Hans Haid ist tot
Der österreichische Volkskundler, Bergbauer, Mundartdichter und Streiter gegen die Auswüchse des Massentourismus Hans Haid ist kurz vor seinem 81. Geburtstag gestorben
Prof. h.c. Dr. Hans Haid war österreichischer Volkskundler, Bergbauer, Alpenforscher und Autor. Er zählte zu den bekanntesten und umstrittensten Persönlichkeiten des Ötztals.In den fünf Jahrzehnten seines literarischen Schaffens veröffentlichte er an die 30 Bücher. In zahlreichen Bildbänden und Sachbüchern beschäftigte er sich mit kulturgeschichtlichen Themen des Alpenraums, beispielsweise Alpenbräuche, Naturkatastrophen, Transhumanz. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der 2011 verstorbenen Prof. Dr. Gerlinde Haid, erforschte er die Volksmusik der Alpen und veröffentlichte in der CD-Reihe „musica alpina“ insgesamt 5 Doppel-CDs.
Durch ihn erfuhr die Ötztaler Mundart Anerkennung und Verwendung als Medium literarischer Gestaltung. Er verfasste Gedichte in Ötztaler Mundart und setzte sich dafür ein, dass die Ötztaler Mundart als eine der ältesten Sprachen Österreichs in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO eingetragen wurde. Seit den 1960ern stand er mit H. C. Artmann und anderen Vertretern der Wiener Gruppe in regem Austausch. Der kritische Visionär wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Otto-Grünmandl-Literaturpreis 2010, und gilt als Experte für die Geschichte und Geschichten des Alpenraums. Zahlreiche literarische Veröffentlichungen und Sachbücher über Geschichte und Kultur des alpinen Raums.
Ein zentrales Thema waren die Auswüchse des Massentourismus. Mit seinen Leserbriefen, Diskussionsbeiträgen, Interviews kritisierte er immer wieder die Tourismusvertreter des Landes, was ihm nicht immer nur Freunde machte. Er war aber nicht nur Kritiker, sondern initiierte auch zahlreiche EU-Projekte zur Regionalentwicklung des Ötztals (LEADER, Interreg). „Entweder sie jagen ihn aus dem Tal oder sie sprechen ihn heilig“, war kürzlich in einem Pressebericht über Hans Haid zu lesen.Eine kritische Stimme mag verstummt sein, aber mit seinen Texten, Visionen, Ideen lebt er weiter.
Im Haymon Verlag erscheint die Werkausgabe Hans Haid, beginnend 2018 mit „i schmeck in langes. Ausgewählte Gedichte“.
Die Verabschiedung findet am Freitag, 8.2.19 um 14:30 in der Pfarrkirche Längenfeld statt.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.