„Keine Verbesserung“
In zehn Jahren wurden keine wesentlichen Schritte hin zur Gleichstellung am Arbeitsplatz gemacht. Die Zahlen sind weiterhin ernüchternd.
von Lisi Lang
Alle zwei Jahre veröffentlicht Gleichstellungsrätin Michela Morandini Daten zur Beschäftigungssituation von Frauen und Männern in Großbetrieben in Südtirol. Insgesamt 136 Südtiroler Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern haben an der Erhebung teilgenommen. Nun wurden die Daten für den Zeitraum 2016/17 präsentiert.
Der Bericht zur Situation von Frauen in Südtiroler Mittel- und Großbetrieben zeigt ein recht trübes Bild: „Seit nunmehr zehn Jahren wird die Situation von Frauen in Südtirols Großbetrieben erhoben. Fakt ist, dass trotz zahlreicher Interventionen, keine wesentlichen Schritte in Richtung Gleichstellung am Arbeitsplatz gemacht wurden“, fasst Gleichstellungsrätin Morandini das Ergebnis des Berichts zusammen. Auch aus dieser Untersuchung gehe deutlich hervor, dass sich die vorherrschenden gesellschaftlichen Geschlechterrollen vorwiegend negativ auf Berufsbiografien von Frauen auswirken.
Wie sieht die Frauenbeschäftigung in Südtirol aus? Befristete Arbeit ist vor allem weiblich. 26,8 Prozent der Frauen arbeiten mit einem befristeten Vertrag, bei den Männern sind es nur 13,9 Prozent. „Auch Beförderungen gehen überwiegend an Männer und nur zu 32 Prozent an Frauen“, bestätigt AFI-Vizedirektorin Silvia Vogliotti, die im Auftrag der Gleichstellungsrätin die Daten ausgewertet hat.
Auch bei den Führungskräften sind Frauen noch immer selten anzutreffen, nur 7,9 Prozent der Führungskräfte sind weiblich. „Auf dem Weg zur Führungsverantwortung stoßen Frauen nach wie vor an eine „gläserne Decke“, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lastet weiterhin und fast ausschließlich auf den Frauen und bremst deren Beförderung“, so Michela Morandini.
Elternurlaub wird sogar zu 92,7 Prozent von Frauen in Anspruch genommen und auch den fakultativen Wartestand wird zu mehr als 80 Prozent von Frauen beansprucht.
„Schließlich zeigt sich auch der Gender Pay Gap wieder zu Ungunsten der Frauen, deren durchschnittliches Jahreseinkommen bei 20.888 Euro liegt, während die Männer im Schnitt 38.125 Euro verdienen“, zeigt die Gleichstellungsrätin auf. Auf allen Karrierestufen sei die Entlohnung von Frauen erheblich geringer als die von männlichen Beschäftigten.
Die Gleichstellungsrätin will aufgrund dieser nicht eingetroffenen Verbesserung der Situation neue Maßnahmen einfordern: „Wir werden diese Daten nutzen, um von der Politik und bei allen zuständigen Stellen geeignete Maßnahmen einzufordern“, kündigt Michela Morandini an.
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