Option. Letzte Spuren der Erinnerung
2014 erinnerten 10 Zeitzeug*innen in der Theaterproduktion „Option. Spuren der Erinnerung“ mit ihren Erzählungen an die Geschichte.
1939 standen knapp 235.000 deutschsprachige Südtiroler*innen vor einer Option: ins Deutsche Reich auszuwandern oder in Italien zu bleiben. Regisseur Alexander Kratzer und die Dramaturginnen Ina Tartler und Elisabeth Thaler begaben sich vor sechs Jahren auf die Spuren der Erinnerung und schufen aus 60 Zeitzeugeninterviews dieses außergewöhnliche dokumentarische Theaterprojekt, aus ineinander verwobenen Erinnerungssplittern, von Schauspielsequenzen begleitet und von dem fein gesponnenen musikalischen Netz der Musicbanda Franui getragen.
Aber die Spuren der Erinnerung verblassen.
Die Zeichen der Zeit sagen: Die Erinnerung muss wider das Vergessen wachgehalten werden. 2019, zum 80. Jahrestag der OPTION, beschließen die VBB, dieses Theaterprojekt wiederaufzunehmen. Man trifft und bespricht sich, freut sich auf das Proben und das Wiedersehen. Doch die Zeit steht nicht still und geht an den Menschen nicht spurlos vorüber. Innerhalb nur weniger Wochen entstehen Lücken in der durch diese Theatererfahrung zu einer kleinen Schicksalsfamilie zusammengewachsenen Zeitzeugengruppe. Manchen fehlt die Kraft, das hohe Alter fordert seinen Tribut, manche holt das Vergessen ein. Fünf der Zeitzeug*innen können nicht mehr live auf die Bühne.
Was nun?
Sich der Zeit stellen. Aber wie? Dennoch wiederaufnehmen? Umgestalten? Neu inszenieren? Es ganz ruhen lassen? All diese Fragen haben sich die VBB und das Projektteam gemeinsam mit den Zeitzeug*innen und den Familienangehörigen gestellt; alle diese Optionen gedacht und wieder in Frage gestellt. Vor wenigen Tagen ist die Entscheidung gefallen: die Chance zu ergreifen.
Fünf der Zeitzeug*innen werden fehlen, nicht aber ihre Geschichten. Gelebte Geschichte ist vergänglich, lebt aber in der Erinnerung wieder auf. Und kann von der nächsten Generation in die nächsten Generationen weitergetragen, von Kindern und Enkelkindern erzählt werden. Dort wo dem Leben Grenzen gesetzt sind, hebt die Kunst sie wieder auf.
Termin: Premiere am 23. Februar um 18.00 Uhr im Stadttheater Bozen.
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