Du bist nicht allein…
Caroline Link kann Filme machen, ihr Kino ist gutes Kino für alle
von Renate Mumelter
Hans-Peters Mutter hat behaarte Achselhöhlen, und das ist richtig so. Damals, in den 1960ern, 1970ern dachte kein Mensch daran, sich zu depilieren. Das Glatte kam erst später.
Es sind diese kleinen, unauffälligen Details, die zeigen, wie ernst die Regisseurin ihr Handwerk nimmt. Das wieder ist die Basis für die überzeugende Stimmung im Kino.
Bei „Der Junge muss an die frische Luft“ ist diese Stimmung gut, obwohl eine Familientragödie erzählt wird. Hans-Peter, der kleine Bub aus Recklinghausen hat nämlich alle Voraussetzungen, zum Außenseiter zu werden. Er ist pummelig und unsportlich, sein Vater ist ständig auf Montage, die Mutter liebevoll aber trübsinnig. Dazu kommt, dass Hans-Peter lieber Prinzessin als Pirat ist. Mit Hilfe seiner Großeltern schafft er es, gut groß zu werden. In der Familie unterstützen sich alle gegenseitig und sie vergessen dabei das Lachen und Träumen nicht. Hans-Peter hilft auch noch Roy Blacks „Du bist nicht allein“.
Julius Weckauf ist ein hinreißender junger Hans-Peter Kerkeling.
„Und gleichzeitig bin ich auch Tante Lore und die Richtung, in die sie mich im Kinderwagen auf dem Feldweg schiebt. Ich bin die gescheckte Kuh auf der Weide, das gelbe Korn auf dem Feld und der rote Mohn am Wegesrand. Ich bin der schmale Trampelpfad und dessen Ende. Ich bin der wolkenlose Himmel. Ich bin wach.“, steht am Ende von Hape Kerkelings Autobiografie.
„Der Junge muss an die frische Luft“ (DE 2018), 100 Min., Regie Caroline Link, mit Julius Weckauf. Bewertung: Sehenswert. Trotz des Titels kein Kinderfilm, für größere Kinder aber ok.
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