„Auch die Kleinen können cool Skifahren“
Anstrengend sind die Rennen schon. Hubertus von Hohenlohe über die mexikanischen Ski-Meisterschaften im Hochpustertal, über den Spaß im Skizirkus und die erhofften Winterspiele in Cortina.
TAGESZEITUNG Online: Herr von Hohenlohe – oder möchten Sie lieber mit Prinz angesprochen werden?
Hubertus von Hohenlohe: Nein. Hubertus reicht schon. Ich sehe das ganz sportlich.
Sie können nicht mit der Weltspitze mitfahren: Warum tun Sie sich diese anstrengenden Rennen an?
In der Weltspitze können nur zehn oder 15 Leute mitfahren. Aber das Leben und der Skizirkus bestehen nicht nur aus den Spitzenleuten. Es gibt auch noch Clowns uns Artisten. Ich trage dazu bei, dass auch abseits vom ernsten Skifahren noch einiges geboten wird. Dabei sollte man nicht vergessen: Auch die kleinen Nationen wollen und können cool Skifahren.
Warum kamen Sie mit den mexikanischen Ski-Meisterschaften nach Toblach, Innichen und Sexten?
Wir sind hier in einer Gegend, die wunderschön ist und viel zu bieten hat. In Toblach gibt es diesen tollen Lift, wo sehr viele Spitzensportler trainieren. Aber auch Sexten und Innichen haben ihre Stärken. Das alles wollen wir der Welt zeigen: Hier kann man ganz wunderbar Skifahren.
Steht bei den Rennen zwischen Montag und Mittwoch die Nachwuchsförderung im Vordergrund?
Ich möchte vor allem die kleinen Nationen fördern, deshalb sind hier Länder wie San Marino und Osttimor am Start. Diese haben Spaß am Sport, und ich bin der Ansicht, dass man ihnen einen angemessenen Stellenwert zusprechen sollte. Wir wollen der rein sportlichen Komponente auch eine gesellschaftliche hinzufügen. Schauen Sie: Wir sind drei Tage hier und manche von uns werden Freundschaften schließen, vielleicht für immer. Von nichts kommt nichts. Deshalb machen wir etwas. Der internationale Skizirkus hat sehr viele Regeln aufgestellt, um die kleinen Nationen und vielleicht mich im Besonderen loszuwerden. Hätte man nicht so viele Regeln erfunden, dann hätte ich wohl schon länger aufgehört.
Welchen Stellenwert hat der Skisport in Mexiko?
Es gibt leider keine Skilifte in Mexiko. Aber es gibt hohe Vulkane, die schneebedeckt sind. Mein Vater war einst im Hubschrauber mit Hansi Hinterseer unterwegs, um dort Ski zu fahren. Aber die reichen Leute in Mexiko gehen nach Colorado zum Skifahren, die armen können sich das nicht leisten. Deshalb besteht unser Ski-Team nur aus drei Leuten.
Werden Sie bei der Weltmeisterschaft in Åre mitfahren?
Ich bin dabei. Rodolfo Dickson ist allerdings sehr viel besser als ich. Er hat eine interessante Geschichte: Im Alter von zwei Monaten ist er adoptiert worden und ist dann in Kanada aufgewachsen. Dort war er auch im Ski-Team, aber mittlerweile seit drei Jahren fährt er für Mexiko. Die Dritte im Bunde ist Sarah Schleper. Sie ist früher für die USA gefahren, hat dann aber einen Mexikaner geheiratet und startet für uns.
Wie hoch ist das skifahrerische Niveau bei den Rennen im Hochpustertal?
Alle sind sehr ehrgeizig. Ich würde sagen, das Niveau ist knapp unter einem Europacup-Rennen. Das alles ist durchaus Ernst zu nehmen. Mit dabei ist eine gute Mischung aus vielen Nationen, allein bei den Herren waren 23 Länder am Start.
Werden die mexikanischen Meisterschaften jetzt immer im Hochpustertal ausgetragen?
Unsere Formel ist gut. Voriges Jahr hatten wir nur ein Rennen in Toblach, heuer sind es bereits drei Rennen an drei Orten. Dabei darf auch das gesellschaftliche Ereignis nicht zu kurz kommen.
Und was ist mit den olympischen Winterspielen, die 2026 in Cortina stattfinden könnten: Werden Sie da noch mitfahren?
Nein. Vielleicht schaffe ich noch die Weltmeisterschaft 2021. Wenn die Winterspiele wieder nach Cortina kommen, werde ich höchstens noch beratend vor Ort sein. Dabei waren meine Eltern 1956 in Cortina große Starts auf der Olympia-Bühne. Ich persönlich finde es schade, dass für die geplanten Spiele die Austragungsorte so weit voneinander entfernt sind. Wer soll den weiten Weg von Mailand nach Cortina auf sich nehmen? Mir hätten kleine, überschaubare Spiele in der Umgebung von Cortina besser gefallen.
Interview: Silke Hinterwaldner
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