„Ehrenamt ist unbezahlbar“
Mut für Neues, Mut für die Vielfalt in der Landwirtschaft, Mut für gesellschaftspolitische Themen, Mut fürs Ehrenamt: Das waren die Botschaften auf der Klausurtagung der Bäuerinnen.
Über 300 Orts- und Bezirksbäuerinnenräte der Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO) trafen sich im Raiffeisensaal in Terlan zur Klausur. Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer hob in ihrer Begrüßungsrede die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Arbeit hervor.
„Ich danke Euch für Euren Mut und für Eure Bereitschaft Euch als Funktionärinnen zur Wahl zu stellen. Ehrenamt ist zwar ein Amt, aber auch eine Ehre. Ehrenamt lässt Menschen wachsen: an Erfahrung, an Wissen und Können an Freundschaften und Beziehungen“, sagte Erschbamer. Sie rief die Funktionärinnen auf sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam zu gestalten: „Ehrenamt ist zwar unbezahlt aber auch unbezahlbar. Und vor allem: es ist nie umsonst: denn Alles was man im Leben gibt kommt wieder zurück!“
Neben der Genehmigung des Kassaberichtes, der Information zur Vereinsführung informierte die Landesführung über wichtige Meilensteine im vergangenen Jahr: Verbandskonzept, Brauchtumsbuch Lebendige Bräuche in Südtirol, Sensibilisierungsaktionen zur Regionalen Landwirtschaft, Verabschiedung des Gesetzes zur Sozialen Landwirtschaft und des Höfegesetzes, Hofübergabe aus Frauensicht, Aus- und Weiterbildungen der „Südtiroler Bäuerinnen. Aus unserer Hand“ und die zweite Auflage der Bäuerinnenschule. Von großer Bedeutung sind die Schulprojekte (Schule am Bauernhof, Milch- und Apfelschulprojekt, Projekt „Mit Bäuerinnen wertvolle Lebensmittel erleben“. „Hier leisten wir große Sensibilisierungsarbeit für unsere Landwirtschaft!“, betonte Erschbamer.
Die Landesbäuerin stellte die neu- und wiedergewählten Bezirksbäuerinnen vor: Irmgard Testor (Eiscktal/Wipptal), Renate Steinwandter (Pustertal), Veronika Stampfer (Bozen), Heidi Margesin (Meran), Ingeborg Rechenmacher (Vinschgau), Maria Theresia Jageregger (Unterland). Sie werden die nächsten vier Jahre gemeinsam mit der SBO-Landesführung, die beim Landesbäuerinnentag am 24. März gewählt wird, die Tätigkeiten der Bäuerinnenorganisation auf Landesebene lenken.
Die Bezirksbäuerinnen sprachen in ihrer Vorstellungsrunde viele Themen an, die sie angehen möchten: gemeinsam über die Landwirtschaft reden, einen fairen Preis für die bäuerlichen Produkte einfordern, der Doppelbelastung der Frauen entgegenwirken, die Kulturgüter bewahren, authentisch bleiben, auf die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft schauen und als Team gut für die Bäuerinnen arbeiten.
Zahlreiche Themen sprachen die Bäuerinnen bei der politischen Diskussion mit den politischen Vertretern an. Landesrat Arnold Schuler nahm unter anderem Stellung zum Thema Genossenschaftswesen in Südtirol: „Wir dürfen das Genossenschaftswesen nicht aufweichen. Für den Eigenbedarf werden weiterhin die eigenen Produkte weiterverarbeitet, doch nicht für den gewerblichen Verkauf. Der Erfolg der Südtiroler Landwirtschaft basiert auf den Genossenschaften.“ Auch die Befürchtung vor zunehmender Wasserknappheit wurde von den Bäuerinnen angesprochen. „Wasser“, so Landesrat Schuler, „werde in Zukunft oberste Priorität haben, denn ohne Wasser geht gar nichts.“
Ein großes Anliegen der Bäuerinnen ist die Denkmalpflege. Es ist wichtig, die denkmalgeschützten Bauernhäuser zu erhalten, doch darf dabei nicht vergessen werden, dass es auch Anliegen der Besitzer ist, darin wohnen und leben zu wollen. Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer kennt die Schwierigkeiten: „Hier muss es uns gelingen die Ausgangslage zu verändern. Wir müssen es schaffen, in Zukunft die Anforderungen seitens der Antragssteller und seitens des Denkmalschutzes besser abzusprechen – denn beide haben dasselbe Ziel.“ L.-Abg. Andreas Leiter Reber sprach von einer gesellschaftlichen Frage: „Wollen wir die Häuser sanieren oder nicht? Es geht um den Erhalt der bäuerlichen Baukultur und wenn wir dies als Gesellschaft wollen, dann muss die Sanierung auch leistbar sein.“
Auch das Thema „Verantwortung“ wurde angesprochen. „Wer trägt in Zukunft die Verantwortung, wenn fremden Personen, die sich auf meinem Grund bewegen, etwas passiert?“, lautete die Frage der Bäuerinnen. Die Diskussion ist schwierig, waren sich die Politiker einig, eine gute Versicherung muss aber für jeden Betrieb das Mindeste sein. Dass für das zunehmende Problem Wolf eine Lösung gefunden werden muss, steht sowohl für Landesrat Schuler als auch für L.-Abg. Franz Locher fest.
Angesprochen wurde auch die Bauernversicherung, wo es oft eine Belastung für den Jungbauern sein kann, für zwei Generationen einzuzahlen. „Es ist wichtig, dass die Eltern die am Hof mitarbeiten, versichert sind“, so L.-Abg.Peter Faistnauer. In Gespräch sei eine Anpassung der Beiträge, informierte L-Abg. Manfred Valazza: „Hier müssen geeignete Lösungen gefunden werden, damit alle gut und vor allem sicher im System bleiben können.“
Die SBO- Funktionärinnen tauschten bei der Klausur Meinungen und Wissen aus. In diesem Sinne war die Klausurtagung ein konstruktiver Arbeitstag, der viel Mut zur ehrenamtlichen und politischen Arbeit in und außerhalb der Ortsgruppen vermittelte.
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