichern, ist es notwendig, weiterhin in Qualität und neue Produkte zu investieren. Was die Absatzmärkte betrifft, so schädigt das russische Einfuhrverbot die europäischen Landwirte besonders, da Russland ein wichtiger Exportmarkt ist.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes und der Kellerei Tramin
„Wir müssen weiter auf Qualität und eine professionelle Vermarktung setzen. Dann wird es darum gehen, neue Märkte zu erschließen und Produkt- und Sorteninnovation zu betreiben. In der Obstwirtschaft müssen wir alles daransetzen, dass der Konsum wieder steigt. Das ist nämlich die größte Herausforderung.“
Joachim Reinalter, Obmann des Sennereiverbandes Südtirol
„Sorgen bereiten die steigenden Kosten sowohl auf Erzeugerseite als auch auf Seiten der Molkereien. Vor allem die Kosten für Energie, Verpackung und Entsorgung steigen. Weiters nehmen die Anforderungen von Gesellschaft und Politik an die Landwirte zu. Dies führt zu einem hohen Investitionsdruck in den Molkereien und den bäuerlichen Betrieben.“
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Kommentare (2)
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