„Für die Katz“
Der ASGB-Postgewerkschafter Alfred Moser wirft dem Land vor, es habe sich von den Post-Bossen über den Tisch ziehen lassen.
von Artur Oberhofer
Alfred Moser war so aufgewühlt, dass er in der Nacht auf Dienstag kein Auge zugetan hat.
Am Montag hatte sich der Sekretär der Post-Fachgewerkschaft im ASGB mit drei Spitzenmanagern der lokalen Post getroffen. „All meine Fragen wurden abgeschmettert, Daten und Zahlen wurden mir ebenfalls keine ausgehändigt“, so Moser. Die Stimmung sei „deprimierend“ gewesen.
Im Gegensatz zu seinen Kollegen von den Konföderierten Gewerkschaften und dem Land glaubt Alfred Moser nicht an das Südtiroler Post-Wunder. Im Gegenteil. Das Problem mit den Zeitungszustellungen werde wohl nicht gelöst. Außerdem erhebt Moser schwere Vorwürfe gegen das Land: Arno Kompatscher & Co. hätten sich von der Post über den Tisch ziehen lassen.
TAGESZEITUNG Online: Herr Moser, glauben Sie, dass die Tageszeitungen in Südtirol irgendwann wieder zu christlichen Zeiten zugestellt werden?
Alfred Moser: Das bezweifle ich stark. Mir wurde vonseiten der Post-Chefs auch versichert, dass ab 11. März der Arbeitsbeginn der Postangestellten für das Pustertal, den Vinschgau und Sterzing sowohl für die sogenannten „zone di base“, als auch für die „linie business“ um eine Stunde früher angesetzt wird. Aber damit, so befürchte ich, sind die Probleme nicht gelöst.
Warum?
Man muss zuerst zwei Grundprobleme lösen. Da ist zum einen die prekäre Personalsituation. Man muss Personal anstellen.
Stimmt es, dass die Post-Chefs gesagt haben, es nütze nichts, Briefträger anzustellen, wenn die angestellten Briefträger während der Arbeitszeit auf ihren Höfen arbeiteten oder sich in der Bar aufhielten …
Ich will mich zu Details der Aussprache nicht äußern, weil ich über die Kälte, die mir entgegengeschlagen ist, noch immer schockiert bin. Ich habe von den Post-Verantwortlichen am Montag Zahlen darüber verlangt, wie viel Personal in den letzten Jahren abgebaut habe. Antwort habe ich keine bekommen.
Wie viel Personal wurde abgebaut?
Wir hatten bei der Post 2.500 Beschäftigte, der letzte Stand ist meines Wissens 837. Die Post-Chefs sagen unter anderem, sie würden kein Personal finden, weil in Südtirol Vollbeschäftigung herrsche. Ich sage aber: Wenn der Betrieb ernsthaft sucht, findet er auch bei uns Personal.
Ist das Problem der Post in Südtirol nicht eher, dass sie sich auf den lukrativen Paketdienst und auf ihre Bankdienste konzentriert und die Zeitungsabos vernachlässigt, weil es in Restitalien keine Zeitungsabo-Kultur gibt?
Es wird sich irgendwann rächen, wenn die Post ihre Kunden so vergrämt. Hinzu kommt, dass die Verlage ja hohe Postspesen bezahlen. Es ist in meinen Augen nicht zielführend, wenn die Post ihren Fokus ausschließlich auf die Pakete richtet.
Was kann das Land tun, um auf die Post Druck auszuüben?
Ich war derjenige, der das Abkommen zwischen Land und Post schon zu unverdächtigen Zeiten an den Pranger gestellt hat.
Warum?
Weil das Land zu blauäugig war. Man muss wissen: Das Land zahlt der Post für die Zeitungszustellung von Montag bis Freitag 3.004.927 Euro im Jahr. Und weitere 1.587.124 Euro für die Zeitungszustellung an Samstagen – und zwar von 2017 bis 2019. Tatsache ist, dass die Zeitungszustellung vorher besser bzw. weniger schlecht funktioniert hat, als jetzt, wo das Land zahlt.
Also?
Das Land hätte die Post mit diesem Vertrag verpflichten müssen, mehr Personal anzustellen.
Was es nicht getan hat?
Nein.
Also sind die 4,6 Millionen Euro, die das Land der Post für die Zeitungszustellung ausbezahlt bzw. ausbezahlen müsste, für die Katz?
Ja, auch wenn man beim Land sagt, noch sei kein Euro geflossen. Ich hatte bereits im Frühjahr 2017, als dieses Abkommen abgeschlossen wurde, davor gewarnt. Einer der Kardinalfehler war, dass damals die Gewerkschaften gar nicht angehört worden sind. Das Land hat also nur mit der Unternehmerseite verhandelt. Hinzu kam dann noch der Umstand …
… dass die Gewerkschaften untereinander wie Hund und Katz sind?
Richtig! Ich muss jetzt aufpassen, was ich sage, aber es ist schon so, dass sich die Postbediensteten zu Recht fragen dürfen, ob sie von den Konföderierten gut vertreten wurden. Mehr sage ich nicht.
Kann man abschließend sagen: Das Land hat sich von der Post über den Tisch ziehen lassen?
Diese Frage steht tatsächlich im Raum. Ich würde sie mit Ja beantworten. Was mich ganz besondere stört: Das Personal wird alleine gelassen, der Faktor Mensch zählt bei der Postverwaltung nicht mehr. Ich könnte Ihnen unzählige Geschichte erzählen, wie schäbig Post-Mitarbeiter behandelt werden. Es ist leider so, dass die Konföderierten nicht klar auf der Arbeitnehmer-Seite stehen.
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Kommentare (9)
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andreas
Auf den Vorwurf, dass die Postbote nicht die Eifrigsten sein sollen, geht er nicht ein.
Die Gewerkschaften streiten untereinander, was natürlich dazu führt, dass sie keiner recht ernst nimmt.
Das Land hat sich über den Tisch ziehen lassen, hat aber noch nichts bezahlt. Was genau versteht er nicht daran, dass das Land diesbezüglich am längeren Hebel sitzt?
Er verlangt also, dass der Steuerzahler die privaten Interessen eines Medienhauses finanziert. Wir sollten also jeden Samstag 30.000 Euro zahlen, damit ein paar Abonnenten ihre Zeitung pünktlich bekommen. Das muss man sich mal leisten können.
Die hohen Postspesen von Verlagen stimmen so nicht, wenn man sie im Verhältnis zum Aufwand sieht. Manchmal ist die Zeitung mit Beilagen recht schwer und dick, was den Aufwand der Post vervielfacht.
Ob Herr Messner die Zielausrichtung eines 35 Milliarden Unternehmens richtig beurteilen kann, bezweifle ich mal stark. Die Paketzustellung wächst zuverlässig jedes Jahr und die Rendite sind höher als bei Briefen. So falsch ist die Ausrichtung der Post also nicht.