„Jetzt heißt es kämpfen“
Der Kampf um das Museumsprojekt hat begonnen: Wie das Medienhaus Athesia über die Bozner Politik Druck auf den LH macht. Und: Wie René Benko sein Virgl-Projekt trotz des Gegenwindes aus dem Weinbergweg realisieren will.
von Artur Oberhofer
Arno Kompatscher war am am vergangenen Montagnachmittag sehr verärgert, als er von der Aussage des Bozner Vizebürgermeisters erfuhr. Christoph Baur hatte nämlich gegenüber Journalisten erklärt: „Mir hat der LH bereits vor eineinhalb Monaten versprochen, dass der Virgl nicht zum Standort des neuen Museumsquartiers wird.“
So wie viele Bozner BürgerInnen stellten sich auch die Medienvertreter der Frage:
Wenn der LH eine Verlegung des Ötzi-Museums auf den Bozner Hausberg ad priori ausschließt, wenn also eh schon klar ist, dass die Gletschermumie im Zentrum bleibt, warum hat man dann eigentlich die Marktrecherche durchgeführt? War dieses Verfahren für die Katz?
Christoph Baur hat dem LH ein Ei gelegt. Vermutlich bewusst. „Von einem Juristen dürfte man eigentlich erwarten, richtig zitiert zu werden“, schnaubte Arno Kompatscher im engsten Kreis.
Dem LH ist längst bewusst, dass im Hintergrund ein Kampf der Giganten tobt. Er selbst ist tunlichst bemüht, nicht zwischen die Fronten zu geraten.
Wie bereits im Kampf um das Großkaufhaus in Bozen stehen sich auch in der Virgl-Schlacht mit dem Medienhaus Athesia und dem Tiroler Investor René Benko zwei absolute Schwergewichte gegenüber.
Die Art und Weise, wie er von Christoph Baur (nicht richtig) zitiert und wie dieses „Zitat“ gegen ihn verwendet worden ist, dürfte ein Vorgeschmack auf das sein, was dem LH aus dem Weinbergweg blüht, wenn er sich in der Museumsquartier-Frage auf die falsche Seite schlagen sollte.
Doch der Reihe nach.
Alles begann im Jänner dieses Jahres. Auf einer Sitzung der Bozner SVP, an der auch Arno Kompatscher teilnahm, ging es unter anderem um das Thema Ötzimuseum & Virgl.
Als er in der Sitzung gefragt wurde, was er vom Projekt des Immobilientycoons Benko halte, sagte der Landeshauptmann wörtlich: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit der Ansiedlung des Museums auf dem Virgl dem Anspruch gerecht wird, das Zentrum zu beleben.“
Aus dieser Aussage, so der LH gestern, „ein Versprechen oder einen Justamentstandpunkt gegen das Benko-Projekt abzuleiten, ist schon ein starkes Stück“.
Im Lager von René Benko ist man sicher, dass der „Überfall“ auf den LH in der Jänner-Sitzung der Bozner SVP generalstabsmäßig vorbereitet war. „Man wollte den Landeshauptmann in dieser Sitzung festnageln“, heißt es aus dem engsten Umfeld des Benko-Statthalters in Bozen, Heinz Peter Hager.
Hager selbst sagte auf Anfrage: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der LH sich von vornherein für oder gegen ein Projekt ausgesprochen hat.“
Und wie geht es jetzt weiter? Kommt es zwischen den beiden wirtschaftlichen Machtblöcken erneut zu einem Tauziehen wie beim Großkaufhaus? Und: Welche Steuerungsmöglichkeiten, welche Absichten hat eigentlich die Politik? Oder ist das Benko-Projekt für den Virgl bereits gestorben?
Arno Kompatscher machte gestern im Gespräch mit der Tageszeitung keinen Hehl daraus, dass er zwar nach wie vor Zweifel am Benko-Projekt hat. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine Belebung der Altstadt – und das ist das erklärte Ziel! – erreicht, indem man das Ötzimuseum auf den Virgl verlegt.“
Allerdings lässt der LH einen Türspalt offen: „Ich lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.“
In Bozen befürchten nun viele Menschen, die sich eine Revitalisierung des Virgl wünschen würden, dass – wenn das Benko-Projekt versenkt werden sollte – gar nichts passiert und der Bozner Hausberg ein verlotterter Hügel bleibt. Viele erinnern sich: Bereits vor 15 Jahren war der Unternehmer Peter Thun, der den Virgl mit einem Museum und einem Kongresszentrum aufwerten wollte, vom sehr erfolglos agierenden Virgl-„Beauftragten“ Rudy Benedikter aus Bozen verscheucht worden.
Und auch den heutigen Gegnern des Benko-Projektes – und mit ihnen den Laubenhaus-Vermietern (denn Laubenkaufleute gibt es fast keine mehr) – geht es nicht darum, eine Idee oder ein Projekt zu realisieren, sondern einzig und allein darum, das Benko-Projekt zu verhindern.
René Benkos Strategen wissen spätestens seit dem Ei, das VBM Christoph Baur dem LH gelegt hat, dass sie von der Politik keine aktive Unterstützung bekommen werden.
Also werden sie versuchen, die öffentliche Meinung auf ihre Seite zu ziehen – so wie ihnen das beim Großkaufhaus eindrucksvoll gelungen ist. Damals haben Heinz Peter Hager & Co. sogar ein Referendum gegen die Tageszeitung „Dolomiten“ gewonnen.
Heinz Peter Hager gibt die Marschrichtung vor. Gegenüber der TAGESZEITUNG sagte er: „Ab jetzt heißt es kämpfen.“ Hager & Co. wollen ein PPP-Projekt entwickeln, zu dem – so der Benko-Statthalter in Bozen –, „die Politik und die BoznerInnen schwer Nein sagen können.“
Sprich: ein Projekt, das der öffentlichen, so Hager, „wenig bis gar nichts kostet.“ Und er schiebt noch den Satz nach: „Wir sind nicht die, die das Geld Anderer in die Hand nehmen“.
Auch LH Arno Kompatscher schlägt René Benkos Strategen noch keinesfalls die Tür zu. „Wir wollen kein Projekt von vornherein verhindern, sondern wir werden – sollte uns ein PPP-Projekt vorgelegt werden – es uns genau anschauen und prüfen, ob es den Zielsetzungen einer Aufwertung des historischen Zentrums und einer positiven Stadtentwicklung entspricht.“
Wenn dem so sei, dann müsse so ein Projekt in eine Dienststellenkonferenz, weil – so der LH – das Gesetz dies so vorsehe.
„Und erst dann“, so Arno Kompatscher, „entscheidet die Politik“.
Der Kampf hat also erst begonnen.
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Kommentare (24)
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pingoballino1955
Die SVP zerfleischt sich intern mit den miesesten Tricks,und dies soll eine Volkspartei sein???? Euch ist wohl nichts zu BLÖD!
besserwisser
ha,ha, was kratzt das lokale geplänkel den benko. der fährt da mit der dampfwalze drüber … und nicht mal so schlecht wie man bei der grieser kellerei gesehen hat …
andreas
Warum hat man bei SVP Gegnern eigentlich kontinuierlich den Eindruck, dass sie eigentlich so gut wie keine stichhaltigen Argumente haben und Deutsch für sie eine Fremdsprache ist?
Gegensätzliche Meinungen beleben doch das Geschäft, warum regst du dich darüber auf?
Mit etwas Ahnung, das möchte ich dir jetzt nicht unterstellen, weiß man doch, warum Baur und auch Achammer den LH mit einer falschen Interpretation seiner Aussage, so haben auflaufen lassen.
tiroler
Also Arno, mal langsam: sie sprechen vom Beleben des Zentrums, jo fass i’s nou?? Das Zentrum ist heillos überfüllt, es herrschen bald Zustände wie in Barcelona wenn man durch die Altstadt geht. Der Otzi muss weg aus der Altstadt und hinauf auf den Virgl, das wissen sie selbst, da brauchen sie keinen Kniefall vor der Laubenobby samt Athesia machen
prof
Jetzt wäre ich neugerig ob die „Weinberg-Brüder“ ein Umfrage starten,was die Bevölkerung und vor allem die Anwohner des Ötzi-Museums davon halten, den Ötzi auf den Virgl auszusiedeln.
asterix
@prof, ich würde zu gerne die Liste der Bozner SVP – Parteispenden einsehen. Oder noch besser: Die Südtiroler Liste. Was glaubt ihr wer da im Hintergrund die Fäden zieht? Kompatscher und Achammer ziehen sie halt sicher nicht, die Fäden.
giftzwerg
So eine Umfrage würde den Weinberglern blutige Nasen bringen und sonst nichts, also machen wir sie! 🙂
prof
@tff
In der Innenstadt gibt es mehr vermietete aber auch leer stehende Wohnungen als manch einer glaubt.Die Innenstadt ist nicht nur Museumstrasse und Lauben.
florianegger
Wäre ich Benko, würde ich einen Südtirolableger meiner Kronenzeitung machen. Liesse sich gutes Geld verdienen.
tiroler
florianegger(falls du der von der bürgerliste eppan bist): du bist zwar nicht benko, aber lokale macht hast du als kommunalpolitiker in eppan auch. wenn das stimmt, was im altoadige vom samstag steht, dann wäre in eurer gemeinde intern genügend in ordnung zu bringen
george
Reichtumraffer und Immobilienhaie scheinen bei uns in Südtirol in der Machtkonstellation immer ein offenes Ohr zu finden. Wo bleibt hier der Inhalt der „Volks“partei?