„Will mi net verstelln“
Max von Milland ist inzwischen zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Musikwelt geworden. Sein Markenzeichen: Er singt nicht wie die meisten seiner Kollegen auf Englisch oder Hochdeutsch, sondern im Südtiroler Dialekt.
Tageszeitung: Max von Milland, Sie gelten bei manchen als der „moderne Minnesänger“. Trifft das auf Sie zu?
Max von Milland: Nein, das ist kein guter Begriff (lacht). Ich sehe mich nicht als Minnesänger. Dafür bin ich dann doch noch etwas zu jung.
Ihr Markenzeichen ist es ja nicht in Englisch oder Deutsch zu singen, sondern im Südtiroler Dialekt. Wenn Sie dann auf Konzerten in Deutschland oder Österreich sind, singen die Münchner und Wiener ihre Texte auf Südtirolerisch mit?
Ja logisch, sie singen auf jeden Fall mit. Manche färben die Texte dann bayrisch oder wienerisch ein. Aber ansonsten können sie sehr gut in Südtirolerisch mitsingen. Vor allem die Lieder „leg di her“ oder „red mit mir“ singen sie nahezu gleich wie ich.
Warum singen Sie überhaupt in Mundart?
Ich kann mit dem Südtiroler Dialekt einfach besser meine Gefühle ausdrücken. Keine andere Sprache kann Empfindungen so ehrlich und klar darstellen wie die eigene Muttersprache. Ich möchte nicht etwas verändert wiedergeben oder im Wörterbuch nachschauen müssen, wie ich mich am besten ausdrücken könnte. Denn wenn man bereits darüber nachdenkt, was man überhaupt sagen will, ist das bereits eine Hürde. Ich möchte es einfach aus meinem Herzen heraus spüren und nicht lange über die richtige Aussprache oder Grammatik nachdenken, und das kann ich eben nur im Südtiroler Dialekt.
Also war es für Sie von Anfang an klar, dass Sie nicht in Hochdeutsch oder Englisch singen werden…
Ja, mir war das schnell klar. Ich habe früher zwar in Schülerbands gespielt und da hat man dann natürlich auf Englisch gesungen. Durch diese Erfahrung, habe ich mich dann aber dazu entschieden, im Dialekt zu singen. Ich will „moanen wos i sing“ und mich nicht verstellen müssen. Und wenn ich jetzt auf einmal müsste auf Hochdeutsch singen, wäre ich sicherlich nicht mehr der Max von Milland.
Kommt der Südtiroler Dialekt dann bei jedem an oder gibt es auch mal kritische Kommentare?
Kritik kommt ehrlich gesagt, eher von den Südtirolern selbst, als von den Menschen in Österreich, Deutschland usw. Manche können nicht verstehen, dass ich nicht auf Hochdeutsch singe. Hier denke ich mir dann aber immer, eigentlich ist es doch schön, dass wir bei unserem Dialekt bleiben und ihn weiter fördern.
Warum glauben Sie ist das so?
Ich glaube, die Südtiroler denken sich dann immer, dass man mit einem Sänger, der im Südtiroler Dialekt singt, karrieretechnisch nicht weit kommen wird. Sie sehen ein größeres Potenzial, wenn man in Hochdeutsch singen würde. Ich finde es aber sehr schade, wenn es dann genau die Südtiroler sind, die einem kritisieren und raten, nicht in unserem Dialekt zu singen. Aber das darf man nicht größer machen, als es ist. Es gibt natürlich Kritiker, aber generell sind die Leute sehr positiv angetan vom Südtiroler Dialekt. Ich bekomme auch laufend Nachrichten, in denen sie mir schreiben, wie toll sie es finden, dass ich im Dialekt singe und es mir auch hoch anrechnen. Solange das die Mehrzahl meiner Fans sind, ist alles bestens.
Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?
Begonnen hat alles mit 14 Jahren. Ich war gerade in einer Zeit, in der ich in der Schule nicht allzu sehr glänzen konnte. Deshalb kam ich auch auf eine neue Schule. Dort habe ich dann einen Mitschüler mit einer Gitarre gesehen. Das Instrument hat mich von Anfang an fasziniert und ich wollte auch selbst Gitarre spielen lernen. Meine Eltern waren aber nicht so begeistert von meiner Idee, da sie der Meinung waren, ich sollte mich doch zuerst auf die Schule konzentrieren. Ich wollte mich davon aber nicht abbringen lassen und habe dann heimlich angefangen in Jugendzentren Gitarre zu spielen. Seitdem konnte ich die dieses Musikinstrument nicht mehr weglegen. Ich wusste damals schon, dass ich Musiker sein wollte. Seitdem war alles andere nur mehr Nebensache.
Und woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Lieder? Sie schreiben Ihre Lieder ja selbst…
Ja, ich hole mir die Inspiration vor allem aus meinem Umfeld und aus Erlebnissen, die mir selbst passieren und mich auch bewegen. All das was mir hängen bleibt, kann bereits Inspiration für einen Song sein. Also es sind keine Partyhits, wo man sagt, komm gehen wir ein Bier trinken, sondern es sind Themen, die mich beschäftigen, die tiefer gehen und über die ich auch reden möchte. Es kann aber durchaus etwas politisches sein, wie „Herz über Bluat“ zum Beispiel. In diesem Lied geht es vor allem darum zu betonen, dass jeder, der Heimat fühlt und sein Herz am rechten Fleck hat, auch überall ein zu Hause finden soll.
Schreiben Sie Ihre Lieder dann „old-school“ auf einem Block oder mit dem Computer?
Auf dem Computer. Ich bin kein Mensch, der mit dem Zug herum fährt, sich Gedanken macht und das dann alles in seinem Notizbuch niederschreibt (lacht). Zuerst kommt auch immer die Musik und dann der Text. Es ist auch immer unterschiedlich, wie lange ich für ein Lied brauche. Es kann innerhalb von einer Stunde fertig sein oder nicht mal in einem Jahr. Das ist sehr komisch. Es gibt eben Lieder, die sind sehr zäh, bei denen kommt man nicht wirklich weiter. Dann gibt es Lieder, die fließen sozusagen in einem Guss heraus. Das sind meistens die besten. Also bei denen man nicht lange nachdenken muss. Ich bin also kein Typ, der sich einfach hinsetzt und sagt, jetzt schreibe ich ein Lied. Das funktioniert bei mir nicht.
Karrieretechnisch läuft es bei Ihnen auch sehr gut. Vor kurzem haben Sie es ja ins deutsche Fernsehen geschafft. Sie waren bei der Pro7-Show „My Hit. Your song“ dabei und konnten auch mit Ihrem Dialekt glänzen…
Ja, ich habe daraufhin sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Es war eine wirklich tolle Erfahrung für mich, die ganzen Künstler kennenzulernen. Mit Mundart-Musik verbindet man ja schnell Lederhosen und Alpenhotel. Ich konnte aber beweisen, dass das nicht unbedingt sein muss. Mundart kann kosmopolitisch und modern sein.
Waren Sie dann auch ein wenig enttäuscht, dass sich Namika, deren Lieder Sie neu interpretiert haben, nicht für Sie entschieden hat?
Nein, für mich war das von Anfang an klar, dass das ein Wettbewerb ist. Es wäre natürlich gelogen, wenn ich sagen würde, dass es mir vollkommen egal ist. Natürlich wäre man gerne weiter gekommen, aber ich habe alles gegeben und das ist das wichtigste für mich.
Erst vor kurzem haben Sie Ihr drittes Album „bring mi hoam“ herausgebracht. Man sagt im Leben eines Künstlers ist das dritte Album das schwerste. Stimmt das?
Ja, das ist wirklich so. Ich hatte mir mit meinen ersten beiden Alben schon eine gewisse Fangemeinde aufgebaut. Sie nicht zu vergraulen und sich trotzdem weiterzuentwickeln, beziehungsweise sich auch neu zu erfinden, war die größte Herausforderung. Man möchte einfach zeigen, dass man der gleiche Musiker ist und sich nicht komplett verändern möchte. Zugleich habe ich gemerkt, dass ich als Künstler und Mensch gereift bin. Die Themen in dem Lied sind auch viel tiefer und persönlicher: Ich singe etwa über die Demenz meiner Oma, über meinen Neffen, den ich heranwachsen sehe. Man bekommt also einen „intimeren“ Einblick von Max von Milland.
Wenn man Sie im Internet sucht, hat man den Eindruck sie haben eine weiße Weste. Sie verkaufen sich als der nette Max von nebenan, der nie etwas anstellen würde. Von Skandalen oder Jugendsünden hört man eigentlich wenig…
Für Skandale bin ich noch nicht berühmt genug (lacht). Die Skandale kommen, wenn ich berühmt bin.
Sind Sie einfach gut im Verstecken oder gibt es einfach keine?
Ich kann mich gut verstecken (lacht). Also ich weiß nicht, ob man von einem Südtiroler Sänger so Skandale erwarten kann. Drogen nehme ich nicht und ansonsten bin ich ein recht vernünftiger. Aber man weiß ja nie, was noch alles kommen wird.
Und wie kann man sich den Max von Milland ganz privat vorstellen?
Ich bin in der Öffentlichkeit nicht anders als privat. Das heißt: Für jeden Spaß zu haben und immer einen blöden Spruch auf den Lippen.
Haben Sie dann auch mal Zeit für sich selbst?
Ich bin ein Mensch, der es lieber hat, dass etwas los ist und viele Leute um mich herum sind. Aber natürlich, wenn ich eine längere Tour hinter mir habe, freue ich mich auch, wenn ich ein paar Tage zur Ruhe komme.
Sie gelten ja als Vollblutmusiker, aber kann man von der Musik alleine leben?
Ja, ich kann das. Trotzdem gehe ich aber zusätzlich einer Arbeit nach. Das gibt mir eine gewisse Grundsicherheit und lässt mich entspannter Musik machen.
Sie sind mittlerweile 33 Jahre alt. Gibt es auch etwas, das Sie bereuen?
Nein, Gott sei Dank nicht. Ich kann heute sagen, dass alles was mir passiert ist und alle Entscheidungen, die ich getroffen habe, mich weitergebracht haben. Es hat natürlich Rückschläge gegeben, aber da musste man einfach durchbeißen. Es gibt aber nichts, wo ich sagen würde, das hätte ich anders gemacht.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne über sich lesen?
Max von Milland: In Minuten war die Stadthalle Bozen ausverkauft.
Sie leben ja schon länger in München. Warum haben Sie das Land verlassen?
In München fühle ich mich einfach wohl, hier passt alles zusammen. Zudem ist es nicht weit weg von Südtirol. Wenn ich ins Auto einsteige, bin ich in 2,5 Stunden hier und das gefällt mir einfach.
Was sind Ihre nächsten Pläne?
Im Moment steht bei mir die „Bring mi hoam“-Tour im Fokus, die noch bis Ende des Jahres läuft. Dann werde ich weiter sehen.
Interview: Eva Maria Gapp
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