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Das „Wehrmacht“-Lied

Marika Poletti (Foto: Trentinotoday)

Die Neumarkter Gemeinderätin Federica Pizzaia wird von einem Youtube-Video mit einem von ihr mitgesungenen „Wehrmacht“-Lied eingeholt.

 Von Thomas Vikoler

Federica Pizzaia steht in der großen Halle des Bozner Landesgerichts und will nicht so recht reden. Das Video, das seit zehn Jahren auf Youtube einsehbar ist, ist der Anwältin sichtlich unangenehm.

Denn es geht darin um ein Lied, das ohne Kenntnis des Kontexts seiner Entstehung mehr als irritiert. Auf die Melodie von Adriano Celentanos „Il ragazzo della via Gluck“ wird von einem Jungen berichtet, der der Wehrmacht angehört, von täglichen Deportationen und von Belgien, das zum Dritten Reich gehört.

Das alles wird im Video auf Youtube von drei Frauen in einem Bus gesungen: Eine davon ist die Trentinerin Marika Poletti, die vergangene Woche als Büroleiterin des Trentiner Landesrates Mattia Gottardi zurücktreten musste. Wegen eines Hakenkreuz-Tattoos am Unterschenkel. Eine weitere ist Federica Pizzaia, heute Gemeinderätin von Alessandro Urzìs Alto Adige nel cuore in Neumarkt und von Beruf Anwältin. Ein junger Mann, der zwischen den beiden sitzt, hat sich wohlweislich das Gesicht verdeckt und singt nicht mit.

„Das war eine Parodie auf eine Parodie, ein Gag“, rechtfertigt sich die Neumarkter Gemeinderätin für das Youtube-Video aus ihrer Vergangenheit, dessen Löschung sie nun erwirken will. Das „Original“ ist ebenfalls auf Youtube einsehbar, eine Satire der „Gialappa’s Band“ über den Priester und Holocaust-Leugner Richard Williamson, von dem damals in den Medien viel die Rede war. Mit deutschem Akzent singt der den erzreaktionären Engländer darstellenden Schauspieler das Lied über Wehrmacht, Deportation und Drittes Reich.

Frage: Warum lernt jemand ein solch unsägliches Lied auswendig, um es dann fröhlich vor einem filmenden Handy nachzusingen?

Federica Pizzaia spricht von einem „Scherz“. Außerdem sei sie damals minderjährig gewesen (was zu bezweifeln ist) und habe nicht die Erlaubnis gegeben, gefilmt zu werden. Warum jemand die Aufnahme vor zehn Jahren ins Netz gestellt habe, wisse sie nicht, sagt Pizzaia.

Alex Pocher, Vizebürgermeister von Neumarkt, sieht Klärungsbedarf: „Ich hoffe, dass es sich um Ereignis aus der Vergangenheit handelt, und dass sie ihre Meinung inzwischen geändert hat. Mir scheint, dass dies mit einer gewissen politischen Tätigkeit zusammenhing“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (23)

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  • esmeralda

    Nein ist nicht übertrieben. Kein Fußbreit den Faschisten!
    Die Grenze wird sonst immer weiter nach oben verschoben (Gewöhnungseffekt). Man muss den dummen Rechten von Anfang an die rote Karte zeigen.

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