Konversationen
Olivier Assayas macht Filme, die eher leise daherkommen und die etwas Aufmerksamkeit verlangen.
von Renate Mumelter
„Doubles vies“ ist einer von den Assayas-Filmen, die sich zurückhaltend geben, etwas mehr reden als es viele im Kino mögen, und der auf subtile Schauspielkunst setzt. Mit Guillaume Canet, Juliette Binoche, Vincent Macaigne, Nora Hamzawi und Christa Théret hat er da genau die richtigen gefunden, um jenen Gestalt zu geben, deren Leben und Lieben sich auf komplizierte aber auch undramatische Weise verstricken. Es gibt weder Schreiereien noch Mord und Totschlag wegen der unterschiedlichen Konzeptionen von Liebe und Treue.
Eigentlich geht es aber in „Doubles vies“ um Literatur, das Schreiben, um das Netz und darum, wie das Digitale die Kunst, die Literatur den Kulturmarkt und damit das Überleben verändert. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen der Verleger Alain, der gerade auf E-Book umdenken muss, möglicherweise aber auch nicht, seine Frau Selena, Fernsehstar in einer TV-Serie, die Verlagsmitarbeiterin Laure, der Schriftsteller Léonard, der gerne um sich selber kreist und seine Frau Valérie, die mit der Arbeit für einen Politiker beider Lebensunterhalt verdient.
Am besten ist es, sich als Zuschauende in den Film hineinzusetzen, sich vorzustellen, wie wohl die Happen schmecken, die grad gegessen werden, wie es in den Räumen mit Holzboden riecht, zuzuhören, welche Lebensentwürfe entstehen und zu entspannen. Rasche Rezepte zum Umgang mit der digitalen Revolution gibt’s keine, Inputs zum Weiterdenken aber sehr wohl.
Il gioco delle coppie (Doubles vies) FR 2018, 108 Min.: Regie Olivier Assayas. Bewertung: sehenswert, am Montag OmU
Was es sonst noch gibt: „Der Junge muss an die frische Luft“, „Astrid“ (Bz, Kaltern FR,SA,SO), Hitchcocks „The Birds“ (MI, DO), „Juliet, Naked“ (Kaltern, FR, SA, SO), „The Composer“ (Kaltern, DO)
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