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„Kopfschütteln und Unverständnis“

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani sorgt mit einem Mussolini-Sager für einen europaweiten Eklat – und bringt den Wahlbündnispartner SVP in Erklärungsnot.

Von Matthias Kofler

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani erklärte in einem Radio-Interview, dass Mussolini auch „einige gute Dinge getan“ habe, solange er „nicht Hitler gefolgt“ sei und „der gesamten Welt den Krieg erklärt“ habe.

Die geschichtsrelativierenden Aussagen des Forza-Italia-Politikers sorgten europaweit für Aufregung. Einige Europaabgeordnete forderten bereits den Rücktritt des Parlamentspräsidenten.

Brisant: Tajanis Partei Forza Italia ist Bündnispartner der SVP bei den EU-Wahlen im Mai. Die Süd-Tiroler Freiheit rief Philipp Achammer und Co. auf, sich klar von den Aussage Tajanis zu distanzieren. „Mit seinen verharmlosenden Aussagen über den faschistischen Diktator Mussolini hat Tajani sein mangelndes Unrechtsempfinden und seinen unsensiblen Umgang mit dem dunkelsten Kapitel der italienischen Geschichte offenbart“, so die STF.

In einer Stellungnahme entschuldigte sich Tajani am Donnerstagabend bei all jenen, die sich durch seine Aussagen angegriffen fühlten. Er sei ein „überzeugter Anti-Faschist“ und habe nicht die Absicht gehabt, das „antidemokratische und totalitäre System zu rechtfertigen oder zu banalisieren“, so der FI-Politiker. Er habe immer die Auffassung vertreten, dass Mussolini und der Faschismus „das dunkelste Kapitel der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts“ gewesen seien. „Ich habe immer gegen jede Form von Diktatur und Totalitarismus gekämpft. Europa ist aus der Niederlage des Faschismus heraus entstanden und ist ein solides Bollwerk gegen den Totalitarismus“, betonte der EU-Parlamentspräsident.

SVP-Chef Philipp Achammer sagte, dass seine Partei auf die Aussagen Tajanis „mit Unverständnis und Kopfschütteln“ reagiert habe. Gleichzeitig nehme man dessen Entschuldigung und schnelle Klarstellung zur Kenntnis. „An der ablehnenden Haltung der SVP gegenüber jeglicher Ideologie gibt es – vor dem Hintergrund der Geschichte unseres Landes – keinen Zweifel“, so Achammer und verwies auf einen vom Landtag angenommen Antrag, der den Staat zur Aufarbeitung des Faschismus und Nationalsozialismus auffordert.

Man schätze Tajani als Person sehr. Umso verwunderlicher seien seine Aussagen. „Wir hoffen und gehen davon aus, dass sich das nicht wiederholen wird“, sagte der SVP-Obmann. Im Hinblick auf die EU-Wahlen sei die SVP eine Verbindung innerhalb der Europäischen Volkspartei eingegangen, die proeuropäisch ausgerichtet sei und „mit der nationalistischen Ausrichtung von Le Pen und Co. nichts zu tun haben will“, so Achammer.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (11)

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  • criticus

    „Man schätze Tajani als Person sehr. Umso verwunderlicher seien seine Aussagen. „Wir hoffen und gehen davon aus, dass sich das nicht wiederholen wird“, sagte der SVP-Obmann.“
    So ein Quatsch! Hoffentlich Herr Achammer wiederholen Sie ihre Obmanntätigkeit auch nicht mehr. Ja und der Dorfmann schweigt fleißig, es geht ja um seinen Sessel. So ein unglaubwürdiger Haufen!

  • andreas

    Manche Empörten sollten sich das Interview mal genau anhören oder nachlesen, was er genau gesagt hat.

    Er hätte zwar wissen müssen, dass es nicht besonders klug ist, sich so zu äußern, doch deshalb jeden der Tajani mal die Hand gegeben hat, dafür verantwortlich zu machen, ist lächerlich.

    Wobei Achammer jemanden sagen sollte, dass Orban auch in der EVP ist und man den nicht wirklich als proeuropäisch ansehen kann.

  • criticus

    @andreas
    Nur mal die Hand geben ist eine Sache, doch die SVP verbündet sich bei EU-Wahlen mit Tajani, der das ja eingefädelt hat. Von der Lega ein Schreiben verlangen (das auch nie richtig veröffentlicht wurde), dass man demokratische Richtlinien einzuhalten hätte und auf der anderen Seite sich mit solchen Personen verbünden. Aber was soll`s eigentlich müsste die SVP froh sein, dass solche Personen wie Tajani diese Partei unterstützen. Dorfmann ist gegen Orban und Berlusconi für Orban. Vielleicht verlangt die SVP auch hier ein „demokratisches Schreiben“? Nur ein ganz ganz kleines Schreiben, um die Südtiroler wieder hinters Licht zu führen.

    • andreas

      Als Regierungspartei vom Koalitionspartner etwas zu verlangen, ist schon mal grundsätzlich nicht falsch.

      Um weiter in der EVP zu bleiben, gab es nicht wirklich viele Alternativen für die SVP.
      Auf ein Antreten zu verzichten wäre auch keine Alternative, dann sitzt halt ein anderer dort, welcher nicht mal weiß, dass es Südtirol gibt.

      Im europäische Vergleich ist die SVP Niemand, wenn jemand trotzdem annimmt, dass die SVP irgend jemanden die Spielregeln vorgeben kann, ist er entweder naiv oder hat von Politik keine Ahnung.

      Wo genau fühlst du dich eigentlich hinters Licht geführt?
      Der Koalitionspartner ist klar und es steht dir frei, sie zu wählen oder nicht. Wenn du SVP wählst, wählst du Weber, das wird für mich voraussichtlich ein Grund sein, nicht die SVP zu wählen, der Koalitionspartner gewiss nicht, der dient ja nur als Steigbügelhalter.

  • bettina75

    Jo ma Lieber, do hot sich die SVP nette Partner ausgesuacht. Mohlzeit.

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