Kinder & Kirche
Familiengottesdienste haben sich in Südtirol etabliert. In der Hälfte der Kirchen gibt es bereits räumliche Angebote für Kinder.
Rund die Hälfte der 281 Südtiroler Pfarreien hat an der Umfrage des diözesanen Amtes für Ehe und Familie zu Kindern in der Kirche teilgenommen.
Wichtigstes Ergebnis der Umfrage: Familiengottesdienste haben sich fast flächendeckend etabliert und in etwa der Hälfte der Kirchen gibt es bereits „räumliche“ Angebote für Kinder. Allerdings rücken für einen Großteil der Pfarrgemeinden die Kinder erst ab dem Erstkommunionalter ins Blickfeld.
„Wenn wir auch in Zukunft Menschen in der Kirche Heimat geben möchten, ist es folgerichtig und wesentlich, auch die Kinder – und ihre Eltern – im Blick zu haben. Es gilt, alltagstaugliche und lebensrelevante ‚Andockmöglichkeiten‘ zu schaffen, insbesondere auch für Familien mit Kindern und gerade auch mit sehr kleinen Kindern“, ist Johanna Brunner, die Leiterin des Amtes für Ehe und Familie der Diözese, überzeugt.
Das Amt für Ehe und Familie hat vor diesem Hintergrund eine Online-Umfrage gestartet, deren Ergebnisse jetzt vorliegen und an der 260 Personen aus 134 deutschsprachigen sowie 25 italienischen Pfarrgemeinden teilgenommen haben.
Die Umfrage hat ergeben, dass die Thematik „Kinder in der Kirche“ derzeit viele unterschiedliche Herangehensweisen umfasst: teilweise gibt es keine speziellen Angeboten für Kinder, weil sie „einfach mit dabei“ sind, dann gibt es eigene Formate und manchmal werden die Kinder auch als Störfaktoren wahrgenommen.
In den deutschsprachigen Pfarreien haben sich inzwischen die Familiengottesdienste gut etabliert; von den Umfrageteilnehmern geben 90 Prozent an, dass sie regelmäßig stattfinden. Potenzial gibt es diesbezüglich bei der Häufigkeit, die zum Teil bei ein bis zwei Mal pro Jahr liegt. Oftmals stellt auch die Vorbereitung von Familiengottesdiensten eine große Herausforderung dar, weil immer weniger Menschen gefunden werden, die bereit und kompetent sind, diese vorzubereiten.
Außerdem lässt die Umfrage den Schluss zu, dass es in etwa der Hälfte bis drei Viertel der Südtiroler Pfarreien keine speziellen Angebote für Kinder von null bis sechs Jahren gibt. „Offensichtlich rücken für einen Großteil der Pfarrgemeinden die Kinder erst ab dem Erstkommunionalter in das Blickfeld. Das ist einerseits verständlich, aber auch bedenklich, weil angenommen werden muss, dass viele Familien in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder kaum oder nur sehr wenig von den Pfarrgemeinden mit Angeboten für ihre Kinder/Familien angesprochen werden. Kritisch muss vor diesem Hintergrund auch das oft gehörte Lamento ‚nach der Erstkommunion kommen eh keine Kinder mehr‘ hinterfragt werden. Es scheint nicht sehr verwunderlich, dass viele Kinder sich schwer tun, liturgisch gesehen eine „Heimat“ in ihrer Pfarrgemeinde zu finden, wenn Gottesdienste von ihnen durchwegs als lang und/oder langweilig, wenig ansprechend und damit letztlich als überfordernd erlebt werden“, fasst Johanna Brunner einen der wichtigsten Aspekte der Umfrageergebnisse zusammen.
Für die Pfarrei stellt die Einbindung von Kindern auch eine große Chance dar, sich in Ihrer Identität weiterzuentwickeln, ist Brunner überzeugt. „Die Frage ist, wie wir auf neue Menschen zugehen wollen? Bei Angeboten für kleine Kinder sind ja auch automatisch die Eltern mit involviert. Viele von ihnen haben in ihrer Kindheit diese Formen der Liturgie nicht erlebt und dadurch die Chance Kirche neu kennen zu lernen.“
Für Johanna Brunner wird durch die Umfrage klar bestätigt, dass es für Kinder in der Kirche keine „Standardmodelle“ gibt, sondern alle Angebote auf die Situation in den Pfarrgemeinden abgestimmt sein müssen. Zugleich, so Brunner, brauche es Grundlinien, damit es eine Vergleichbarkeit, eine ähnliche „Sprache“ und damit die Möglichkeit gibt, Ressourcen bereitzustellen und Synergien zu nutzen. „Und – last, but not least – ist auf eine maximale Einfachheit zu achten, damit sich auch Menschen finden, die sich die Umsetzung und Verantwortung zutrauen“, ist Brunner überzeugt.
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