„Operation gelungen, Patient tot“
Der fliegende Wechsel von Anna Pitarelli von den Freiheitlichen zu Lega reißt bei den Blauen wieder alte Wunden auf.
von Artur Oberhofer
So schnelllebig ist die Politik!
Im Spätherbst war Anna Pitarelli für Pius Leitner noch die „Zukunft der Freiheitlichen“. Jetzt, nur wenige Monate später, hat die ehrgeizige Juristin den blauen Blazer an der Garderobe der Geschichte wieder abgelegt und sich auf die Seite der Wahlgewinner geschlagen. Anna Pitarelli ist jetzt die Zukunft der Lega, die Einflüstererin von Landesrat Massimo Bessone.
Der fliegende Wechsel von Anna Pitarelli reißt bei den Freiheitlichen alte Wunden auf – und sorgt hinter den blauen Kulissen und im Netz für Spott und Häme. „Man hat im Sommer vergangenen Jahres die Puffkeiler aus der Partei hinausschmeißen und sie mit neuen Gesichtern ersetzen wollen“, giftet etwa der Ex-Landtagsabgeordnete Walter Blaas, „und das Ergebnis ist: Operation gelungen, Patient tot.“
Die Puffkeiler, so Blaas, seien hinausgeschmissen oder hinausgeekelt worden, „aber auch die Opportunisten wie Florian von Ach und die Frau Pitarelli sind jetzt nicht mehr da.“
Bereits im Wahlkampf hatte der Quereinstieg der quirligen Anna Pitarelli bei den Blauen innerparteilich für Zündstoff gesorgt. Hinter vorgehaltener Hand wurde mokiert, die ehemalige SVP-Stadtviertel- und Gemeinderätin und Gründerin der (erfolglosen) Bozner Welle sei gar nicht blau und benutze die Freiheitlichen nur als Sprungbrett, um in den Landtag zu kommen. „Gegen die Frau Pitarelli hatte und habe ich nichts“, sagt Walter Blaas im Nachhinein, „sie hat ganz legitim versucht, in den Landtag zu kommen, aber es war von der Parteispitze nicht korrekt, sie ohne Vorstandsbeschluss und über die Köpfe der anderen hinweg ins Boot zu holen und viel besser zu behandeln als bewährte Kräfte.“
Besonders der Umstand, dass Ehrenobmann Pius Leitner die Kandidatur von Anna Pitarelli sehr gepusht hatte, sorgte damals bei den Blauen für böses Blut. So hatte Pius Leitner im Wahlkampf mit Anna Pitarelli im Eisacktal und im Pustertal sogar Haus-zu-Haus-Besuche gemacht. „So etwas“, giftete damals die Landtagsabgeordnete Tamara Oberhofer, die gar nicht glücklich war, dass die blonde Boznerin in „ihrem“ Bezirk wirbelte und wilderte, „hat der Pius noch nie und für keinen anderen Kandidaten getan.“
Und was sagt Pius Leitner jetzt, wenn die von ihm protegierte Anna nicht mehr blau, sondern Lega-grün ist? „Nichts“, so antwortet Pius Leitner auf eine Anfrage der TAGESZEITUNG lapidar, „sie ist volljährig, geimpft und für ihr Tun selber verantwortlich.“
Einer der großen Förderer von Anna Pitarelli war auch Freiheitlichen-Chef Andreas Leiter Reber. Er hatte damals im Juli 2018 eigens eine Pressekonferenz einberufen, um die Überraschungskandidatin zu präsentieren. Auf dieser PK erklärte Anna Pitarelli, ihr gefalle „die neue Handschrift von Obmann Leiter Reber“. In der SVP sei „leider keine freie Meinungsäußerung mehr möglich“, außerdem habe die Volkspartei „die Volkstumspolitik auf den Misthaufen geworfen“, deswegen sei sie jetzt blau! „Die Frau Pitarelli als Kämpferin für das Volkstum zu präsentieren“, ätzt Walter Blaas, „war eine der genialen Ideen der neuen Führung.“
Andreas Leiter Reber erklärte: „Für mich passt das schon.“
Trotz eines intensiven Wahlkampfs und der Wahlhilfe durch Pius Leitner & Co. erreichte Anna Pitarelli bei den Landtagswahlen auf der blauen Liste nur den zehnten Platz – mit 690 Stimmen. Es war dies ein ähnliches Debakel wie zwei Jahre zuvor, als Anna Pitarelli mit ihrer neugegründeten Bewegung Neue Welle für Bozen nur auf 2,3 Prozent der Stimmen kam und nicht den Sprung in den Gemeinderat schaffte.
Nichtsdestotrotz. Dank Massimo Bessone ist Anna Pitarelli nun doch dort angekommen, wo sie immer schon sein wollte: im Zimmer der Macht.
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Kommentare (16)
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tiroler
Ein Mix aus Artioli und Biancofiore. Brrrrr…
pingoballino1955
Guater Leitner losses bleibn,kassier deine Mammutrente und Privilegien und verschon ins Südtiroler/innen in Zukunft mit deier Presänz. Mochsch sowieso leimear in uan Plutzger nochn ondern! Macht braucht Kontrolle und nor teiflisch hoamlich okassiern-schamp enk olle!
prof
Wenn Pius Leitner sagt „sie ist geimpft und volljährig“ hat er wohl Recht.
Was denkt sich aber Frau Pitarelli dabei,wenn sie die Seiten wechselt wie ein „Windfahnl“.Ist ihr gar nichts zu blöd,nur um im Rampenlicht zu stehen??
Momentan ist sie eine schöne Frau,aber Schönheit vergeht,das andere bleibt.
pingoballino1955
Dem Leitner ist ja auch nichts zu blöd,also beide im Rampenlicht!
besserwisser
Der Herr Leitner verletzt die Privacy von der Frau Dr.Pittarelli. Ob Sie geimpft ist oder nicht geht das Volk nichts an!
prof
@besserwisser
Welche Privacy, wenn Herr Leitner sagt geimpft,dann ist es wohl nur eine Redensart,nicht eine Behauptung!!
besserwisser
@prof
1. als prof sollten sie verstanden haben dass das zynisch gemeint ist!
2. wenn es so waere dann waere es nur die präzision die die sogenannten freiheitlichen bei den anderen immer einfordern
3. der besserwisser bin immer noch ich!
sabine
Wirklich eine politische Überzeugung scheint Pitarelli nicht zu haben, wechselt jeweils dorthin, wo für sie die Bedingungen gerade am günstigsten sind. Unwählbar, mehr kann man dazu wohl nicht sagen.
annamaria
Drehen wie ein Windfahnl , Hauptsache dorthin wo man für wenig Leistung viel Geld bekommt und im Rampenlicht steht!!