Die Brenner-Absurdität
Die Grenzen der Euregio: Nutzer des Südtirol Pass zahlen auf der Bahnstrecke Brenner-Innsbruck 1,90 Euro mehr als andere. Jugendlichen wird sogar mehr als das Doppelte abgebucht.
von Heinrich Schwarz
Die Zugfahrt von Brenner nach Innsbruck ist kein Schnäppchen. Wer die Entwertung für diese Strecke bequem über den Südtirol Pass oder das Abo+ vornimmt – das ist seit einigen Jahren möglich – zahlt seit dem letzten ÖBB-Fahrplanwechsel im Dezember für eine einfache Fahrt 9,30 Euro. Bei einer Fahrzeit von 40 Minuten.
Wie viele wissen, geht es aber auch billiger. Wer sein Ticket im Internet oder am ÖBB-Ticketautomaten am Brenner bzw. Innsbruck kauft, zahlt „nur“ 7,40 Euro.
Die TAGESZEITUNG machte bereits vor mehreren Jahren auf den Umstand aufmerksam, dass Südtirol-Pass-Nutzer mehr zahlen müssen. Damals betrug die Differenz 1,20 Euro. Inzwischen sind es 1,90 Euro oder umgerechnet 25 Prozent.
Jetzt hat die Süd-Tiroler Freiheit eine Landtagsanfrage zu diesem Thema eingereicht. Neben dem Unterschied beim normalen Tarif weist sie auch auf den beträchtlichen Unterschied für Jugendliche unter 20 Jahren hin: Der Normalpreis am ÖBB-Ticketautomaten oder über die ÖBB-Homepage betrage nur 4,10 Euro, während die Südtiroler Transportstrukturen AG (Südtirol Pass, Abo+ usw.) den vollen Betrag von 9,30 Euro abbuche. Also mehr als das Doppelte.
Die Süd-Tiroler Freiheit wollte die Gründe für diese unterschiedliche Preisgestaltung zum Nachteil der Südtirol-Pass-Nutzer wissen.
Nun liegt die Antwort von Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider vor. Er teilt einleitend mit, dass die Tarif-Zuständigkeit in Nord- und Osttirol beim Verkehrsverbund Tirol (VVT) liege und dass die ÖBB über ihre Verkaufskanäle die Tarife des VVT anwende. „Der VVT-Tarif für die Strecke Brenner-Innsbruck beträgt derzeit 7,40 Euro. Der ÖBB-Haustarif für dieselbe Strecke beläuft sich seit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2018 auf 9,30 Euro. Auf der Internetseite für die Mobilität in Südtirol wurde darauf hingewiesen“, so Alfreider.
Der Landesrat erklärt den Grund für den Nachteil der Südtirol-Pass-Nutzer: „Derzeit erhalten Südtirol-Pass-Kunden leider nur den ÖBB-Haustarif. Es wurde versucht, mit dem VVT eine Lösung zu finden, damit auch die Südtirol-Pass-Kunden in den Genuss des VVT-Tarifs kommen. Die Verhandlungen sind im Gange und es wird versucht, für 2020 eine Lösung zu finden, damit zwischen den Ländern Tirol und Südtirol im regionalen Eisenbahnverkehr die Tarifunterschiede bei Einzelfahrscheinen abgeschafft werden können.“
Auf die Frage der Süd-Tiroler Freiheit, was mit den zusätzlichen 1,90 Euro passiert, die abgebucht werden, schreibt Daniel Alfreider: „Inhaber des Südtirol Passes sowie Fahrgäste mit allen anderen Südtirolmobil-Fahrkarten bezahlen den höheren ÖBB-Haustarif, den das Land Südtirol 1:1 an die ÖBB abführt.“
Und der Umstand, dass den Jugendlichen bei der Entwertung mit Südtirol Pass und Co. der Erwachsenenpreis verrechnet wird, liege ebenfalls an der Anwendung des ÖBB-Haustarifes. „Dabei fahren Kinder bis zum 6. Lebensjahr kostenlos, Kinder vom 6. bis zum 15. Lebensjahr bezahlen 50 Prozent und Jugendliche ab 15 Jahren den Erwachsenentarif“, so Alfreider.
Mit den VVT-Tarifen würden Jugendliche bis 20 Jahre ermäßigt fahren.
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Kommentare (9)
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andreas
Was machen eigentlich die Landtagsabgeordneten den ganzen Tag, außer blöde Fragen zu stellen?
Ein Anruf bei der Mobilität hätte wohl gereicht um zu erfahren, dass die Österreicher die Südtiroler hier auflaufen lassen.
Wäre schlauer wenn Knoll mal bei seinem „Vaterland“ interveniert, damit sie die vergünstigten Preise weitergeben.
Aber er wird gewiss auch hier noch einen Grund finden, warum in Österreich laut ihm alles besser ist und die Schuld bei Südtirol liegt…..
saustall_kritiker
Auch Südtirol selber ist schuld:
Beispiel EC-Tarif an den Fahrscheinautomaten des Südtiroler Tarifsystems (an den Bahnhöfen und Busbahnhöfen): Dort wird für eine Fahrt von Bozen nach Innsbruck immerhin 28 Euro jenen wenigen paar Dummen noch berechnet, die die Südtirol-Abzocke noch nicht durchschaut haben. Dieser Tarif ist nachweislich ganz willkürlich und weicht vom offiziellen ÖBB-Tarif gewaltig ab, den diese aufgrund eines Beschlusses der Euroregio zwischen allen Euregio-Bahnhöfen anwendet und der gleich dem Regionaltarif plus einem von der Strecke unabhängigen Aufschlag von 2 Euro ist. Südtirol tut was es will, das hat mir erst kürzlich ein ÖBB-Schaffner erzählt, dem ich diesen Südtirol-Unsinn gebeichtet habe.
Und es gibt in ganz Mitteleuropa außer Bozen keinen Bahnhof einer Provinzhauptstadt, wo die Ticketautomaten keine regionalen Fahrkarten ausgeben. Ein Skandal seit Jahren, besonders drastisch in Zeiten, wo der Schalter besetzt ist und man nirgendwo an einem Automaten im Bahnhof Bozen ein Ticket von Bozen nach Brixen oder Meran bekommt. Mittelalter pur!!!!! Kann nur aufgrund extremster Schlamperei passiert sein….