Clint E.
Mit 88 bringt er wieder einen Film heraus. Eastwoods „The Mule“ ist einen Kinobesuch wert.
von Renate Mumelter
Bei Eastwood werde ich schwach. Wenn der junge Greis trällernd seinen Pick-up lenkt, ein Kekseis knabbert und vor sich hin lächelt, schmunzle ich auch. Hinten im Laderaum liegen kiloweise Drogen. Moralisch unkorrekt aber notwendig. Regisseur Eastwood erzählt die Geschichte von Earl Stone, der aus Not zum Drogenkurier wurde. Im wirklichen Leben hieß der Mann Leo Sharp (Jg. 1924). Mit 90 landete er im Gefängnis, mit 92 starb er. Er züchtete Blumen.
In „The Mule“ ist Eastwood Protagonist und Regisseur zugleich. Das Drehbuch stammt von Nick Schenk, der auch „Gran Torino“ geschrieben hat. Der Film erzählt davon, wie Stone sein Familienleben versaut, weil er immer nur an Arbeit denkt, wie Frau und Tochter deshalb angefressen sind, wie aber die Enkelin wieder Zugang zu ihm findet und wie Earl Stone selbst emotionsgeladen und risikofreudig bereut. Beim Erzählen hält Eastwood die Balance, wird nie zu schmalzig, nie zu actionlastig. Eigentlich erzählt er in seinem möglicherweise letzten Film von der Freiheit des Alters. Das meiste ist gelebt, viel kann nicht mehr verpatzt werden, aber einiges wieder gut gemacht.
Technisch und dramaturgisch stimmt bei „The Mule“ alles, auch die Filmmusik wirkt nach. Eastwood ist in einem seiner Parallelleben Musiker.
The Mule (Il Corriere), (USA 2018), 115 Min., Regie: Clint Eastwood. Bewertung: Sehenswert.
Sonst noch sehenswert: „Ladri di biciclette“ ein Meisterwerk (heute, 10.30h, MI, Filmclub), „Bohemian Rhapsody“angenehm, „La paranza dei bambini“ frisch von der Berlinale, „Die Frau des Nobelpreisträgers“ mit Glenn Close oscarverdächtig (SA, SO Kaltern), „Pippi geht von Bord“ ein Highlight (SA Kaltern)
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