Der Bruderzwist
In der Volkspartei ist ein recht unguter Bruderzwist ausgebrochen: Kompatscher vs. Achammer. Die politische Analyse von Arnold Tribus.
In der Volkspartei ist ein recht unguter Bruderzwist ausgebrochen, der weder der Partei, noch dem Land gut tut.
Ein Bruderzwist, nicht im Hause Habsburg, nach dem bekannten Theaterstück des österreichischen Nationaldichters Franz Grillparzer (1791-1872), sondern im Hause SVP, der, ob es passt oder nicht, die ganze Partei erfasst hat. Man spricht in der Partei nur über den Streit zwischen dem Arno und dem Philipp.
Es haben sich schon zwei Parteien gebildet oder sagen wir besser zwei Fanclubs, bist Du für den Arno oder bist Du für den Philipp, das ist die Frage, denn wären es zwei Parteien, wäre das ja das Ende der Sammelpartei, und das wollen die beiden Kontrahenten ja auch nicht, ihre Aufgabe ist ja genau das Gegenteil, sie müssen beide für das Wohl des Landes und für das Wohl der Partei arbeiten, dafür haben sie die Wähler ja mit den meisten Vorzugsstimmen (68.210 haben Kompatscher auf den Wahlzettel geschrieben, 33.288 Achammer) in den Landtag gewählt und ihnen Regierungsverantwortung übertragen. Nun sollten sie also gut arbeiten und alle ihre unverständlichen Animositäten und Eifersüchteleien ad acta legen.
Nachdem sie wohl auch festgestellt haben, dass es in der Partei rumort und dass die Parteimitglieder nur vom Streit reden anstatt über die Probleme, die es zu lösen gilt, sind sie beide bemüht, Wasser aufs Feuer zu gießen und den Brand zu löschen, der fürchterlich sein könnte. Dass sie dann beide so tun, als wäre nichts geschehen und die Presse beschuldigen, den Konflikt nur aufgebauscht zu haben, man sei doch immer ein Herz und eine Seele gewesen, man verstehe sich blendend, zwischen die beiden passe kein Blatt Papier, hieß es noch im Wahlkampf, glaubt auch niemand.
Die böse Presse!
Freilich, klar ist auch, dass der Konflikt vom Tagblatt in der Tat dazu missbraucht wurde, um zwischen die beiden Kontrahenten einen noch größeren Keil zu treiben. Die Zeitung spielte wieder einmal Partei und rechnete dem Landeshauptmann all seine Sünden und Fehlgriffe vor, während auf der anderen Seite Philipp Achammer steht, der mit einer Fülle an Macht ausgezeichnet würde, die ihn natürlich als nächsten Landeshauptmann ins Gespräch brachte.
Und dann wurde vorgerechnet, dass der Landeshauptmann mit minus 12.907 Stimmen eigentlich der Wahlverlierer sei und der von den Dolomiten protegierte und gesponserte Achammer mit plus 18.810 Stimmen der große Wahlgewinner, dem die Vize-Landeshauptmannschaft zustehe, die der böse Kompatscher aber seinem Spezi Schuler übertragen hat. Und nachdem Kompatscher bei seinem Antritt gesagt hatte, er werde nur zwei Legislaturen machen, tut man so, als wäre er ein Landeshauptmann auf Zeit, er möge nach dieser ja bitte gehen und den Platz frei machen für den tüchtigen Achammer. Das sind die großen Debatten.
Und ein großes Problem der gekränkten Eitelkeiten soll auch sein, das sich Obmann Achammer mit Minister Calderoli vor dem gemeinsamen Treffen zum Kaffee getroffen habe, aber bitte, das kann doch nicht ein Grund für eine politische Divergenz sein!
Alles so kleine Wadlbeißereien, lächerlich alle zusammen, aber dann doch so schwerwiegend, dass man eine Riesenpartei in Krise stürzt und vor allem die Parteibasis verunsichert.
Die Region wird zum Thema, weil Kompatscher Assessorate in der Region aufstocken will, um der jungen Jasmine Ladurner zu einem Posten zu verhelfen, und das über dem Kopf der lokalen Lega, die auch verärgert ist und mit dem Zorn des PD, der letztes Mal mit nur einem Landesrat in die Regierung kam, weil ein paar Punkte fehlten.
An Aufstockung dachte man damals nicht, dura lex sed lex, geht es um die eigene Wurst, ist die Aufstockung kein Problem.
Im Mai sind Europawahlen, die Partei hat allen Grund, geschlossen anzutreten, wenn sie den Sitz im Europaparlament nicht verlieren will, denn es wird auch Konkurrenz geben.
Das Bündnis SVP-Berlusconi tut das Ihre dazu. Also!
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Kommentare (20)
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pingoballino1955
SVP macht so weiter,dann macht ihr nicht diese Legislatur zu Ende,zu wünschen wäre es,ihr seid ja schlimmer wie die Kinder im Kindergarten,die allerdings wenn sie sich streiten sind sie EHRLICHER! Das Wohl der Bürger/innen scheint euch wohl nicht so sehr zu interessieren,wichtiger war Postenschacherei,Absahnerei und Streitereien!!! Und so eine Partei soll noch seriös sein?????
andreas
Achammer ist vom großen Medienhaus und der Bozner SVP Connection besser zu steuern, da sie sein nichts sagendes Wisch Waschi für sich nutzen können und auf wenig Widerstand treffen würden.
Der LH ist unbequem, da er sich von niemanden vorschreiben lässt, was er zu tun hat und an keinem Rockzipfel hängt. Im Gegensatz zu Achammer ist er juristisch sattelfest, hat Durchsetzungsvermögen, kann verhandeln und hat das Auftreten eines LH.
Ein Achammer als LH wäre ein Greuel und ein Armutszeugnis für Südtirol, nebenbei würden seine Homestorys mit Pullover im Partnerlook oder ähnlichem wohl stark zunehmen. Und wenn es ganz schlimm kommt, würde er wohl noch ein selbstkomponiertes Lied mit seiner Liebsten bei der Ernennung vortragen, was dann aber wohl eine Klage beim Europäische Gerichtshof für Menschenrechte rechtfertigen würde. 🙂
asterix
@Andreas, wenn ich auch kein SVP – Anhänger oder Jünger bin, da gebe ich dir einmal uneingeschränkt recht. Achammer ist nur der Pinocchio an den Fäden von ganz anderen Strippenziehern. Achammer hat gerade das Wirtschaftsresort ja nicht rein zufällig mit „übernommen“. Da ziehen ganz andere die Fäden.
prof
Abgesehen daß ich bei den letzten Wahlen kein SVP Wähler war, gibt es für mich momentan keinen besseren LH als Kompatscher. Ein zukünftiger LH Achammer wäre für mich auch ein Greuel so wie es andreas geschrieben hat.
goggile und marting., ihr Intim-Feinde von LH Kompatscher,getraut ihr euch hier Namen zu nennen die das Zeug hätten (auch nicht von der SVP) das Amt eines LH zu übernehmen ???