Die sechs neuen Todsünden
Die Brixner Band LAEDS bringt ihr zweites Album heraus.Ihr Musikstil ist komplizierter, anspruchsvoller und härter geworden, kurz: das Gegenteil von Pop.
Tageszeitung: Woher kommt der Bandname „LAEDS“?
LAEDS: Ursprünglich hießen wir Lads, aber das führte zu einigen Problemen bei Internetsuchen, da es ein umgangssprachliches Wort ist. Wir brauchten etwas, das man anders schreibt, aber gleich ausspricht, daher Laeds.
Homestage ist nach Salvage euer zweites Album. In welche Richtung habt ihr euch entwickelt? Was ist neu am neuen Album?
Unser Musikstil ist komplizierter, anspruchsvoller und etwas härter geworden, wir sprechen nun eher eine Nische an… Gleichzeitig ist aber die neue CD mit der ersten nicht zu vergleichen. Wir haben qualitativ enorme Fortschritte gemacht. Homestagewurde in Trient und Bozen von Fabio de Pretis und Mattia Mariotti aufgenommen und im Studio Serakos in Warschau gemischt und gemastert.
Ihr bezeichnet eure Musik als Progressive Rock? Darauf folgt meist die Frage: Was ist das denn?
Es ist das Gegenteil von Pop: Die Lieder sind lang und kompliziert, die Botschaften sind tiefgründig und das künstlerische Niveau anspruchsvoller.
Progressive Rock ist ein weiter Begriff, der stilistisch kaum einzugrenzen ist wie Metal oder Reggae. Wie definiert ihr ihn, an welchen Bands orientiert ihr euch?
Stark geprägt hat uns das Werk von Steven Wilson, Songwriter und ehemaliger Sänger von Porcupine Tree. Heute ist er, künstlerisch und technisch gesehen, vielleicht sogar die wichtigste Figur in unserem Genre weltweit. Es gibt aber unzählige Einflüsse aus den verschiedensten Musikstilen und Epochen, da diese Musikrichtung so vielseitig sein kann.
Lange Songs, massive Gitarren-Riffs, psychedelische Klänge und ausufernde Instrumentalpassagen sind Merkmale des Progressive Rock. Welche Elemente sind euch wichtig?
Progressive Rock bringt man meistens mit schwieriger, komplizierter Musik in Verbindung. Das stimmt zwar, aber man kann es auch übertreiben. Uns ist wichtig, Musik und Botschaft eng zu verbinden, damit sie sich gegenseitig hervorheben. Im Vordergrund soll auf keinen Fall technische Angeberei als Selbstzweck stehen…
Die Band besteht aus zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, also dem üblichen Rockinstrumentarium. Mit der Geige kommt ein Klang von klassischer Kunstmusik dazu. Ist das ein wichtiger Aspekt in eurer Musik?
Wie schon erwähnt ist unser Stil vielseitig. Die Geige, wie man sie in der klassischen oder Folkmusik kennt, ist nur einer der vielen Klänge, die man in unseren Liedern finden kann. Alle Bandmitglieder sind anders und bringen sich beim Songwriting ein, also findet man in unseren Liedern auch Spuren von Blues, Funk, psychedelischem Rock, Metal, Pop und sogar Unplugged-Vibes.
Das Album enthält sechs Lieder, die jeweils ein Mitglied einer Familie beschreiben, deren Leben aus Fassade und Heuchelei besteht. Ist in unserer Gesellschaft alles nur Fassade und Heuchelei?
Sechs Lieder für sechs soziale Themen, die in unserer nahen Umwelt sehr präsent sind und trotzdem sehr selten angesprochen werden. Wir nennen sie die „sechs neuen Todsünden“ unserer Gesellschaft. Diese imaginäre, aber trotzdem leider viel zu realistische Familie ist wohlhabend und lebt im Luxus. Die Familienmitglieder hätten scheinbar alle Voraussetzungen, um glücklich zu sein, trotzdem müssen sie alle die eigene versteckte Bürde tragen, die sie niemals zum Ausdruck bringen werden. Es geht um Hass, Depressionen, Alkoholismus, Oberflächlichkeit, Scheidung, Untreue…
In dem Song „Reach/Bleach“ geht es um jugendlichen Selbstmord. Wie nähert ihr euch diesem Tabuthema?
Obwohl der Songtext mit einem Hauch Hoffnung endet, gehen wir mit Selbstmord genauso um wie mit allen anderen Themen im Album – mit Sachlichkeit und ohne Wertung. Diese CD ist die erste von einem zweiteiligen Konzeptalbum. Sie beschreibt Charaktere und Situationen mit Objektivität. Die zweite, die gerade geschrieben wird, wird sich dann mit den Gedanken, Träumen und Gefühlen der Protagonisten auseinandersetzen. Momentan ist es uns nur wichtig, diese Themen anzusprechen. Sie sind nämlich so sensibel, dass das reine Thematisieren als Provokation empfunden werden kann.
Neben Selbstkomponiertem spielt ihr auch Cover-Songs, etwa von den Beatles, Queen und Pink Floyd. Das klingt nach leidenschaftlicher Live-Band.
So haben wir begonnen, so finanzieren wir uns immer noch und solange es Spaß macht, werden wir es auch nicht lassen! Auf jeden Fall kann man sicher behaupten, dass Liveauftritte unsere größte Stärke sind.
Wohin soll die Reise von „LAEDS“ gehen?
Dorthin, wo unsere Musik geschätzt wird! Wir sind bereit für die Welt, wir hoffen nur, die Welt ist bereit für uns!
Interview: Heinrich Schwazer
Info
LAEDS wurde 2013 von den drei Musikerbrüdern Emanuele, Damiano und Lorenzo Colombi gegründet. Nach einigen Änderungen in der Besetzung schlossen sich Gabriele Munini am Bass und Raffaele Barberio an der Gitarre der Band an. Anfang 2018 beginnt die Band mit Mattia Mariotti, dem Bozner Gitarristen und Produzenten, zusammenzuarbeiten, so beginnt die Produktion des neuen Albums, HOMESTAGE, das auf mehreren Konzerten vorgestellt wird.
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