„Medea.Stimmen“
In die Geschichte eingegangen ist die mythologische Figur der Medea als blutrünstige Kindsmörderin. 1996 schrieb ihr die Schriftstellerin Christa Wolf eine andere Geschichte zu. Das Deutsche Theater Berlin zeigt die Inszenierung am 13. und 14. März im Bozner Waltherhaus.
Euripides prägte unser gängiges Bild von Medea als blutrünstiger Furie: Für ihren Geliebten Jason tötet sie ihren Bruder, bringt ihren Vater um das Goldene Vlies und zieht mit Jason ins Exil – bis dieser in der Königstochter Glauke eine aussichtsreichere Liebe findet und die verstoßene Medea aus Rache nicht nur Glauke, sondern auch die eigenen Söhne aus der Beziehung mit Jason tötet.
Christa Wolfs Roman „Medea. Stimmen“ ist eine radikale Korrektur des gängigen Medea-Bildes. Verstoßen aus dem königlichen Palast, in dem sie mit ihrem Mann Jason und ihren Kindern Exil fand, erzählt Medea ihre Version ihrer Geschichte: Wie sie ihr Land verlassen musste, wie sie ein entsetzliches Verbrechen entdeckte und unbequeme Fragen stellte, und wie ein Netz aus Verleumdungen und Lügen sie aus dem Palast vertrieb. Erst seit Euripides, vorher nicht, ist sie die blutrünstige Furie, die ihre Kinder mordet. Christa Wolf fragt nach der Deutungshoheit über Historie – und danach, wessen Interesse es ist, die „wilde Frau“ als Mörderin hinzustellen. Erstes Motiv sind für die Autorin die selbstzerstörerischen Tendenzen unserer abendländischen Zivilisation: Kolonialismus, Fremdenhass, Ausgrenzung.
Die Gastspiele des Deutschen Theaters Berlin finden am Mittwoch, 13. und Donnerstag, 14. März im Bozner Waltherhaus statt. Beginn: jeweils um 20 Uhr. Kostenlose Einführung um 19.15 Uhr. Karten im Südtiroler Kulturinstitut. Infos unter 0471 313800, im Internet:www.kulturinstitut.org
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